Zielsetzung:
Die „rote Brust“ ist in der Diagnostik klinisch oftmals eine große Herausforderung.
Ursächlich kommen neben den häufigen entzündlichen Mammaerkrankungen sowie dem inflammatorischen
Mammakarzinom auch sehr seltene Differentialdiagnosen in Betracht.
Materialien und Methoden:
Anhand eines Case reports sowie einer systematischen Pubmed-Recherche werden die Differentialdiagnosen
einer „roten Brust“ aufgearbeitet und dargestellt.
Ergebnisse:
Eine 58-jährige Patientin stellte sich mit einer seit 5 Tagen bestehenden deutlichen
Rötung im Bereich der beiden unteren Quadranten der Mamma rechtsseitig vor. Bei dem
initial gestellten V.a. eine Mastitis non-puerperalis erhielt sie zunächst eine orale
Antibiose mit Cefuroxim. Trotz der Medikation zeigte sich der Befund rapide progredient
mit Ulzeration und Abschilferung der Dermis. Es zeigten sich keine suspekten intramammären
Herdbefunde in der Mammadiagnostik.
Abb. 1:
Lokalbefund der rechten Mamma mit ausgedehnter Rötung, Ulzeration und Abschilferung
der Dermis]
Eine unmittelbare interdisziplinäre Beurteilung des Casus wurde initiiert. Letztlich
zeigte sich als Ursache eine Pyoderma gangraenosum, welche die Patientin im Rahmen
einer akuten myeloischen Leukämie auf dem Boden eines vorbestehenden, zuvor unbekannten,
myelodysplastischen Syndroms entwickelte. Trotz eingeleiteter Cortisonstoßtherapie
und Induktion mit einer Chemotherapie verschlechterte sich der Zustand der Patientin
fulminant. Sie verstarb nur 4 Wochen nach Klinikaufnahme.
Zusammenfassung:
Bei einer „roten Brust“ sollte immer auch an seltene Differentialdiagnosen, wie etwa
einer Pyoderma gangraenosum, gedacht werden. Ein frühzeitiges interdisziplinäres Vorgehen
ist bei unklaren Mammabefunden unbedingt erforderlich.