Aktuelle Ernährungsmedizin 2019; 44(02): 135
DOI: 10.1055/s-0039-1684895
2) Screening, Assessment, Prozesse und Qualitätssicherung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Eine quantitative Bedarfserhebung zum Thema krankheitsassoziierte Mangelernährung bei Ärzten in ambulanten Praxen

L Kampka
1   Hochschule Hannover, Fakultät V, Abteilung Pflege und Gesundheit, Germany
,
A Husemann
2   BA.Akademie GmbH, Ibbenbüren, Germany
› Institutsangaben
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
26. April 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    In Deutschland sind ca. 25% aller Patienten am Tag der stationären Krankenhauseinweisung unter- oder mangelernährt. Die frühzeitige Diagnose und eine adäquate Ernährungstherapie hat bedeutenden Einfluss auf den klinischen Krankheitsverlauf sowie die Lebensqualität des Patienten (Löser et. al). Zur Ermittlung der aktuellen Versorgungssituation sowie des Informations- und Unterstützungsbedarfs niedergelassener Ärztinnen und Ärzte im ambulanten Sektor wurde deutschlandweit eine Bedarfsstudie durchgeführt.

    Methodik:

    In einem Erhebungszeitraum von 10 Wochen ab Mai 2017 wurden 1411 niedergelassene Ärzte zum Thema „krankheitsassoziierte Mangelernährung“ befragt. Die Erhebung wurde mithilfe eines systematischen Fragebogens in Papierform und in einer Online-Version über die Plattform Netigate durchgeführt.

    Ergebnisse:

    Die Rücklaufquote der Bedarfserhebung betrug fünf Prozent, wobei die Mehrheit (36%) ein Alter zwischen 51 und 60 Jahren aufwies. Jeweils 30% der Befragten gaben an in der Onkologie oder der Inneren Medizin tätig zu sein. 67% der befragten Ärzte empfinden das Thema als wichtig und 60% der Ärzte behandeln mangelernährte Patienten sehr oft (1x/Woche) oder oft (1x/Monat). Obgleich der gezeigten Relevanz fühlen sich lediglich 54% der Befragten in der Diagnostik einer Mangelernährung sicher. Die Berechnung des BMIs wurde von 86% als Diagnoseverfahren angegeben, wohingegen Screening-Bögen (30%) oder Laborparameter (52%) weniger häufig verwendet werden. Weitere Unsicherheiten wurden mit 57% in dem Bereich Dokumentation und mit 76% in dem Bereich Abrechnung angegeben. Eine systematische Ernährungsintervention nach dem Stufenplan nach Löser wird nur von 36% der Befragten durchgeführt. Die Majorität (82%) wünscht sich Fortbildungen zum Thema 2 Mangelernährung für sich selbst und für ihre medizinischen Fachangestellten mit den Schwerpunktthemen Grundlagen, Diagnostik, Intervention, Dokumentation und Abrechnung. Zusätzlich befürwortet ein großer Anteil (77%) der befragten Ärzte weitere Studien zum Thema Mangelernährung.

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    Abb. 1: ausgewählte Antworten zur aktuellen Versorgungssituation sowie Schwerpunktthemen
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    Abb. 2: Informations- und Unterstützungsbedarf niedergelassener Ärzte

    Schlussfolgerung:

    Die Ergebnisse deuten auf bestehende Unsicherheiten im Umgang mit mangelernährten Patienten in ambulanten Arztpraxen hin. Zudem wurden Wünsche nach Fort- und Weiterbildungen sowie präventiver Maßnahmen ersichtlich. Für eine sichere und adäquate Patientenversorgung sowie -Stärkung (Empowerment) und Erhöhung der Lebensqualität, ist ein Fortbildungsschwerpunkt zum Thema prozessgeleitetes, multimodales Ernährungsmanagement für Ärzte im ambulanten Sektor dringend erforderlich. Eine weitere Bedarfsstudie für den Kliniksektor ist bereits in Planung.

    Literatur:

    [1] Löser, Christian; Arends, Jann (Hg.) (2011): Unter- und Mangelernährung. Klinik – moderne Therapiestrategien – Budgetrelevanz; 81 Tabellen. 1. Aufl. Stuttgart: Thieme.


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    Abb. 1: ausgewählte Antworten zur aktuellen Versorgungssituation sowie Schwerpunktthemen
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    Abb. 2: Informations- und Unterstützungsbedarf niedergelassener Ärzte