Fragestellung:
Eine komorbide Zöliakie und die damit verbundene glutenfreie Ernährung stellen Diabetespatienten
vor neue Herausforderungen. Ziel war zu untersuchen, welchen Einfluss eine Zöliakie
bei Patienten mit Diabetes auf die Makronährstoffzufuhr und die metabolische Kontrolle
hat.
Methodik:
16 Diabetespatienten mit Zöliakie (mittleres Alter [95%-KI]: 31,0 [18,5 – 43,5] Jahre,
mittlere Diabetesdauer: 18,8 [9,5 – 28,0] Jahre, 38% Männer) und 10 Diabetespatienten
ohne Zöliakie (33,9 [20,1 – 47,7] Jahre, 7,8 [2,7 – 12,4] Jahre, 30% Männer) dokumentierten
über drei Tage ihr Ernährungsverhalten mittels Fotohandy (Insgesamt: 327 Mahlzeiten).
Die Nährstoffanalyse erfolgte mit DGExpert, die statistische Analyse anhand multivariabler
Regressionsmodelle mit SAS 9.4. Ein positives Ethikvotum liegt vor.
Ergebnisse:
88% der Zöliakiepatienten berichteten eine strikt glutenfreie Ernährung einzuhalten,
12% ernährten sich meistens glutenfrei. Nach Adjustierung für Alter, Geschlecht und
Diabetesdauer zeigten Zöliakiepatienten eine höhere Kalorienzufuhr (2053 ± 119 vs.
1325 ± 192 kcal/d, p = 0,01), Kohlenhydrataufnahme (253,0 ± 20,4 vs. 148,2 ± 32,8
g/d, p = 0,03) und Ballaststoffzufuhr (24,6 ± 2,3 vs. 12,7 ± 3,6 g/d, p = 0,02) verglichen
mit Diabetespatienten ohne Zöliakie. Daneben zeigte sich ein Trend hin zu einer erhöhten
Fettzufuhr (81,6 ± 6,0 vs. 59,4 ± 9,6 g/d, p = 0,09), die Eiweißzufuhr war vergleichbar
(61,6 ± 4,9 vs. 59,7 ± 7,9 g/d, p = 0,85). Diabetespatienten mit Zöliakie hatten einen
etwas niedrigeren BMI (21,1 ± 0,9 vs. 23,2 ± 1,5 kg/m2, p = 0,28), beim HbA1c zeigte sich kein Unterschied (6,9 ± 0,3 vs. 7,0 ± 0,4%, p
= 0,89). Zwei Patienten mit Zöliakie hatten mindestens eine schwere Hypoglykämie im
letzten Quartal.
Schlussfolgerungen:
Die veränderte Nährstoffzusammensetzung bei Diabetespatienten mit Zöliakie sollte
in der Patientenbetreuung thematisiert werden und kann sich auf das Diabetesmanagement
auswirken. Ein möglicher Grund könnte eine unterschiedliche Zusammensetzung glutenfreier
Produkte sein. Die digitale Ernährungsdokumentation stellt ein innovatives Tool in
der klinischen Forschung dar.