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DOI: 10.1055/s-0038-1625047
Leitlinie Diagnostik und Therapie des weiblichen Descensus genitalis
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
11. Januar 2018 (online)
Um für die deutschsprachigen Länder eine auf Evidenz (Level S2e) beruhende Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des weiblichen Descensus genitalis zu erarbeiten, wurde eine systematische Literaturauswertung durchgeführt und Empfehlungen daraus abgeleitet: So können ein gezieltes Beckenbodentraining und eine Pessareinlage Deszensussymptome reduzieren. Um die Erfolgsrate der Zystozelenkorrektur zu erhöhen, sollte geprüft werden, ob ein gleichzeitiger Deszensus im mittleren Kompartiment vorliegt, um die anteriore Scheidenplastik mit einer apikalen Fixation zu kombinieren. Der Einsatz von synthetischen Netzen im vorderen Kompartiment verringert die anatomischen und subjektiven Deszensus-Rezidivraten, allerdings ohne positive Wirkung auf die Lebensqualität und mit höheren de novo Dyspareunie und Re-Operationsraten. Die hintere Scheidenplastik als mediane Fasziennaht führt zu besseren Erfolgsraten als die defekt-spezifische Faszienkorrektur und sollte bei primärer Rektozelenkorrektur bevorzugt durchgeführt werden. Auf die Vereinigung der Levatorenschenkel sollte verzichtet werden, da sie nicht Rezidive verringert und hohe Dyspareunieraten beschriebenen wurden. Zusätzliche biologische Implantate verbessern nicht die Erfolgsraten im vorderen und hinteren Kompartiment. Die sakrospinale Kolpopexie, vaginale oder laparoskopische Fixation an den Sakrouterinligamenten und die offene, laparoskopische oder Roboter-gestützte Sakrokolpopexie können mit guter Evidenz zur Korrektur eines Deszensus im mittleren Kompartiment eingesetzt werden mit sehr guten Erfolgsraten. Der Uteruserhalt sollte bei entsprechender Indikationsstellung erwogen werden. Bei larvierter Belastungsinkontinenz sollte über die Möglichkeit einer gleichzeitigen suburethralen Bandeinlage im Rahmen der vaginalen Deszensuschirurgie gesprochen werden. Die suburethrale Bandeinlage kann aber auch zweizeitig, z.B. erst drei Monate nach der Deszensuschirurgie erfolgen. Auch bei symptomatischer Belastungsinkontinenz kann eine gleichzeitige Kontinenzoperation gegen die Belastungsinkontinenz angeboten werden. Welches Verfahren gewählt wird, muss mit der Patientin unter Beachtung aller Befunde und Symptome, insbesondere einer Belastungsinkontinenz, Comorbiditäten, Risikofaktoren, gleichzeitig geplanter totaler Hysterektomie, Wünsche der Patientin und Expertise der Abteilung abgewogen werden. Die rauchende Patientin sollte im Aufklärungsgespräch auf das erhöhte Risiko einer Netzerosion bei geplanter Netzimplantation hingewiesen und ein Nikotinverzicht empfohlen werden.
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