Einleitung: Die aktuelle Studienlage zeigt, dass affektive Störungen und Ängstlichkeit die häufigsten
psychischen Beeinträchtigungen in der Peripartalzeit sind. Die Auswirkungen von (drohender)
Frühgeburt auf die Entwicklung von Depressionen und Ängsten wurde in bisherigen Studien
vor allem an Müttern untersucht. Ziel dieser Studie ist es Prävalenzen peripartaler
Depressivität und Ängstlichkeit bei Müttern und Vätern im Zusammenhang von Frühgeburtlichkeit
zu untersuchen. Hierzu wurden Eltern einer Risikogruppe (RG) mit tatsächlicher Frühgeburt
(RG+FG), Paare mit zeitgerechter Geburt (RG+ZG) und Mütter und Väter ohne Risiken
in einer Kontrollgruppe (KG) untersucht.
Methode: Es wurden 260 Frauen und 127 Männer in die Studie eingeschlossen und zu 3 Testzeitpunkten
(T1: präpartal bei stationärer Aufnahme der Frau, T2: 6 Wochen postpartal) mittels
Fragebögen (EPDS; STADI) zu bestehender Depression sowie Ängstlichkeit untersucht.
Ergebnisse: Vorgeburtlich zeigen sich in der RG erhöhte Prävalenzen für Depressivität (Frauen:
27%, Männer: 35%) und Ängstlichkeit (Frauen: 67%, Männer: 50%). 6 Wochen postpartal
zeigen sich bei beiden Elternteilen erhöhte Depressionsraten in beiden Gruppen (RG+ZG
und RG+FG) (RG+FG: Frauen: 25,6%, Männer: 12%; RG+ZG: Frauen: 25,9%, Männer: 15%).
Diese liegen deutlich über den üblichen Risiken in der peripartalen Zeit. Das höchste
Risiko für postpartale Ängstlichkeit zu T2 besteht für Eltern mit Frühchen (RG+FG
Frauen: 30,7%, RG+FG Männer: 31,0%).
Diskussion: Die Belastung einer (drohenden) Frühgeburtlich stellt für werdende Eltern einen Risikofaktor
für peripartale Depressivität und Ängstlichkeit dar. Es zeigt sich für Frauen und
Männer eine erhöhte psychische Belastung, die v. a. präpartal viele Männer betrifft.
Unabhängig von der tatsächlichen Frühgeburt sind die Depressionsraten der Mütter zu
T2 gleichbleibend hoch, die der Väter nehmen ab. Das Risiko einer Frühgeburt wirkt
insgesamt stärker auf die Psyche, als das Geburtsoutcome selbst.