Übelkeit und Erbrechen: Magen-Darm-Atonie
Übelkeit und Erbrechen: Magen-Darm-Atonie
Ein 54-jähriger Patient klagt am 4. postoperativen Tag nach großflächiger Reparation
einer Narbenhernie mittels retromuskulärer Netzplastik (Sublay-Technik) und ausgedehnter
Adhäsiolyse schon nachmittags über hartnäckige Übelkeit. In der frühen Nacht erbricht
er dann mehrfach schwallartig. Beim Eintreffen des Dienstarztes ist das Abdomen gebläht
und ubiquitär druckempfindlich. Die Wunde ist reizlos. Es liegen noch 2 subfasziale
Drainagen, die allerdings nur noch wenig serös-blutiges Sekret fördern. Die Vitalparameter
sind unauffällig.
Der bisherige postoperative Verlauf war eigentlich unkompliziert, aber bereits am
Morgen hatte der Mann nur sehr sparsam gefrühstückt. Auskultatorisch sind kaum Darmgeräusche
auszumachen. Der Patient hatte bislang noch keine Stuhlentleerung. Der einliegende
Periduralkatheter (PDK) läuft, der Patient gibt sich mit der Schmerztherapie jedoch
nicht ausreichend zufrieden.
Bei der Durchsicht der Akte fallen zusätzlich eine fest angeordnete Begleitmedikation
mit Metamizol und regelmäßige Gaben einer Bedarfsmedikation mit Morphin auf.
Der Dienstarzt stellt die Verdachtsdiagnose einer postoperativen Atonie nach Adhäsiolyse
und Narbenhernienreparation. Sonografisch bestätigt sich die Diagnose schnell. Der
Magen ist prall gefüllt, es findet sich kaum Darmperistaltik. Der Dünndarm ist ubiquitär
dilatiert und pendelt nicht. Hungerdarm wird nicht dargestellt.
Nach Einlage einer Magensonde entleeren sich ca. 1,5 l Mageninhalt – der Patient fühlt
sich anschließend deutlich besser. Aber die Bauchdecke schmerzt immer noch. Schmerzen
und Atonie trotz einliegendem PDK erscheinen dem Diensthabenden nicht logisch. Deshalb
wird der Schmerzdienst informiert und zur Überprüfung des PDK gebeten.
Zur Überbrückung wird eine Infusion mit Metamizol angeordnet. Das lindert die Beschwerden
leidlich. Nachdem die Anästhesistin erscheint, zeigt sich schnell: Der PDK funktioniert
nicht ausreichend. Der Patient leide vielleicht deshalb an Atonie und Schmerzen, so
die Kollegin vom Schmerzdienst.
Die Anästhesistin spritzt den Katheter auf und erhöht auch die Flussrate. Sie verlässt
die Station mit der Empfehlung, ggf. 40 Tropfen Metamizol dazu zu geben. Der diensthabende
Chirurg verzichtet darauf, die junge Kollegin über den Konflikt von Resorption, Atonie
und Magensonde aufzuklären. Die Begleitmedikation bleibt intravenös. Die Nachtwache
legt zusätzlich „feuchte Wärme“ auf, das lindert die Symptome. Der Patient führt schließlich
noch in der Nacht erstmals etwas ab.
Bei der Morgenrunde des Diensthabenden sitzt er wieder auf dem Toilettenstuhl – die
Stuhlportion ist jetzt angemessen. Der Diensthabende lässt die Magensonde, die nur
galliges Sekret fördert, abklemmen und erlaubt das schluckweise Trinken, was vor allem
das Trockenheitsgefühl im Mund lindert. Am Nachmittag wird die Sonde entfernt und
ein vorsichtiger Kostaufbau gestartet.
Der Patient erholt sich im weiteren Verlauf unkompliziert und verlässt das Haus am
10. postoperativen Tag.
Hintergrund und Klinik
Postoperativ beträgt die Inzidenz von Übelkeit und Erbrechen 20–30 %, sodass diese
Beschwerden zu den am häufigsten auftretenden Komplikationen zählen.
