Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(10): 100
DOI: 10.1055/s-0038-1671047
Poster
Donnerstag, 01.11.2018
Gynäkologische Onkologie VII
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sertoli-Leydigzelltumoren (SLCT) des Ovars: Dicer1- und Foxl2-Mutationsstatus als Beitrag zur Etablierung einer neuartigen, klinisch und histopathologisch relevanten Klassifikation

J Keul
1   Universitätsfrauenklinik Tübingen, Tübingen, Deutschland
,
F Kommoss
2   Institut für Pathologie, Friedrichshafen, Deutschland
,
AN Karnezis
3   BC Cancer Research Centre, Vancouver, Kanada
,
Y Wang
3   BC Cancer Research Centre, Vancouver, Kanada
,
J Pasternak
1   Universitätsfrauenklinik Tübingen, Tübingen, Deutschland
,
A Hartkopf
1   Universitätsfrauenklinik Tübingen, Tübingen, Deutschland
,
E Oberlechner
1   Universitätsfrauenklinik Tübingen, Tübingen, Deutschland
,
A Taran
1   Universitätsfrauenklinik Tübingen, Tübingen, Deutschland
,
A Staebler
4   Institut für Pathologie, Tübingen, Deutschland
,
D Schmidt
5   Institut für Pathologie, Viersen, Deutschland
,
CB Gilks
3   BC Cancer Research Centre, Vancouver, Kanada
,
DG Huntsman
3   BC Cancer Research Centre, Vancouver, Kanada
,
SY Brucker
1   Universitätsfrauenklinik Tübingen, Tübingen, Deutschland
,
S Kommoss
1   Universitätsfrauenklinik Tübingen, Tübingen, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
20 September 2018 (online)

 
 

    Zielsetzung:

    Sertoli-Leydigzelltumoren gehören zu den seltenen Keimstrang-Stromatumoren des Ovars. Gemäß der aktuellen WHO-Klassifikation werden SLCT in drei Differenzierungsgrade (G1-G3) und zwei histologische Sonderformen (heterolog & retiform) eingeteilt. Aktuelle Forschungsarbeiten konnten in bis zu 97% aller SLCT Dicer1-Mutationen nachweisen, nur in einzelnen Fällen wurde über FOXL2 Mutationen berichtet. Das Ziel dieser Arbeit war es, einen Beitrag zur Etablierung einer modernen, molekular basierten Klassifikation dieser seltenen Tumorentität zu leisten.

    Methoden:

    Retrospektive Erhebung klinischer Daten und Aktualisierung des follow-up für ein 45 Fälle umfassendes Kollektiv referenzpathologisch begutachteter SLCT. Dicer1- und FOXL2-Mutationstestung mittels Next generation sequencing bzw. Allelic discrimination assay. Korrelation molekularer, klinischer und morphologischer Parameter.

    Ergebnisse:

    Die Dicer1-Mutationstestung konnte in 44/45 Fällen erfolgreich durchgeführt werden, in 18/44 (41%) Fällen konnte hierbei eine Mutation nachgewiesen werden. FOXL2 Mutationen waren in 10/45 (22%) Tumoren vorhanden. In 16/45 (36%) Tumoren konnte weder im Dicer1- noch im Foxl2-Gen eine Mutation nachgewiesen werden. In keinem Fall traten beide Mutationen gleichzeitig auf. Patientinnen mit Dicer1-Mutation waren im Vergleich zu Patientinnen mit FOXL2 Mutation deutlich jünger (Median 24,5 Jahre vs. 78,5 Jahre). SLCT mit heterologen Elementen und retiforme SLCT waren stets DICER1 mutiert, G1 SLCT stets DICER1 Wildtyp. Je nach vorhandener Mutation war das Krankheitsbild eher mit androgen-induzierten Symptomen (Dicer1, p = 0,0038) bzw. östrogen-assoziierten Beschwerdebildern (FOXL2, p = 0,13) assoziiert.

    Zusammenfassung:

    Die bisher einheitlich definierte Gruppe der SLCT lässt sich mithilfe molekularer Analysen in verschiedene Subgruppen unterteilen: A. Dicer1 mutiert: prämenopausal, vermehrt Hyperandrogenismus, heterologe Elemente, retiform, G2 – 3; B. FOXL2 mutiert: postmenopausal, vermehrt Hyperöstrogenismus, G2 – 3; C. Dicer1/FOXL2 Wildtyp: perimenopausal, G1 – 3, inklusive aller G1 Tumoren.


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