Zielsetzung Ziel dieser Studie war, mithilfe computertomografischer Darstellungen der zeitlichen
und örtlichen Verteilung eines Kontrastmittels nach intratestikulärer, intrafunikulärer
und subkutaner Applikation am Skrotum, die optimale Zeitspanne und Injektionslokalisation
für eine ausreichende Verteilung eines Lokalanästhetikums zu ermitteln, um eine schmerzfreie
Kastration durchzuführen.
Material und Methode Als Surrogat für ein Lokalanästhetikum wurde eine 1:8-Verdünnung eines nicht ionischen,
wasserlöslichen Röntgenkontrastmediums (Xenetics® 300) mit Lidocainhydrochlorid (2%)
hergestellt. Bis zu 7 Tage alte Saugferkel wurden in Isoflurannarkose in Rückenlage
entsprechend der Lagerung bei der Kastration fixiert. Bei je 2 Tieren wurden intrafunikulär,
intratestikulär und subkutan in der Regio scrotalis je 0,3 ml des Surrogats injiziert.
Bei jeweils 2 weiteren Ferkeln erfolgte die kombinierte Applikation von subkutaner
Injektion und intrafunikulärer oder intratestikulärer Injektion mit jeweils 0,15 ml
pro Injektionsort. Die CT-Aufnahmen wurden 2, 4, 6, 8 und 10 Minuten nach Injektion
erstellt. Die Auswertung der örtlichen und zeitlichen Verteilung erfolgte visuell.
Zusätzlich wurde die Abnahme der Hounsfield-Einheiten (HE) im infiltrierten Gewebe
über die Zeit gemessen.
Ergebnis Nach intratestikulärer Injektion verteilte sich das Kontrastmittel im Hodengewebe
und zog entlang des Samenstrangs bis in die Bauchhöhle. Bei intrafunikulärer Injektion
verteilte sich das Kontrastmittel uneinheitlich in Samenstrang, Bauchhöhle und Skrotum.
Nach subkutaner Applikation bildete sich ein lokales Depot unter der Skrotalhaut.
Bereits nach 2 Minuten zeigte sich eine ausgedehnte Verteilung des Kontrastmittels
im Gewebe. Die weiteren Darstellungen im zeitlichen Verlauf ließen keine weitere Ausbreitung
erkennen. Die Abnahme der HE im Untersuchungszeitraum von 20, 32 und 29% nach intratestikulärer,
intrafunikulärer und subkutaner Applikation kann als Hinweis auf systemische Resorption
gewertet werden.
Schlussfolgerung Eine wirksame Schmerzausschaltung durch eine Lokalanästhesie bei der Ferkelkastration
muss sowohl die Skrotalhaut und Hoden sowie den Samenstrang abdecken. Die Kombination
einer intratestikulären und subkutanen Injektion zeigte die zuverlässigste Verteilung,
bei der alle relevanten anatomischen Strukturen infiltriert wurden.