Zielsetzung:
Die Sonografie ist das Mittel der Wahl, um eine Steatosis hepatis nichtinvasiv zu
diagnostizieren. Die Quantifizierung des Verfettungsgrades erfolgt dabei durch die
subjektive Einschätzung des Untersuchers. „Attenuation Imaging“ (ATI) der Firma Canon®
misst die Abschwächung des Ultraschallsignals im Leberparenchym und soll so eine objektive
Quantifizierung des Verfettungsgrades ermöglichen. Ziel dieser Studie war es, die
Genauigkeit des Verfahrens anhand von histologisch gesicherten Fettlebern zu evaluieren.
Methoden:
Bei 20 Patienten, die aufgrund verschiedener Indikationen eine Leberbiopsie erhielten,
wurde der Abschwächungskoeffizient des Leberparenchyms mittels ATI quantifiziert und
mit den Ergebnissen der Biopsie verglichen. Die ATI-Messungen wurden jeweils durch
zwei verschiedene Untersucher vorgenommen, um die Interobserver-Variabilität zu testen.
Die Untersucher schätzten den Verfettungsgrades zudem semiquantitiativ ein. Die histologische
Schweregradeinteilung erfolgte leitliniengerecht entsprechend des Verfettungsanteils
der Leberparenchymfläche in eine geringgradige (S1, 5 – 32%), mittelgradige (S2, 33
– 66%) und hochgradige (S3, > 66%) Steatose.
Ergebnisse:
Das Verfahren konnte sicher zwischen keiner bzw. einer leichtgradigen (S0/1) und einer
mittel- bzw. schwergradigen (S2/3) Leberverfettung unterscheiden (AUROC 0,82 für ATI-Koeffizient
0,67 dB/cm/MHz, p = 0,03). Auch die Abgrenzung einer hochgradigen Leberverfettung
von geringeren Steatosen (S1/2 vs. S3) gelang mit ATI im Gegensatz zur semiquantitiativen
Einschätzung durch die Untersucher zuverlässig (AUROC 0,95 für ATI-Koeffizient 0,71
dB/cm/MHz, p = 0,03). Die Methode konnte hingegen nicht zwischen dem Vorliegen keiner
signifikanten Verfettung (S0) und einer geringgradigen Steatosis (S1) differenzieren.
Die einzelnen Messergebnisse der beiden Untersucher zeigten eine hohe Übereinstimmung
(Cronbachs α = 0,904).
Fazit:
ATI kann im klinischen Alltag hilfreich dabei sein, mittel- und schwergradige Leberverfettungen
zu differenzieren und so eine Verlaufsbeurteilung möglich zu machen. Als Screening-Verfahren
für das Vorliegen einer Fettlebererkrankung scheint es anhand unserer Daten nicht
geeignet zu sein.