Einführung Medikamenten-induziertes Asthma ist ein bekanntes Phänomen in der Literatur, das
im Alltag jedoch oft übersehen wird. Dieses Asthma kommt meistens bei älteren Patienten
mit vielen Komorbiditäten vor. Beim Ansetzen neuer Medikamente zeigen die Patienten
neue obstruktive Symptome, bei denen an die Differenzialdiagnose Asthma häufig nicht
gedacht wird. Diese Patienten werden oft wie eine COPD behandelt ohne signifikante
Besserung des klinischen Zustands. Wir berichten von einer Patientin, die sich mit
Zwerchfellparese und COPD vorstellte, aber letztlich führend ein medikamenten-induziertes
Asthma bot.
Der Fall Eine 78-jährige Patientin stellte sich zur Zwerchfell-Raffung bei seit 2015 bekanntem
Zwerchfellhochstand rechts und COPD in unserer Thoraxchirurgie vor. Bei klinischen
Zeichen einer Exacerbation (Giemen, Dyspnoe) bei der Aufnahme wurde sie zur weiteren
Therapie in die pneumologische Abteilung verlegt.
Bei Übernahme zeigten sich laborchemisch und radiologisch keine Infektzeichen. Eine
Zwerchfellsonografie ergab allerdings keine paradoxe Zwerchfellbewegung entgegen der
Vordiagnose einer Zwerchfellparese. Wegen der diskrepanten Befunde erfolgte eine Durchleuchtung,
die nur eine ventrale Teilparese des rechten Zwerchfells ergab. Dies erklärte jedoch
nicht die ausgeprägte Symptomatik der Patientin.
Die Lungenfunktion ergab eine schwere Obstruktion (5.7.18: FEV1 23%, RV 200%), die
sich gegenüber der auswärtigen Voruntersuchung 4 Monate zuvor deutlich verschlechtert
hatte (2/18: FEV1 46,4%, RV 95,1%). Bei Nachfrage gab die Patientin an, dass vor 3
Monaten bei neu diagnostiziertem Vorhofflattern eine Beta-Blocker-Therapie begonnen
wurde und sich seitdem ihr Allgemeinzustand verschlechtert hatte. Das Absetzen der
Beta-Blocker führte zu einer dramatischen klinischen und lungenfunktionellen Verbesserung
(11.7.18: FEV1 52%, RV 157%). Die antiobstruktive Vormedikation wurde optimiert.
Diskussion In der täglichen Praxis kann die Diagnose Asthma bei älteren Patienten versäumt werden.
Trotz vieler neuer Entwicklungen in diesem Bereich klafft eine sehr große Lücke bei
der Diagnose des medikamenten-induzierten Asthmas. Eine gezielte Anamnese kann helfen,
diese Lücke zu schließen.