Fragestellung Die operative Versorgung instabiler Beckenringfrakturen stellt derzeit ein kontrovers
diskutiertes Thema dar. Minimal invasive Techniken für die Stabilisierung solcher
Frakturen bieten zwar viele Vorteile, jedoch auch Nachteile. Der anteriore subkutane
Fixateur interne (INFIX) beispielsweise zeigt vielversprechende biomechanische Eigenschaften,
birgt jedoch ein hohes Risiko für die Verletzung neuraler Strukturen.
Das Ziel dieser Studie ist daher der Vergleich der biomechanischen Stabilität zwischen
einem modifizierten, minimal-invasiven, unilateralen INFIX und dem bislang etablierten
“Standard” INFIX.
Methodik Für die Versuche wurden 24 synthetische Becken der Firma Sawbone verwendet. Diese
wurden in vier Gruppen mit jeweils sechs Becken aufgeteilt. Durch Osteotomie des Sakrums
sowie des vorderen Beckenringes wurde eine Typ C1.3 Fraktur gesetzt. Die folgenden
minimal-invasiven Osteosynthesen wurden für die Fraktur des vorderen Beckenringes
angewandt (s.
Abbildung):
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unilateraler INFIX
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“erweiterter” unilateraler INFIX + Pedikelschraube im kontralateralen Schambeinast
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bilateraler INFIX
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“erweiterter” bilateraler INFIX + Pedikelschraube im kontralateralen Schambeinast
Bei allen Versuchen wurde die Fraktur des hinteren Beckenringes mittels zweier sakroilikaler
Schrauben stabilisiert.
Alle Becken wurden zyklisch zwischen 100N und 200N belastet. Im Anschluss erfolgte
eine Maximalbelastung von 300N. Die Dislokation der Frakturfragmente wurde mit einen
3D-Ultraschall-Systems gemessen und mittels linearer Regression paarweise statistisch
miteinander verglichen sowie die Steifigkeit errechnet.
Ergebnisse und Schlussfolgerung Der “erweiterte” unilaterale INFIX zeigte die geringste Dislokation, wohingegen der
“Standard” bilaterale INFIX die geringste Rotationsstabilität aufwies. Hinsichtlich
der Rotationsstabilität konnte zudem ein statistisch signifikanter Unterschied (p
= 0,04) zwischen dem “erweiterten” unilateralen INFIX und dem “Standard” bilateralen
INFIX gezeigt werden. Der “erweiterte” unilaterale INFIX wies eine signifikant höhere
Stabilität der anterioren Frakturfragmente auf (p = 0,01), während der unilaterale
INFIX die höchste Rotationssteifigkeit zeigte. Die Steifigkeit der anterioren Anteile
des “erweiterten” unilateralen INFIX konnte durch eine zusätzliche Pedikelschraube
im kontralateralen Schambeinast verbessert werden (p = 0,002).
Der “erweiterte” unilaterale INFIX (mit Pedikelschraube im kontralateralen Schambeinast)
ist eine vielversprechende minimal-invasive Osteosynthese zur Versorgung von Frakturen
des vorderen Beckenrings. Zudem bietet dieser im Vergleich zum “Standard” INFIX eine
höhere Stabilität bei gleichzeitig besserer Schonung neuraler Strukturen.
Stichwörter INFIX; Beckenringfrakturen; vorderer Beckenring; Pelvic Fracture