Fragestellung:
Die Ätiologie des Polyzystischen Ovar Syndroms (PCOS) ist noch nicht genau geklärt;
eine komplexe Interaktion von verschiedenen ursächlichen Faktoren kann jedoch angenommen
werden. Experimentelle Tierstudien und klinische Beobachtungen werfen die Hypothese
der ‚frühen intrauterinen Programmierung‘ weiblicher Feten auf. Ziel der Studie war
es, zu untersuchen, ob weibliche Neugeborene von Frauen mit PCOS bereits höhere Androgenspiegel
im Vergleich zu weiblichen Neugeborenen von Frauen ohne PCOS aufweisen.
Methodik:
Im Rahmen einer prospektiven Kohortenstudie wurde von 2012 bis 2015 an der Medizinischen
Universität Graz der Androgenspiegel im mütterlichen Serum und Nabelschnurblut von
PCOS Frauen und Frauen ohne PCOS und deren Nachwuchs evaluiert.
Ergebnisse:
Insgesamt konnten 79 Frauen mit PCOS und 354 Frauen ohne PCOS eingeschlossen werden.
Frauen mit PCOS hatten signifikant höhere Testosteronwerte (1,17 ng/ml [0,44–4,23]
versus 0,97 [0,18–5,56], p<0,001) und Androstenedionewerte (3,44 ng/ml [1,06–10,0]
versus 2,74 [0,49–10,0]; p=0,002). Die Testosteronwerte (1,54 ng/ml [0,84–5,82] versus
1,82 [0,88–13,05]; p=0,230) und Androstenedionwerte (2,19 ng/ml [1,08–7,77] versus
2,78 [0,83–8,06]; p=0,113) weiblicher Neugeborener von Frauen mit PCOS und ohne PCOS
waren vergleichbar.
Schlussfolgerung:
Der Vergleich zeigt, dass sich der Androgenspiegel weiblicher Neugeborener von Müttern
mit PCOS nicht signifikant von weiblichen Neugeborenen von Müttern ohne PCOS unterscheidet,
obwohl der mütterliche Testosteron- und Androstendionspiegel von Frauen mit PCOS während
der Schwangerschaft signifikant höher ist.