Der Übergang in die Erwachsenenmedizin ist bei chronisch kranken Jugendlichen häufig
mit Unsicherheit verbunden. Ebenso befürchten manche Eltern und Pädiater Versorgungsdefizite
in der internistischen Diabetologie. Diese Studie untersucht, wie junge Menschen mit
T1D die Betreuung in den verschiedenen Versorgungssystemen bewerten.
Mit einem strukturierten Fragebogen wurden 308 Teilnehmende eines Diabetescamps (16
– 29 Jahre) u.a. zum Arztwechsel und zu ihrer Zufriedenheit mit der aktuellen Betreuungssituation
befragt. Dabei befanden sich 217 Befragte (71,2%) in internistischer Diabetesbehandlung,
25,1% in pädiatrischer und 3,6% in allgemeinärztlicher Betreuung. Die aktuelle Zufriedenheit
mit der Diabetesbehandlung, Diabetesschulung, Ernährungsberatung und psychologischen
Betreuung wurde durch eine 6-stufigen Ratingskala (Schulnoten: 1 – 6) erfasst. Der
Arztwechsel wurde retrospektiv hinsichtlich Alter und Schwierigkeiten beim Wechsel,
sowie Qualitätsunterschieden in der Betreuung untersucht.
Im Querschnitt bewerteten alle 308 Teilnehmenden die medizinische Behandlung mit der
Note 2,03 ± 1,1; Diabetesschulung 2,3 ± 1,3; Psychologische Betreuung 2,9 ± 1,6; Ernährungsberatung
2,9 ± 1,5. Die Bewertungen für die pädiatrischen Einrichtungen waren signifikant positiver
als für Internisten und Allgemeinmediziner (jeweils p < 0,001). Bei 192 Teilnehmenden
(61,7%) hatte ein Arztwechsel im mittleren Alter von 17,3 ± 2,3 Jahren stattgefunden,
davon berichteten 33,2% von großen oder sehr großen Schwierigkeiten, eine qualifizierte
Weiterbehandlung zu finden. Retrospektiv bewerteten 44,6% dieser Antwortenden die
internistische Versorgung als besser, bei 26,3% waren die pädiatrische und internistische
Behandlung vergleichbar.
Junge Menschen sind mit ihrer Diabetesversorgung überwiegend zufrieden. Defizite betreffen
die fehlende oder unzureichende psychosoziale Versorgung und Ernährungsberatung. Ängste
vor dem Wechsel der Versorgungssysteme scheinen beim Großteil der jungen Patienten
unbegründet zu sein. Ungefähr ein Drittel benötigt dabei jedoch mehr und strukturierte
Unterstützung. Diese Jugendlichen gilt es frühzeitig zu identifizieren.