Hintergrund:
Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist aufzuzeigen, dass (ehemaliges) Gewichtmachen
(zur Zeit der aktiven Karriere) einen Einfluss auf das heutige Essverhalten von ehemaligen
Athleten haben kann. Der Begriff Gewichtmachen umfasst die kurzfristige Reduzierung
des Körpergewichtes durch extremes Schwitzen und/oder Flüssigkeits- und/oder Nahrungsmittelrestriktion.
Judo ist eine Gewichtsklassensportart. Viele Athleten reduzieren vor einem Wettkampf
ihr Körpergewicht, um in einer niedrigeren Gewichtsklasse an den Start gehen zu können.
Die Sportler erhoffen sich dadurch einen Vorteil gegenüber ihren Konkurrenten. Diese
Praxis hat Auswirkungen auf die Gesundheit und das Essverhalten.
Methode:
Judotrainer (12 Frauen und 16 Männer; Alter = 33,75 ± 10,9) absolvierten den Fragebogen
zum Essverhalten (FEV-R) mit den Skalen kognitive Kontrolle, rigide Kontrolle und
flexible Kontrolle und Störbarkeit. Zusätzlich wurde der SCOFF-Fragebogen (Sick, Control,
One, Fat, Food) als Screenings Instrument für Essstörungen eingesetzt, sowie ein selbst
entwickelter Fragebogen für die Erhebung von Daten zum damaligen Gewichtmachen. Die
Analyse der Daten erfolgte durch das Statistik Programm SPSS 23. Statistische Tests
wurden mittels Chi-Quadrat, Mann-Whitney-U-Test, T-Test sowie Kolmogorov-Smirnov-Test
durchgeführt.
Ergebnisse:
Über 90% der ehemaligen Athleten haben zum Zeitpunkt ihrer aktiven Zeit Gewicht gemacht.
33,3% der Probanden haben mehr als 5% ihres Körpergewichtes während des Gewichtmachens
verloren. Probanden, die in jungen Jahren mit dem Gewichtmachen angefangen haben erzielten
auf den Skalen kognitive Kontrolle (6,70 ± 2,95), rigide Kontrolle (6,10 ± 3,35) und
flexible Kontrolle (6,20 ± 2,90) des Essverhaltens höhere Werte im Gegensatz zu der
Gruppe die spät mit dem Gewichtmachen angefangen hat. Ein statistisch signifikanter
Zusammenhang konnte zwischen dem Geschlecht und der Variable Essstörungs-Verdacht
aufgezeigt werden (p = 0,024; Cramers-V = 0,444; Kontingenzkoeffizient = 0,404). Zudem
besteht ein Zusammenhang zwischen der Skala flexible Kontrolle des Essverhaltens und
der Variable Essstörungsverdacht (p = 0,028; Cramers-V = 0,523; Kontingenzkoeffizient
= 0,464).
Schlussfolgerung:
Gewichtmachen wird innerhalb der Sportart Judo von einer Vielzahl an Athleten praktiziert.
Anzeichen für ein verändertes Essverhalten und Verdachtsfälle für Essstörungen konnten
im Zuge der Untersuchung aufgedeckt werden. Es sind weitere Untersuchungen notwendig,
um die Dringlichkeit von Präventionsmaßnahmen im Judo zu belegen.