Einleitung:
Bei Patienten mit COPD bestehen pulmonale Einflüsse auf das Herz, die auch den linken
Ventrikel (LV) betreffen. Es ist anzunehmen, dass dies Veränderungen der elektrischen
Herzachse bedingt. Wir untersuchten daher die Beziehungen zwischen Atemwegsobstruktion,
Lungenüberblähung und dem elektrischen Lagetyp des Herzens für den QRS-Komplex, die
P- und T-Welle im Oberflächen-EKG.
Studienpopulation. 1195 Patienten der COSYCONET-Rekrutierungsvisite mit stabiler COPD
und ohne signifikante kardiale Erkrankung (mittleres ± SD Alter: 63,9 ± 8,4 Jahre;
COPD-Schweregrade GOLD 0 bis 4: n = 175/107/468/363/82).
Ergebnisse:
Ein zunehmender Schweregrad GOLD 0 – 4 war mit einer zunehmenden (p < 0,001) Rechtsdrehung
aller Achsen vergesellschaftet. Für den QRS-Komplex betrugen die Winkel (Mittel ±
SD) 26,2 °± 37,5 °; 27,0 °± 37,7 °; 31,7 °± 42,5 °; 46,6 °± 42,2 °; 47,4 °± 49,4 °.
Die Effekte auf die anderen Achsen waren gleichgerichtet. Der häufigste Lagetyp war
ein Steiltyp. Sowohl FEV1%Soll als auch ITGV%Soll waren starke Determinanten der Rechtsdrehung.
Gemäß Regressionsanalysen waren ein FEV1 von 30%Soll und ein ITGV von 150%Soll mit
einer Rotation von +25 ° gegenüber der Lage bei 100%Soll assoziiert. Rechnete man
die Effekte der Lungenfunktion heraus, so änderte sich die Verteilung der QRS-Achse
von einem dominierenden Steiltyp in Richtung Linkstyp. Die Zusammenhänge der Achsen
mit BMI, diastolischem Blutdruck, echokardiographisch bestimmter LV-Masse, Herzfrequenz
und QT-Dauer wurden mittels eines Strukturgleichungsmodells quantifiziert, in das
für Geschlecht, Alter und herzfrequenzrelevante Medikation adjustierte Daten eingingen.
Auch in diesem Netzwerk von Beziehungen dominierten die Einflüsse der Lungenfunktion
auf die Achsen über die direkten und indirekten Effekte der anderen Parameter.
Schlussfolgerung:
Die Analyse ergab eine Rechtsrotation aller 3 elektrischen Achsen in Abhängigkeit
von Obstruktion und Überblähung. Das Ausmaß dieser Rechtsdrehung bei anamnestisch
herzgesunden Patienten ist häufig so ausgeprägt, dass sich daraus ein anderer elektrischer
Lagetyp ergibt. Diese Rotationen dürften vorwiegend durch eine Lageänderung des Herzens
im Thorax bedingt sein, doch auch die Änderung der LV-Masse scheint beizutragen.
Mit Unterstützung des BMBF (FKZ 01GI0881) und DZL.