Fragestellung Sedativa werden in der spezialisierten Palliativversorgung (SPV) häufig eingesetzt.
Wie werden Sedativa und „Sedativa mit kontinuierlichem Effekt“ in der letzten Lebenswoche
in Pflegeheimen (PH) verwendet und welche Faktoren sind mit dieser Therapie assoziiert?
Studiendesign Retrospektive Kohortenstudie. Analyse der Krankenakten von Bewohner*innen, die in
4 PH von 1/2015 bis 12/2017 verstarben.
Methodik Als Sedativa wurden die in Leitlinien für „palliative Sedierung“ empfohlenen Medikamente
definiert: Benzodiazepine, Levomepromazin, Haloperidol (≥5 mg/d), Propofol. Die Definitionen
von „Sedativa mit kontinuierlichem Effekt“ und „mindestens mittelgradig sedierende
Dosis“ wurden von SPV-Klinikern und -Pharmazeuten Literatur-basiert konsentiert. Deskriptive
und multivariate logistische Regressions-Analyse (R 3.6.1).
Ergebnis 110/512 (21 %) verstorbene Bewohner*innen erhielten mindestens einmal in der letzten
Lebenswoche ein Sedativum, 46/512 (9 %) „Sedativa mit kontinuierlichem Effekt“. Orales
Lorazepam wurde am häufigsten eingesetzt. 11/512 (2 %) Bewohner*innen erhielten „mindestens
mittelgradig sedierende Dosen“. Der Begriff „Sedierung“ wurde nicht verwendet. Die
häufigsten Indikationen waren Unruhe (58/110, 53 %) und Angst (35/110, 32 %), für
36/110 (33 %) Bewohner*innen war keine Indikation verzeichnet. Einbezug der Bewohner*innen
in die Entscheidung für Sedativa war für 3/110 (3 %) dokumentiert. Die multivariate
Analyse zeigte signifikante Assoziationen zwischen dem Einsatz von Sedativa und Alter
(OR = 0.94; p < 0.001) sowie Einrichtung (p < 0.001).
Diskussion Im Vergleich zu internationalen Daten aus PH weisen unsere Daten auf eine niedrigere
Prävalenz von Sedierung sowie ein Fehlen des Begriffs „Sedierung“ hin. Zudem unterschieden
sich die PH in der Häufigkeit des Sedativa-Einsatzes.
Take Home Message für die Kongressbesucher Die Unterschiede bezüglich der Praxis der Sedierung in PH, spezifische Herausforderungen
in den Einrichtungen sowie der mögliche Bedarf an Unterstützungsmaßnahmen für eine
gute Praxis der Sedierung in PH sollten weiter erforscht werden.
Förderung BMBF, 01GY1712 SedEol