Einführung:
Die exsudative zentrale Amotio retinae ist eine seltene postpartale Komplikation.
Die Datenlagen sind begrenzt.
Fallvorstellung:
Wir berichten von einer 31-jährigen Patientin I. Gravida I. Para, die in der 41+1
SSW zur Geburtseinleitung bei Entbindungstermin-Überschreitung stationär aufgenommen
wurde. Anamnetisch bekannter Morbus Basedow.
Bei der Patientin setzten wir 200 µg Misoprostol (Vaginalinsert- Misodel®) zur Geburtseinleitung
bei unreifer Zervix ein. Im stationären Verlauf entwickelte sie regelmäßige Wehentätigkeit.
Es kam zum komplikationlosen Spontanpartus.
Nach der Geburt entwickelte die Patientin eine postpartale atonische Blutung und wurde
kreislaufinstabil. Entschluss zur notfallmäßigen Nachtastung und Nachcurettage. Intraoperativ
wurde eine instrumentelle Nachtastung mit Einlage eines Bakri®-Ballonkatheter durchgeführt,
darunter sistierte die Blutung.
Die Patientin klagte über einen zunehmenden Verlust der Sehfähigkeit auf beiden Augen.
In der Abklärung durch die Ophthalmologie ergab sich eine exsudative zentrale Amotio
retinae beidseits. Sie wurde systemisch mit Methylprednisolon (intravenös 1. Tag 250
mg, 2./3. Tag 125 mg, dann oral alle 3 Tage um 20 mg reduziert) und Acetazolamid (2
× 250 mg/d, 3. Tag 2 × 150 mg/d für 14 Tage) behandelt. Unter der Therapie kam es
zu einer raschen Befundbesserung mit Rückgang des Ödems. Der weitere postpartale Verlauf
zeigte sich unauffällig. Die Patientin konnte nach einer Woche bei Wohlbefinden entlassen
werden. Sie wurde weiterhin engmaschig ambulant durch die Ophthalmologie betreut.
Bei den Nachkontrollen zeigten sich der Visus und der Tensio beidseits stabil.
Zusammenfassung:
Bei postpartalen Sehstörungen ist eine exsudative zentrale Amotio retinae differentialdignostisch
in Betracht zu ziehen. Diese zeigen in den meisten Fällen einen reversiblen Verlauf.