Z Geburtshilfe Neonatol 2017; 221(S 01): E1-E113
DOI: 10.1055/s-0037-1607688
Vorträge
Mütterliche Erkrankungen I/Impulsreferat der Haackert Stiftung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Untersuchung der kardiovaskulären Reaktionsdynamik nach Schwangerschaftskomplikationen – eine Pilotstudie zur Eignung eines computerunterstützten kognitiven Stressparadigmas

K Schmid-Zalaudek
1   Medizinische Universität Graz, Institut für Physiologie, Graz, Austria
,
J Riedl
1   Medizinische Universität Graz, Institut für Physiologie, Graz, Austria
,
M Rokov
1   Medizinische Universität Graz, Institut für Physiologie, Graz, Austria
,
K Hilgarter
1   Medizinische Universität Graz, Institut für Physiologie, Graz, Austria
,
MG Mörtl
2   Klinikum Klagenfurt, Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, Perinatalzentrum, Klagenfurt, Austria
,
I Papousek
3   Karl-Franzens Universität Graz, Institut für Psychologie, Graz, Austria
,
E Weiss
3   Karl-Franzens Universität Graz, Institut für Psychologie, Graz, Austria
,
V Lessiak
2   Klinikum Klagenfurt, Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, Perinatalzentrum, Klagenfurt, Austria
,
HK Lackner
1   Medizinische Universität Graz, Institut für Physiologie, Graz, Austria
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
27 October 2017 (online)

 
 

    Fragestellung:

    Transiente Variationen der Herzfrequenz (HR) stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit psychischen Prozessen und können – im Gegensatz zu Methoden mit geringerer zeitlicher Auflösung – auch unterschwellige und unbewusste Veränderungen zeitsynchron abbilden. Dynamische Veränderungen der HR zeigen einen typischen Verlauf und können durch verschiedene Stressreize experimentell induziert werden. Ziel dieser Pilotstudie (im Rahmen von OeNB Projekt 16426) war es, das entwickelte computerunterstützte kognitive Stressparadigma hinsichtlich Eignung und Effektivität im klinischen Kontext zu testen.

    Methode:

    Der California Verbal Learning Task (CVLT, Niemann et al., 2008) dient der Bestimmung der verbalen Lern.- und Gedächtnisleistung. Um die psychische Belastung der Testsituation im Sinne eines Stressors zu intensivieren, wurde vor der reguläre Testinstruktion ein selbst-relevanten Aspekt „... manche körperlichen Veränderungen wie sie z.B. bei einer Schwangerschaft oder Erkrankungen vorkommen können, können sich auch auf die Funktionen des Gehirns auswirken. Ein besonders sensibler Indikator für solche Verschlechterungen ist, wie gut man sich Dinge merken kann, ... das Testergebnis wird von Kollegen auf der Psychiatrie/Neurologie genau angeschaut werden, ob es dem Alter entsprechend ist oder auf eine Alterung des Gehirns hinweist.“ ergänzt und zeitsynchron analysiert (Antizipationsphase).

    Zusätzlich erhielten die Teilnehmerinnen die Anweisung erst nach Ablauf von 30 Sekunden nach Darbietung der Wortliste mit ihren Wortnennungen zu beginnen, um auch dynamische Veränderungen ohne Einfluss des Sprechens analysieren zu können.

    Ergebnis:

    20 Frauen nach Präeklampsie und 20 Frauen nach komplikationsloser Schwangerschaft im Alter von 18 – 40 Jahren nahmen an der Pilotstudie zur Erprobung des Paradigmas teil. Die Ergebnisse zeigten, dass das entwickelte Stressparadigma hypothesenkonforme kardiovaskuläre Veränderungen bewirkte. Demgemäß zeigte sich eine deutlich Zunahme der Herzfrequenz während der Antizipation des kognitiven Tests, insbesondere aber in der ersten Phase des CVLT (Lernleistung). Im Verlauf der Testung (Überprüfung der längerfristigen Gedächtnisleistung) nahm die Dynamik erwartungsgemäß ab. Nach Beendigung des Testablaufs zeigte sich auf physiologischer Ebene eine Erholung, wobei es Unterschiede zwischen Frauen mit Präeklampsie im Vergleich zu Frauen nach komplikationsloser Schwangerschaft gab. Diese Veränderungen zeigten sich einheitlich in allen kardiovaskulären Parametern.

    Schlussfolgerungen:

    Das entwickelte computerunterstützte kognitive Stressparadigma hat sich im klinischen Kontext bewährt und ist in laufenden Studien in Verwendung. Die Ergänzung um eine selbst-relevante Stressinstruktion erwies sich im klinischen Setting einfach umsetzbar und im Hinblick auf die kardiovaskuläre Reaktionsdynamik mit zusätzlichem Informationsgehalt als sehr effektiv.


    #