Fragestellung Fatigue tritt in Phasen akuter oder chronischer Erkrankungen auf und beschreibt einen
Zustand von anhaltender Erschöpfung. Fatigue ist bei geriatrischen PatientInnen häufig
[[1]] und führt u.a. zur beeinträchtigter Leistungsfähigkeit und reduzierter Lebensqualität.
Muskelschwäche, Inflammation und Schlafmangel sind als Determinanten bereits bekannt.
Wir untersuchten die Assoziation zwischen Alters-Anorexie und Fatigue bzw. Lebensqualität
bei älteren PatientInnen in einem klinischen Setting.
Methodik Standardisierte Fragebögen wurden zur Evaluierung von Anorexie (CNAQ), sozialer Status (Nikolaus), Fatigue (BFI), Lebensqualität mittels visueller Analogskala (EQ VAS) verwendet. Folgende Parameter wurden in Varianzanalyse und multinomialer Regressionsanalyse
zur Überprüfung des Einflusses von Alters-Anorexie auf Fatigue oder auf Lebensqualität
berücksichtigt: Alter, Geschlecht, Anzahl der Medikamente/d, Anzahl der Komorbiditäten,
Hämoglobin, CRP, BMI und sozialer Status.
Ergebnisse Es wurden 322 ältere PatientInnen bei Krankenhausaufnahme (77,8 ± 7,1 Jahre) untersucht.
Die Anorexie trat bei 56,2 % PatientInnen (n = 181) auf, die reduzierte Hämoglobinwerte
im Vergleich zu nicht anorektischen PatientInnen zeigten (10,8 ± 1,7 mg/dl vs. 11,4
± 1,8 mg/dl, p = 0,002). In der Kohorte erwies sich eine Anorexie als unabhängiger
Prädiktor einer moderaten Fatigue (OR: 2,787, 95 %-KI: 1,047; 7,419, p = 0,040) und
einer schweren Fatigue (OR: 11,894, 95 %-KI: 12,933; 48,227, p = 0,001). Von den weiteren
berücksichtigten Parametern ging auch eine höhere Anzahl an Medikamenten/d mit dem
Risiko einer schweren Fatigue (OR: 1,195, 95 %-KI: 11,018; 1,018, p = 0,030) einher.
Außerdem war die Anorexie negativ mit der Lebensqualität assoziiert (β: - 6,235, 95 %-KI:
- 10,807; - 1,663, p = 0,008).
Schlussfolgerungen Anorexie tritt häufig bei älteren PatientInnen bei Krankenhausaufnahme auf, erhöht
das Risiko für das multifaktorielle Fatigue-Syndrom und beeinträchtigt die subjektiven
Lebensqualität.