Einleitung:
Hepatitis-E-Virus (HEV) ist ein einzelsträngiges RNA-Virus, von dem bisher vier humanpathogene
Genotypen (1 – 4) bekannt sind. In Deutschland ist es endemisch mit einer Seroprävalenz
von 16,8%, und > 50% in anderen europäischen Ländern. Insbesondere bei immunkompromittierten
Patienten kann eine HEV-Infektion chronisch werden, wenn das Immunsystem das Virus
nicht eliminieren kann; zudem ist die Mortalität bei Patienten mit vorbestehenden
Lebererkrankungen stark erhöht.
Ziele:
Assessment von HEV-Infektionen, deren Therapie und Verlauf bei besonders vulnerablen
Patienten vor und nach Lebertransplantation.
Methodik:
In dieser retrospektiven Single-Center-Studie untersuchten wir HEV-Infektionen bei
Patienten im Kontext der Lebertransplantation im Zeitraum von 2007 bis 2018. Wir evaluierten
die HEV-Seroprävalenz und -Serokonversionsraten bei 1023 Patienten auf der Warteliste
und bei 636 Leber-transplantierten Patienten. Fälle mit einer Indikation zur antiviralen
Therapie wurden in Hinblick auf Krankheitsverlauf, Therapie und Outcome untersucht.
Ergebnisse:
Unter den Patienten auf der Warteliste fanden sich 33 Fälle (3,2%) mit anti-HEV-Serokonversion;
unter den Leber-transplantierten Patienten waren 14 Fälle (2,2%) mit Serokonversion.
Transplantierte und immunkompromittierte Patienten benötigten häufiger eine antivirale
Therapie und hatten ein erhöhtes Risiko für einen komplizierten Krankheitsverlauf.
Primär wurde Ribavirin als off-label-Therapie verwendet.
Schlussfolgerung:
In einer großen Kohorte von Patienten vor und nach Lebertransplantation gab es signifikante
Raten von anti-HEV-Serokonversion, und somit neuer HEV-Infektionen, viele davon mit
Indikation für eine antivirale Therapie. Unsere Ergebnisse bestätigen die Relevanz
von HEV-Infektionen und die Wichtigkeit, diese in die Routinediagnostik im Kontext
der Lebertransplantation aufzunehmen.