Hintergrund:
Strukturierte Schulungsprogramme für Menschen mit Diabetes Typ 2 (DM 2) sind sehr
gut evaluiert und haben in den Leitlinien oberste Priorität, noch vor Beginn einer
medikamentösen Therapie. Ziel dieser Untersuchung war es, die aktuelle Schulungsquote
in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern zu analysieren.
Methodik:
Die Daten der GUIDANCE-Studie, eine 8-Länder-Studie zur Behandlungsqualität und Leitlinienanwendung
bei DM 2 im Jahr 2010, wurden ausgewertet hinsichtlich Teilnahme an einem Diabetes-Schulungsprogramm.
Ergebnisse:
Im Vergleich gaben die meisten Patienten in den Niederlanden (88,7%) an, geschult
worden zu sein und in Italien die wenigsten (35,9%). Die weitere Reihenfolge: 2. Irland
(84,2%), 3. Schweden (79,5%), 4. Großbritannien (73,7%), 5. Deutschland (65,6%), 6.
Belgien (56,2%), 7. Frankreich (54,0%). Es zeigte sich kein Unterschied zwischen geschulten
und nicht geschulten Patienten hinsichtlich HbA1c (7,6% vs. 7,5%, p = 0,881), Diabetesdauer
(8,8J vs. 8,9J, p = 0,330) und Blutdruck (135/77 vs. 136/78 mmHg; p-sys.= 0,637, p-diast.=
0,579). Der Anteil an Patienten mit einem HbA1c-Wert ≤7,5% war nicht signifikant unterschiedlich
(72,9% vs. 73,6%; p = 0,538). Geschulte Patienten waren jünger (65,7J vs. 68,2; p
< 0,001), hatten häufiger eine Insulintherapie (29,5% vs. 19,2%; p < 0,001), waren
zufriedener mit ihrer Diabetestherapie (DTSQ-Score 0 – 36; 30,6 vs. 28,9; p < 0,001)
und haben eine höhere gesundheitsbezogene Lebensqualität EQ-VAS (Score 0 – 100; 71,4
vs. 68,5; p < 0,001). Der BMI zeigte einen signifikanten, klinisch jedoch nicht relevanten
Unterschied (30,4 vs. 29,9 kg/m2; p = 0,001).
Schlussfolgerung:
Die Zahl der geschulten Patienten mit DM 2 in Deutschland ist niedrig im Vergleich
zu anderen europäischen Ländern. Die Bedeutsamkeit einer Schulung sollte nicht ausschließlich
am HbA1c festgemacht werden, sondern an der Zufriedenheit der Patienten.