Hintergrund:
Laut WHO stellt eine adäquate Sexualfunktion Teil der Definition von Gesundheit dar.
Mittlerweile gibt es unter dem Dach des Comprehensive Cancer Centers Vienna eine Plattform
„Sexual Health in Cancer Patients“, deren Partner die Universitätsklinik für Physikalische
Medizin, Rehabilitation und Arbeitsmedizin ist. Patientinnen und Patienten mit Krebserkrankungen
haben nicht selten sexuelle Funktionsstörungen aufgrund der Erkrankung bzw. überlebensnotwendiger
Therapien. Regelmäßige körperliche Aktivität, Bewegung, Sport und Medizinische Trainingstherapie
haben eine wesentliche Bedeutung in der Rehabilitation von onkologischen Patientinnen
und Patienten. Ziel dieser Übersicht ist es, eine Orientierung über den Einfluss der
Intervention „Gezielte körperliche Aktivität und Training“ auf die sexuelle Gesundheit
und Sexualfunktion von Krebspatienten zu geben.
Methoden:
Es erfolgte eine Datenbank-gestützte, systematische Literatursuche mit Einschluss
von Übersichten sowie randomisierten, kontrollierten, klinischen Studien der letzten
5 Jahre.
Ergebnisse:
Innerhalb dieser Zeit lag der Schwerpunkt der wissenschaftlichen Bemühungen im Bereich
des Prostatakarzinoms, wobei sich hier die Ergebnisse relativ inhomogen darstellen
(positive Effekte auf die Sexualfunktion bzw. kein Benefit durch körperliches Training
sowie auch Verbesserung der sexuellen Aktivität und des sexuellen Interesses durch
Training). Vielversprechend scheinen Ansätze wie z.B. gemeinsam mit der Lebenspartnerin
durchgeführtes Krafttraining zu sein, welches den gesundheitsbezogenen Outcome und
die partnerschaftliche Zuneigung von Seiten der Ehefrau zu verbessern scheint. Trainingsinterventionsstudien
beim Endometriumkarzinom und bei Brustkrebs ergaben ebenfalls Hinweise auf einen Benefit
für die Sexualfunktion der Patientinnen.
Schlussfolgerungen:
In der Literatur finden sich deutliche Hinweise darauf, dass einzelne Dimensionen
der sexuellen Gesundheit von Krebspatienten durch Training positiv beeinflusst werden
können. Die derzeit vorliegende Studienlage erlaubt in Qualität und Quantität allerdings
noch keine sichere Aussage darüber. Deswegen sind – von einer offenbar ständig wachsenden
internationalen Community zum Thema – für die Zukunft hochwertige, multizentrische,
kontrollierte, klinische Studien zu fordern.