Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2020; 48(02): 0
DOI: 10.1055/s-0039-1700925
Abstracts
DVG

Praktische Anwendung des neuen Glukosemesssystems „Freestyle Libre“ bei der Katze

V. Deiting
1   Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Hannover
,
R. Mischke
1   Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Hannover
› Institutsangaben
 
 

    Ziel Das neue Glukosemesssystem „Freestyle Libre“ soll auf die Richtigkeit der Messung und die Akzeptanz und Verträglichkeit bei der Katze geprüft werden.

    Material und Methoden Vierunddreißig Katzen mit Diabetes mellitus wurden mit dem neuen Glukosemessgerät überwacht. Hierbei wurden insgesamt 66 Sensoreinheiten mit der mitgelieferten Applikationsvorrichtung auf die vorher rasierte und desinfizierte Hautstelle knapp hinter den Schulterblättern geklebt und zusätzlich mit Einzelheften fixiert. Mehrmals täglich wurde in Abhängigkeit von der medizinischen Indikation der Sensor abgelesen und gleichzeitig Heparinblut für Kontrollmessungen mittels Hexokinasereaktion entnommen.

    Ergebnisse Bei 34/66 Sensoren zeigten die Tiere keine wahrnehmbaren und bei 28/66 Sensoren geringe Abwehrreaktionen (Kopfwinden) bei der Sensorapplikation. Bei 2 Sensoren, die einer aggressiven Katze appliziert wurden, konnte eine mögliche sensorassoziierte Abwehr aufgrund der allgemeinen Abwehrhaltung nicht beurteilt werden. Zwei Sensoren wurden bei sedierten Katzen angebracht. Die vom Hersteller angegebene maximale Messdauer von 14 Tagen erreichten 9/66 Sensoren. Zwei Sensoren zeigten direkt nach der 1-stündigen Kalibrierungsphase keine Messaktivität, 46 Sensoren stellten im Median nach 8 Tagen (1,6–14 Tage) selbstständig ihre Funktion ein. Zehn Sensoren wurden funktionierend entfernt (0,9–9,8 Tage) und 8 Sensoren entfernten die Katzen selbst (2,1–10,9 Tage). Die Entfernung erfolgte einfach und ohne Abwehrreaktion. Bei 36/66 Sensoren waren keine Hautreaktionen, bei 21 eine leichte Hautrötung und bei 2 Sensoren im Klebebereich eine oberflächliche Dermatitis erkennbar; bei 7 Sensoren konnte die Hautreaktion nicht überprüft werden. Bei 13/34 Tieren wurden mehrere Messungen vom Sensor als „HI“ (Glukose > 500 mg/dl) angezeigt. Die mediane Abweichung zur Referenzmethode betrug 10% (Glukose ≤ 120 mg/dl: 15,1%; > 120 mg/dl: 9,6%), die Korrrelation war hoch (rs = 0,91).

    Schlussfolgerung Die neue Messmethode erwies sich als gut verträglich, praktikabel und zuverlässig. Sie verspricht, das Management diabetischer Katzen deutlich zu erleichtern. Nachteilig ist aber die obere Mess-bereichsgrenze.


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    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    27. April 2020

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    Stuttgart · New York