Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(10): 158
DOI: 10.1055/s-0038-1671228
Poster
Donnerstag, 01.11.2018
Case-Report I
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Partus eines gesunden Kindes in der 30. SSW nach Rezidiv eines M. Hodgkin in der 20. SSW

B Berger
1   Uniklinik Aachen, Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Aachen, Deutschland
,
B Rösing
1   Uniklinik Aachen, Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Aachen, Deutschland
,
F Beier
2   Uniklinik Aachen, Klinik für Hämatologie, Onkologie, Hämostaseologie und Stammzelltransplantation, Aachen, Deutschland
,
J Hachenberg
3   Uniklinik Aachen, Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie, Aachen, Deutschland
,
J Neulen
1   Uniklinik Aachen, Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Aachen, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
20 September 2018 (online)

 
 

    Die 23-jährige Patientin wurde im März 2014 mit der Diagnose eines Hodgkin-Lymphoms konfrontiert. Eine hämodynamisch relevante Raumforderung nahm ein Drittel des Mediastinums ein. Aus diesem Grund war der unmittelbare Beginn einer Chemotherapie ohne vorherige fertilitätsprotektive Maßnahmen wie Kryokonservierung von Ovarialgewebe oder kontrollierter ovarieller Stimulation geboten. Ausschließlich die Gabe von GnRH-Analoga in 4 wöchentlichen Abständen mit add-back Therapie für die Dauer der Chemotherapie mit 6xBEACOPP eskaliert und mediastinale Radiatio (40 Gy) konnte erfolgen.

    Nach kompletter Remission des M. Hodgkin zeigte sich ein hypergonadotroper Hypogonadismus mit sekundärer Amenorrhe als Ausdruck der prematuren Ovarialinsuffizienz (POI). Die Patientin wünschte diesbezüglich keine weitere Behandlung.

    Im Januar 2016 kam es zu einer Spontankonzeption. Die suffiziente Corpus luteum Funktion wurde bis zur 12. SSW beobachtet, weiterhin unauffällige fetale Entwicklung.

    In der 20. SSW (06/2016) kam es zum Rezidiv des M. Hodgkin. In neonatologischer, gynäkologischer und hämatoonkologischer Kooperation erfolgte während der Schwangerschaft nach Vorphase mit Prednisolon eine Chemotherapie mit 2 Zyklen R-DHAP. Eine partielle Remission konnte erreicht werden, ergänzend erfolgte die Chemotherapie mit Gemcitabin, Vinorelbin und Doxorubicin.

    Der Fet wurde elektiv in der 30+0 SSW nach abgeschlossener RDS-Prophylaxe per Leibschnitt entbunden. In der Nachsorgezeigt das Kind nach einem Jahr eine unauffällige Entwicklung.

    Die Patientin erhält bei nunmehr nachgewiesenen POI eine HRT und befindet sich zur Zeit weiterhin in stabiler Remission.

    Der hier geschilderte Verlauf mit Schwangerschaftseintritt ist untypisch, und am ehesten der hohen ovariellen Reserve bei jungen Erkrankungsalter zuzuordnen. Er unterstreicht insofern die Bedeutung einer Fertilitätsprophylaxe, als auch einer endokrinen Nachsorge bei POI nach onkologischer Erkrankung.


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