Hintergrund:
Die Präeklampsie zählt weiterhin zu den häufigsten Ursachen maternaler und perinataler
Frühmorbidität und Mortalität und belastet nach dem aktuellen Wissensstand auch deutlich
und nachhaltig die kardiovaskuläre Langzeitmorbidität der Mütter und ihrer Nachkommen.
Die Inzidenzschätzungen liegen in den industrialisierten Ländern bei etwa 3 – 5%,
wobei sie durch die Definitionsalterationen der letzten Jahre deutlich schwanken.
Ziel:
Im Rahmen dieser mehrjährigen Studie (OeNB Projekt 16426) werden Mütter nach Schwangerschaftskomplikationen
wie Präeklampsie und Gestationsdiabetes in einem postpartum Setting auf mögliche physiologische
sowie modulierende psychosoziale Risikofaktoren untersucht. Diese individuelle Zusatzinformation
wäre eine Möglichkeit, durch personalisierte präventive Interventionen, die kardiovaskuläre
Langzeitmorbidität für Mutter und Kind positiv zu beeinflussen.
Methode:
Insgesamt werde 120 Frauen (40 nach komplikationsfreier Schwangerschaft, 40 nach Präeklampsie
und 40 nach Gestationsdiabetes) im Alter von 18 – 40 Jahren in zwei Studienzentren
(Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Medizinischen Universität
Graz, Perinatalzentrum am Klinikum Klagenfurt) rekrutiert und in die Studie eingeschlossen.
Der Studieneinschluss erfolgt unter Berücksichtigung der Ein- bzw. Ausschlusskriterien
und unterzeichneten informed consent 12 Wochen postpartum.
Der erste der insgesamt fünf Messzeitpunkte erfolgt 16 Wochen nach der Geburt, alle
weiteren Messzeitpunkte jeweils im Abstand von acht Wochen. Jede Messung beginnt mit
der computerunterstützte Erhebung der soziodemographischen und biographischen Daten
(Fragebogen zur Lebens- und Stillsituation) sowie psychologischer Fragebögen (körperlichen
Aktivität, Depressionsskala, Stressverarbeitung, sozialen Unterstützung, etc.). Anschließend
erfolgt die kontinuierliche hochsynchrone Aufzeichnung von kardiovaskulären Parametern
(nicht-invasiver kontinuierlicher Blutdruck, EKG und thorakale Impedanz) mittels Task
Force Monitor (TFM CNSystems, Graz Austria) während eines automatisierten Studienparadigmas.
Dieses beinhaltet nach Erhebung der Baseline-Daten die Ankündigung eines kognitiven
Tests (Antizipation) mit einer selbst-relevanten Instruktion und die anschließende
Belastung der Probandinnen mit einem milden Stressor (CVLT, Niemann et al., 2008)
zur Analyse der kardiovaskulären Reaktionsdynamik. Nach einer Ruhephase erfolgt ein
weiterer Test zur Messung der kognitiven Flexibilität (MPT, Schulter et al., 2010).
Schlussfolgerung:
Die Ergebnisse der Pilotstudie sowie die erste Zwischenanalyse der Datenerhebungen
des ersten Projektjahrs zeigen die Effektivität des computerunterstützen Paradigmas
im klinischen Kontext zur Identifikation hypothesenkonformer Unterschiede zwischen
den drei Studienkohorten bezogen auf die kardiovaskuläre Reaktionsdynamik, welche
Grundlagen für individualisierte Interventionen in der Postpartalperiode ergeben könnten.