Einleitung:
Aufgrund der schlechten Prognose verschiedener Tumorerkrankungen ist es von enormer
Bedeutung, die Tumorgenese und -progression auf molekularer Ebene zu verstehen und
an neuartigen Therapiekonzepten zu arbeiten. In den letzten Jahren wurden die Mitglieder
der CK1-Familie verstärkt als Zielmoleküle für neue Therapiekonzepte untersucht. Diese
Proteinkinasen sind von Bedeutung in der Regulation vieler zellulärer Prozesse wie
Proliferation, Differenzierung oder Apoptose. Veränderungen in der Expression bzw.
Aktivität von CK1-Isoformen sowie Mutationen derselben können daher unmittelbar mit
der Tumorgenese in Verbindung stehen.
Ziele:
Mutationen in der CK1δ-codierenden Sequenz werden häufig in Tumorzellen gefunden.
Im Rahmen unserer aktuellen Studie charakterisieren wir die Auswirkungen der Mutationen
von CK1δ auf die Kinaseaktivität sowie auf das onkogene Potenzial.
Methodik:
CK1δ-Mutanten, die im kolorektalen oder im Panreaskarzinom identifiziert wurden, wurden
rekombinant hergestellt und anschließend anhand ihrer enzymkinetischen Parameter miteinander
verglichen. Eine Teilgruppe der untersuchten CK1δ-Mutanten wurde für weitere Analysen
außerdem bereits in etablierten Tumorzelllinien stabil überexprimiert. Die Effekte
dieser Mutanten auf die Tumorzellproliferation wurde in Colony-Formation-Assays in
Zellkultur sowie in einem subkutanen Maus-Xenotransplantationsmodell in vivo untersucht.
Ergebnis:
Die kinetischen Analysen der CK1δ-Mutanten ergaben, dass die Aktivität der meisten
Mutanten mit der des CK1δ Wildtyps vergleichbar oder schwächer ist. Die Mutante CK1δT67S zeigte in den durchgeführten in vitro Analysen jedoch eine deutlich gesteigerte Aktivität. Die Überexpression dieser Mutante
in einer etablierten kolorektalen Tumorzelllinie führte zu gesteigerter Zellproliferation
und gesteigertem onkogenen Potenzial. Im verwendeten Xenotransplantationsmodell zeigten
Zellen, welche die CK1δT67S-Mutante überexprimierten, im Vergleich mit Kontrollzellen außerdem ein deutlich verstärktes
Tumorwachstum.
Schlussfolgerung:
Mutationen in CK1δ können zu erhöhter Kinaseaktivität und zu verstärktem Tumorwachstum
führen. Dies stütz die Annahme, dass CK1 Isoformen interessante neue Zielmoleküle
für die Behandlung von Krebserkrankungen darstellen.