Mangelernährung (ME) stellt bei Patienten (Pt) mit Kurzdarmsyndrom (KDS) ein wesentliches
Risiko bzgl. Komplikationen und Outcome dar. Bislang liegen nur wenige Daten zur systematischen
Erfassung des Ernährungsstatus sowie des Einflusses auf das Langzeitübeleben (LZÜ)
vor.
Das Ziel unserer Studie war die systematische Erfassung von ME-charakterisiert durch
Bioelektrische Impedanz Analyse (BIA), den angepassten Phasenwinkel (PhA) sowie Nutritional
Risk Screening (NRS)-und den Einfluss der ME auf das LZÜ der KDS Pt zu untersuchen.
Bei 54 Pt mit KDS wurde der Ernährungsstatus erhoben. Die Patientenkohorte wurde durch
Albumin, Nutritional Risk Index (NRI), NRS sowie BIA (PhA; ECM/BCM Index) charakterisiert
und in einem Nachbeobachtungsraum von 63 Monaten (0 – 131) verfolgt.
Folgende Erkrankungen lagen dem KDS zugrunde: Mesenterialinfarkt (n = 18), Morbus
Crohn (6), postop. Briden (5), sonstige nicht maligne Erkrankungen (11), maligne Neoplasien
(14). 47% der Pt waren gut ernährt (NRS< 3) und 53% mangelernährt (NRS> 3). Die Prävalenz
der ME bei Pt mit kürzerem Darm (< 100 cm) war 60% vs. 40% (Darmlänge> 100 cm). Die
Überlebensrate der Gesamtkohorte betrug in Abhängigkeit von ME nach 1 Jahr 79% (NRS<
3) bzw. 71% (NRS> 3) und nach 10 Jahren 67% (NRS< 3) bzw. 42% (NRS> 3). Die ME Pt
(NRS> 3) hatten zum Zeitpunkt des ME-Screenings signifikant schlechtere Resultate
bei Albumin (3,1 ± 0,6 vs. 4,1 ± 0,8; p < 0,026), bei NRI (88,3 ± 16,7 vs. 101,9 ±
9,6; p < 0,02) und ECM/BCM Index (1,2 ± 0,3 vs. 1,6 ± 0,6; p < 0,014). In der Gruppe
ohne ME war der PhA signifikant höher (5,1 °± 1,0 vs. 4,2 °± 1,1, p < 0,04). Ein Cut-off
des PhA von 4,2 ° (NRS> 3) war nur zu 50% spezifisch und zu 89% sensitiv. Über die
ROC-Kurve (0,83 ± 0,02; p < 0,001) wurde ein an die Kohorte angepasster Cut-off des
PhA von 4,5 ° (Sensitivität 89%; Spezifität 65,0%) ermittelt. Bei der univariaten
Analyse wurde der PhA< 4,5 (HR 2,43; p < 0,03) als unabhängiger Risikofaktor (UR)
für das LZÜ von KDS-Pt identifiziert. Maligne Grunderkrankung wurde darüber hinaus
als UR (HR 3,54, p = 0,033) in COX-Regression ermittelt.
ME ist bei Pt mit KDS hoch prävalent und mit erhöhter Morbidität sowie Mortalität
verbunden. NRS sowie der standardisierte PhA können bei zeitgleicher Benutzung zu
Monitoring und ggf. Optimierung der Therapie der ME bei KDS beitragen.