Einleitung:
Metamizol war 2017 das am dritthäufigsten verordnete Medikament in Deutschland trotz
des bekannten Risikos einer Agranulozytose und der strengen Indikationsstellung. Obwohl
eine Blutbildkontrolle in der Fachinformation ausdrücklich empfohlen wird, wird diese
bei 50% der Patienten mit einer Langzeiteinnahme von Metamizol nicht durchgeführt.
Methoden:
Retrospektive Untersuchung von drei Fällen von Agranulozytose nach Metamizoleinnahme
in der HNO-Klinik eines Universitätsklinikums in den Jahren 2016 bis 2018. Es handelte
sich um zwei Männer (Alter bei Diagnosestellung 25 und 71 Jahre) und eine Frau im
Alter von 85 Jahren.
Ergebnisse:
Agranulozytose nach Metamizoleinnahme ist eine schwerwiegende unerwünschte Nebenwirkung,
die prinzipiell Patienten jeden Alters betreffen kann. Oft führt erst eine ausgeprägte
Symptomatik beispielsweise in Form von unklarem Fieber meist in Kombination mit Abszessen
zur Erkennung einer Metamizol-induzierten Agranulozytose. Mögliche Gründe dafür könnten
sowohl ein fehlendes Bewusstsein als auch die fehlende Dokumentation einer Metamizoleinnahme
sein, unabhängig von ihrer Dauer.
Schlussfolgerungen:
Die beschriebenen Patientenfälle zeigen, dass Agranulozytose eine sehr gefährliche
bis teilweise sogar tödliche Nebenwirkung nach Metamizoleinnahme darstellt. Auch wenn
das Risiko einer Agranulozytose mit der Dauer der Anwendung anzusteigen scheint, sollte
im Sinne der Patientensicherheit auch bereits eine einmalige intraoperative Gabe im
Entlassbrief dokumentiert werden. So könnte eine Agranulozytose früher erkannt und
für den Patienten gravierende Folgen bis hin zum Tod vermieden werden.