Einleitung Als Ursache akuter Zungenschwellungen sind außer dem allergischen vor allem das hereditäre,
medikamenteninduzierte, idiopathische oder das lymphoproliferativ erworbene Angioödem
bekannt. Des Weiteren sind Entzündungen oder Abszedierungen, ferner Vergiftungen oder
das Melkersson-Rosenthal Syndrom in Betracht zu ziehen.
Methoden/Ergebnisse klinische Fallbeschreibung, Literaturrecherche Fallbeschreibung: Die primäre Vorstellung
der 78-jährigen Patientin erfolgte aufgrund einer akuten Zungenschwellung, Zungenbrennen
und einer leichten Schwellung bukkal sowie der medialen Lidanteile. Infektassoziierte
Ödeme, akute faziale Ödeme in der Anamnese, Allergien oder eine ACE-Hemmer- oder Sartaneinnahme
waren nicht bekannt. Temporale Schmerzen oder ein temporärer Visusverlust seien zu
keinem Zeitpunkt aufgetreten. Es erfolgte die Aufnahme zu Prednisolon-, Antihistaminika-
und Antibiotikagabe. Im Verlauf zeigte sich eine demarkierte, livide Verfärbung der
linken Zungenhälfte, außerdem traten vierzehn Tage später plötzliche Sehstörungen
beidseits auf, ein Fingerzählen war nicht mehr möglich. Es handelte sich mutmaßlich
um einen Teilverschluss der Aa. centralis retinae beziehungsweise der Aa. ciliares
beidseits. Histologisch konnte bei einer Probeentnahme der A. temporalis eine floride
Arteriitis temporalis/Riesenzellarteriitis als Ursache eines thromboembolischen Ereignisses
im Bereich der Zunge bestätigt werden. Die Therapie erfolgt durch Kortikoid- und Methotrexatgabe.
Schlussfolgerung Nach Ausschluss sämtlicher typischer Ursachen einer Zungenschwellung muss an einen
Gefäßverschluss gedacht werden, welcher zwingend weiter diagnostisch verfolgt werden
sollte. Die Manifestation einer Vaskulitis im Bereich der A.lingualis ist bisher in
nur wenigen Fallberichten beschrieben.