Tabakrauchen stellt den ätiologischen Hauptfaktor für die Entstehung einer COPD und
eine entscheidende Bedingung für deren Prognose im weiteren Krankheitsverlauf dar.
Obwohl die Effektivität verhaltenstherapeutischer und medikamentöser Maßnahmen zur
Tabakentwöhnung bei Rauchern mit COPD mit hoher Evidenz belegt ist, sieht die deutsche
Gesetzgebung keine Kostenübernahme für Tabakentwöhnungsmaßnahmen als heilkundliche
Kassenleistung vor. Im Rahmen eines Modellprojekts erhielten 550 Patienten mit drohender
oder bestehender COPD eine leitliniengerechte Tabakentwöhnung unter Realbedingungen
durch pneumologische Facharztpraxen und psychologische Psychotherapeuten in Sachsen
und Thüringen (ATEMM-Studie). In der Maximalintervention erfolgte eine vollständige
Kostenübernahme inkl. medikamentöser Unterstützung im Rahmen der GKV. Patienten des
parallelen Studienarms (n = 257) erhielten als Minimalintervention eine ärztliche
Kurzberatung, evtl. medikamentöse Therapien waren vom Patienten selbst zu finanzieren.
Berichtet werden die Inanspruchnahme der Behandlungsangebote, Compliance und Abstinenz
nach 12 Monaten. Neben lungenärztlich erhobenen Daten wurden auch Teilnehmerbefragungen
sowie Abrechnungsdaten der Krankenkasse ausgewertet. Nach 12 Monaten war die Hälfte
der Teilnehmer (47%) der Maximalintervention nach strengen Kriterien (CO-Messung)
rauchfrei (Intention-to-treat: 38%), aber nur 8% in der Minimalintervention (Intention-to-treat
6%). Die überwiegende Mehrheit (90%) der Patienten der Maximalintervention machte
von der optionalen medikamentösen Therapie Gebrauch (Vareniclin, Nikotinersatzprodukte).
Pro Patient wurden im Durchschnitt drei Verordnungen mit Bruttokosten von 293 € abgerechnet.
Ein Großteil der Patienten der Minimalintervention unternahmen innerhalb des Studienjahres
eigenständige Rauchstoppversuche, jedoch nutzen nur 9% medikamentöse Unterstützung.
Das Modellprojekt zeigt, dass Patienten der Maximalintervention das komplexe Tabakentwöhnungsangebot
mit hoher Akzeptanz in Anspruch nehmen, wenn ihnen es vollfinanziert angeboten wird.
Die damit erzielten hohen Abstinenzraten unterstützen die Forderung nach einer vollfinanzierten
Tabakentwöhnung als heilkundliche GKV-Leistung in Deutschland.