Einleitung und Ziele:
Virtual reality (VR) erlaubt es durch eine hohe Immersion multimediale Inhalte in
einer abgeschotteten Umgebung zu vermitteln. Bisher ist unklar, ob eine derartig durchgeführte
Lehre einen zeitlichen Vorteil gegenüber einem klassischen, multimodalen Seminar bietet.
In dieser Studie untersuchten wir anhand der Themen Dysphagie und Interpretation von
Ösophagusmanometriedaten die Wirkung von VR-Lehre im Vergleich zu einem multimodalen
Seminar auf den Wissenszuwachs von Medizinstudenten.
Methodik:
Zufällig ausgewählte Studenten aus dem 5. Fachsemester wurden in einer VR-Gruppe oder
eine Seminargruppe randomisiert. Der inhaltlich nahezu identische Unterricht fand
an zwei Terminen statt, wobei die VR-Gruppe mit insgesamt ca. 50 Minuten und die Seminargruppe
mit insgesamt 200 Minuten unterrichtet wurde. Ein Testat nach der Intervention wurde
durch verblindete Prüfer erstellt, welche die Lernziele, jedoch nicht die genauen
Lerninhalte, kannten. Primäres Ziel war der Nachweis der Nichtunterlegenheit der VR-Gruppe,
definiert durch einen maximal 20% schlechteren, mittleren Punktescore in dem 20-Punkte-Testat.
Sekundäre Endpunkte beinhalteten quantitative Fragebögen zur Selbstwirksamkeit und
die Benutzerfreundlichkeit der VR-Lehrumgebung mittels System Usability Scale (SUS).
Ergebnis:
Von 45 randomisierten Studenten konnten 21 erfolgreich den VR-Unterricht und 19 das
multimodale Seminar absolvieren. Das Testatergebnis war mit durchschnittlich 13,8
[Standardabweichung (SA) 2,5] lediglich 9,8% schlechter in der VR-Gruppe im Vergleich
zu durchschnittlich 15,3 (SA 1,8) Punkten in der Seminargruppe. Die Nichtunterlegenheit
konnte somit signifikant (p = 0,001) nachgewiesen werden. Es zeigte sich eine signifikante
Zunahme der Selbstwirksamkeit in beiden Gruppen im Vergleich vor und nach der Intervention.
Die Benutzerfreundlichkeit mittels SUS zeigte sich mit 75 von maximal erreichbaren
100 Punkten überdurchschnittlich hoch. Die Studierenden äußerten den Wunsch nach mehr
VR-Angeboten in der Lehre.
Schlussfolgerung:
Für VR aufgearbeitete Lehrinhalte können eine zeiteffiziente Ergänzung in der Gastroenterologischen
Lehre darstellen. Eine weitere Verbreitung der Technik an den Medizinhochschulen erscheint
sinnvoll und notwendig.