Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(10): 168
DOI: 10.1055/s-0038-1671257
Poster
Donnerstag, 01.11.2018
Case-Report III
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Koexistenz von Schwangerschaft und Krebs – ein Fallbericht

F Fettke
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin, Magdeburg, Deutschland
,
SD Costa
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin, Magdeburg, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
20 September 2018 (online)

 
 

    Hintergrund:

    Die Inzidenz einer mütterlichen Krebserkrankung in der Schwangerschaft liegt bei einer von 1000 Schwangerschaften in Europa und ist assoziiert mit einer höheren Rate an Frühgeburten. Dieses Fallbeispiel zeigt die gegensätzlichen Bedürfnisse, die Mutter und Fötus in diesem Konflikt beanspruchen.

    Fallbericht:

    Eine 32-jährige Patientin VII. Gravida VI. Para leidet an einem fortgeschrittenen primitiven neuroektodermalen Tumor. Unter der Palliativchemotherapie wird sie schwanger und wünscht das Kind auszutragen. Die Chemotherapie mit Cyclophosphamid und Topotecan wird im zweiten Trimester fortgeführt. In der 31. Schwangerschaftswoche stellt sich die Patientin aufgrund von Schmerzen im rechten Oberschenkel in unserer Intensivschwangerenberatung vor. Ein MRT Becken/Femur zeigt neu aufgetretene ossäre Metastasen. Bei Krankheitsprogress, Anaemie und eingeschränkter Nierenfunktion wird die Chemotherapie abgebrochen und die fetale Lungenreifeinduktion eingeleitet. Trotz Optimierung der Schmerztherapie erfolgt die Wiederaufnahme aufgrund zunehmender Beschwerdesymptomatik. Hier zeigt sich eine intrauterine Wachstumsretardierung und ein Oligohydramnion. Es erfolgt die primäre Re-Re-Sectio mit medizinisch indizierter Sterilisation in der 33/4 Schwangerschaftswoche.

    Diskussion:

    Die Patientin befand sich bei Eintreten der Schwangerschaft in einem palliativen Krankheitsstadium. Die Fortführung der Chemotherapie im zweiten Trimester sowie die maternale Tumorerkrankung selbst könnte zum eingeschränkten fetalen Wachstum beitragen haben. Die Entscheidung einer frühzeitigen Entbindung oder der Entbindungsaufschub auf Kosten der körperlichen und psychischen Verfassung der Patientin jedoch zugunsten des Kindes stellt eine weitere Herausforderung dar.

    Zusammenfassung:

    Die Koexistenz einer Krebserkrankung und Schwangerschaft stellt alle Beteiligten vor medizinische, ethische und psychologische Konflikte. Um eine optimale Behandlung für die Mutter und optimalen Schutz für den Fötus zu erreichen, ist eine interdisziplinäre und individuelle Behandlung unabdingbar.


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