Einleitung:
Bereits vor vielen Jahren wurde in fortgeschrittenen Stadien der chronischen Pankreatitis
(CP) eine zunehmende Schmerzfreiheit bei gleichzeitiger funktioneller Insuffizienz
postuliert (burnout Hypothese). In Ammanns Kohorte (1999, Gastroenterology) entwickelten
innerhalb von 10 Jahren alle Patienten ein burnout des Pankreas.
Daneben hat sich die Suche nach einer adäquaten Klassifikation der CP in der Vergangenheit
als schwierig herausgestellt. Die M-ANNHEIM Klassifikation stellt ein neues Klassifizierungssystem
dar, das alle ätiologischen Risikofaktoren berücksichtigt und einen Schweregrad-Index
anbietet.
Ziele:
Es wurde erstens analysiert, ob ein burnout des Pankreas bei CP regelhaft auftritt
und ob die Häufigkeit mit ätiologischen Risikofaktoren assoziiert ist und zweitens,
ob die M-ANNHEIM Klassifikation den Erkrankungsverlauf adäquat wiederspiegelt.
Methodik:
Wir analysierten retrospektiv den Langzeitverlauf von 741 Patienten mit CP aus drei
Zentren (Mannheim, n = 537; Gießen, n = 100; Donetsk, n = 104), welche anhand der
M-ANNHEIM Klassifikation analysiert wurden.
Ergebnis:
Die mediane Erkrankungsdauer der Kohorte lag bei 5 Jahren und bei 109 Patienten >
10 Jahren. Die Häufigkeit des burnout steigt mit zunehmender Erkrankungsdauer an.
Bei Patienten mit > 20 Jahren Erkrankungsdauer lag die Rate allerdings bei maximal
38%. Die Häufigkeit des burnouts war dabei abhängig von den zugrundeliegenden ätiologischen
Risikofaktoren. Mittels multivariabler logistischer Regressionsanalyse konnte Alkoholabusus
als unabhängiger Risikofaktor (neben der Erkrankungsdauer) identifiziert werden. Bei
alkoholischer CP konnte nach 20 Jahren Erkrankungsdauer erstmalig eine signifikante
Schmerzreduktion festgestellt werden (p < 0,05; MWU-test).
Die M-ANNHEIM Klassifikation korreliert innerhalb der ersten 10 Jahre der Erkrankung
signifikant mit der Erkrankungsdauer und erreicht anschließend ein Plateau.
Schlussfolgerung:
Der burnout des Pankreas tritt nicht regelhaft in allen Patienten mit CP auf und wurde
bisher wohl systematisch überschätzt. Erhöhte Raten sind bei alkoholischer Genese
zu erwarten. Die M-ANNHEIM Klassifikation spiegelt den Verlauf der Erkrankung präzise
wieder.