Fragestellung Ziel dieser Studie ist es, die Stabilität einer limitierten Zementaugmentation mit
Zementierung lediglich der Pedikelschrauben der Endwirbelkörper nach langstreckiger
dorsaler Stabilisierung (lim-Augm) nach osteoporotischer Fraktur der mittleren Brustwirbelsäule
zu untersuchen und mit der langstreckigen dorsalen Stabilisierung mit Zementaugmentation
aller Pedikelschrauben (kompl-Augm) zu vergleichen.
Methodik 12 frisch eingefrorene humane Spenderwirbelsäulen (Brustwirbelkörper BWK 4 - BWK
10) mit einem Mindestalter von 65 Jahren wurden verwendet. An allen Wirbelsäulen erfolgte
eine DEXA-Messung und CT-Kontrolle. Die Wirbelsäulen wurden nach dem Matched-Pair-Prinzip
unter Berücksichtigung der Knochendichte, des Alters und des Geschlechts in die Gruppen
lim-Augm und kompl-Augm eingeteilt. Anschließend wurden die Wirbelkörper BWK 5/6 sowie
8/9 standardisiert instrumentiert und stabilisiert. Dabei erfolgte eine limitierte
Zementaugmentation lediglich der Pedikelschrauben von BWK 5 und 9 in der lim-Augm
Gruppe, während in der kompl-Augm Gruppe alle Pedikelschrauben augmentiert wurden.
Im Anschluss wurde eine instabile BWK 7 Fraktur erzeugt. Zur biomechanischen Testung
erfolgte zunächst die Vorkonditionierung der Präparate durch eine zyklische Belastung
mittels 2,5 Nm Flexionsmoment über 5 Zyklen. Anschließend wurden die Wirbelsäulen
in Flexionsrichtung axial mit 6 mm/min komprimiert, getestet wurde bis 20 mm oder
einem vorhergehenden Versagen. Nach der Testung erfolgte eine erneute Computertomographie
der Präparate zur Beurteilung der Implantatverankerung.
Ergebnisse und Schlussfolgerung Das Durchschnittsalter der Spender betrug 87,8 Jahre (74 - 101 Jahre) und war zu
gleichen Anteilen weiblich und männlich. Der durchschnittliche T-Score betrug -3,6
(Range -1,2 bis -5,3). Die durchschnittliche Maximallast in der Gruppe lim-Augm betrug
1599,7 N (1118,6 N - 1880,3 N) und in der Gruppe kompl-Augm 1941,1 N (1183,4 N - 3761,4
N). Statistisch zeigte sich zwischen beiden Gruppen kein signifikanter Unterschied
(p = 1,0). In den CT-Untersuchungen nach der Testung zeigte sich kein Anhalt für Schraubenlockerungen.
Schlussfolgerung: Zwischen einer limitiert augmentierten oder vollzementierten langstreckigen
Versorgung einer instabilen osteoporotischen BWK 7 Fraktur besteht kein statistisch
relevanter Stabilitätsunterschied. Bei fehlendem Nachweis von Schraubenlockerungen
in der Gruppe lim-Augm kann die limitierte Augmentation bei langstreckigen Versorgungen
der mittleren Brustwirbelsäule zumindest unter unphysiologisch hoher Kompressionsbelastung
als biomechanisch gleichwertige Versorgungsalternative angesehen werden.
Stichwörter Frakturen der BWS; osteoporotische Frakturen; langstreckige dorsale Stabilisierung;
Zementaugmentationstechniken