Einleitung:
Spätaussiedler/innen stellen eine der größten Migrantengruppen in Deutschland dar.
Ihre Vorstellungen von Gesundheit sind jedoch kaum untersucht. Welche Kernelemente
für die Gesundheit im Alter von Bedeutung sind, ist eine zentrale Forschungsfrage
in der Studie „Gesundheitsvorstellungen von Spätaussiedler/innen im Alter – eine qualitative
Studie“.
Methodik:
In der qualitativ angelegten Studie wurde der Zugang u.a. über Kontaktpersonen in
den spätaussiedlerspezifischen Netzwerken getätigt. Die Ansprache erfolgte in deren
Sprache. Mit einem offenen in zwei Sprachen konzipierten Leitfadeninterview, wurden
Spätaussiedler/innen (n = 13) im Alter zwischen 66 – 75 Jahren interviewt. Die Interviews
fanden auf Wunsch der Studienteilnehmer/innen in der russischen Sprache statt. Die
gesamte Datenaufbereitung sowie Ergebnisauswertung mittels der Dokumentarischen Methode
nach Bohnsack konnte ebenfalls in russischer Sprache durchgeführt werden.
Ergebnisse:
Das wichtigste Element in der Gesundheitsvorstellung bei älteren Spätaussiedler/innen
ist das Vorhandensein und Funktionieren der Familie. Bei beiden Geschlechtern stellen
die Enkelkinder das bedeutsamste Familienglied in der Generationskette dar. Die Sorge
für diese ist mit einem starken Gefühl von „gebraucht zu werden“ und „nützlich zu
sein“ verbunden. Diese Einstellung kann als Motivation für das gesundheitserhaltende
Handeln dienen, wobei dieses mit der alltäglichen Vorsorge für Familienmitglieder
korrespondiert. Familie stellt also eine Ressource aber auch Belastung dar.
Schlussfolgerungen:
Das familiäre Funktionieren stellt ein wichtigstes Kernelement innerhalb des Gesundheitsbegriffs
von älteren Spätaussiedler/innen dar. Wie die familiären Netzwerke als Ressource gestärkt
und Belastungen entgegengewirkt werden kann, erfordert weitere Forschung.