Suchttherapie 2017; 18(S 01): S1-S72
DOI: 10.1055/s-0037-1604661
Poster
P2: Postersession „Evaluation“
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prädiktoren der funktionalen Gesundheit bei alkoholabhängigen Patienten zu Beginn einer stationären Entzugsbehandlung und nach sechs Monaten

A Silkens
1   Klinik für abhängiges Verhalten und Suchtmedizin, LVR Klinikum Essen, Kliniken/Institut der Universität Duisburg-Essen
,
A Buchholz
2   Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf
,
N Scherbaum
1   Klinik für abhängiges Verhalten und Suchtmedizin, LVR Klinikum Essen, Kliniken/Institut der Universität Duisburg-Essen
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Publication History

Publication Date:
08 August 2017 (online)

 
 

    Einleitung:

    In qualifizierten Entzugsbehandlungen (QE) werden neben der Abhängigkeitserkrankung (klassifiziert nach ICD-10) auch körperliche, psychische und soziale Beeinträchtigungen der alkoholkranken Patienten berücksichtigt. Die funktionale Gesundheit nach der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (kurz ICF) bildet systematisch diese Beeinträchtigungen ab und erlaubt eine umfassende Therapieplanung. In dieser Studie werden Prädiktoren für die funktionale Gesundheit von alkoholabhängigen Patienten im QE sowie sechs Monate später im Längsschnitt untersucht.

    Methodik:

    Im Rahmen des MATE-LOC Projektes (Measurements in the Addictions for Triage and Evaluation) wurden in vier Kliniken 250 Patienten befragt, die sich in einer QE befanden. Sechs Monate nach Abschluss der QE fand eine telefonische Katamneseerhebung mit 167 Patienten statt (Wiedererreichungsquote 67%). Alkoholbezogene Maße wurden mit dem MATE erfasst. Die funktionale Gesundheit wurde mittels des MATE-ICF-Core Set and Need for care erfasst, einem Teil des MATE, welcher speziell für den Suchtbereich ausgewählte Items der ICF-Komponenten enthält.

    Ergebnisse:

    Die funktionale Gesundheit der Patienten verbesserte sich nach sechs Monaten signifikant. Zu Behandlungsbeginn stand die funktionale Gesundheit im Zusammenhang mit dem Schweregrad der Abhängigkeit, den substanzbezogenen Komorbiditäten, der psychischen Belastung und der sozialen Unterstützung. Nach sechs Monaten konnte eine geringe funktionale Gesundheit durch eine geringe funktionale Gesundheit zu Beginn der Behandlung sowie durch eine geringere soziale Unterstützung vorhergesagt werden. Die Verbesserung der funktionalen Gesundheit konnte vorhergesagt werden durch einen höheren Schweregrad der Abhängigkeit und durch eine höhere psychische Belastung.

    Schlussfolgerung:

    Neben dem Gesundheitsproblem, der Alkoholabhängigkeit, sollten zukünftig gezielt Belastungsfaktoren (u.a. psychische Belastung) in der Behandlung erfasst und evaluiert werden, um stützende Faktoren individuell zu etablieren und gezielter Rückfällen und somit einer Chronifizierung der Erkrankung vorbeugen zu können.


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