Postoperative Nausea and Vomiting (PONV)
Frühpostoperativ ist die häufigste Ursache das PONV, das noch am OP-Tag auftritt.
Dessen Entstehung ist im Detail weitgehend ungeklärt, lässt sich aber als eine vegetative
Reaktion des Körpers auf die verabreichten Narkosemedikamente zusammenfassen. Obwohl
PONV in aller Regel selbstlimitierend ist, können in seltenen Fällen schwerwiegende
Komplikationen wie Atemwegsverlegungen mit Sauerstoffmangel auftreten.
Die Therapie besteht in der Gabe von Antiemetika und bei anamnestisch prädisponierten
Patienten in der Modifikation des Anästhesieverfahrens als Prophylaxe. Risikofaktoren
für das Auftreten von PONV zeigt Tab. [1].
Tabelle 1 Risikofaktoren für das Auftreten von PONV (aus [Rüsch et al. 2010]).
Gruppe
|
Risikofaktor
|
patientenbedingt
|
-
weibliches Geschlecht
-
Anamnese von PONV
-
Reisekrankheit
-
Nichtraucherstatus
|
anästhesiebedingt
|
|
operationsabhängig
|
|
allgemein
|
-
Opioidgabe postoperativ
-
Opioidgabe intraoperativ
|
Magen-Darm-Atonie
Nach größeren operativen Eingriffen gehört es zusätzlich zum „Normalverlauf“, dass
die peristaltische Bewegung des Magen-Darm-Traktes für 12 bis maximal 72 Stunden herabgesetzt
oder sogar praktisch aufgehoben ist. Diese prolongierte postoperative Störung der
koordinierten gastrointestinalen Funktion ohne mechanisches Hindernis wird als Magen-Darm-Atonie
bezeichnet. Sie ist fast immer reversibel. Nur selten geht die Störung der Transportfunktion
in einen paralytischen Ileus über, und wirklich nur ganz selten wird daraus ein Obstruktionsileus.
Vermittelt wird die postoperative Atonie durch neurogene und inflammatorische Reaktionen
auf den abdominalchirurgischen Eingriff. Vereinfachend kann man auch annehmen, dass
der Stress eines operativen Eingriffs über die Schmerzafferenzen den Sympathikus stimuliert,
welcher wiederum die Stilllegung des Magen-Darm-Traktes induziert (Abb. [1]). Der später einsetzende, zweite Mechanismus, welcher zur Darmlähmung beiträgt,
entspricht einer immunologischen Reaktion. Beide Effekte interagieren bilateral.
Abb. 1 Entstehung der Atonie im Magen-Darm-Trakt.
Klinisch zeigt sich die Atonie durch ein aufgetriebenes Abdomen und dauerhaft fehlende
Darmperistaltik. Der Übergang zum paralytischen Ileus manifestiert sich dann über
eine Magenretention, die sich spät durch schwallartiges Erbrechen entleert. Ein früheres
Warnsymptom ist übrigens ein persistierender Singultus. Hier reizt die Überfüllung
des Magens das Zwerchfell.
Eine gut funktionierende patientenkontrollierte epidurale Analgesie (PCEA) über einen
einliegenden Periduralkatheter (PDK) kann nach vielen abdominalchirurgischen Eingriffen
nicht nur die Analgesie des Patienten wesentlich erleichtern, sondern auch das Risiko
einer Atonie reduzieren. Das epidural applizierte Lokalanästhetikum (z. B. Ropivacain)
blockiert die Schmerzafferenzen und damit im 2. Schritt die Aktivierung des Sympathikus.
Der Parasympathikus wird in seiner Wirkung nicht antagonisiert und kann die Peristaltik
fördern (Abb. [1]).
Die PDK-Analgesie vermindert effizient die postoperative Atonie.
Die Wirkbreite des PDK ist allerdings segmental begrenzt. Um eine Sympathikolyse im
Magen-Darm-Bereich zu erreichen, muss der PDK thorakal einliegen. Sehr breite Wundflächen
oder Operationen im kleinen Becken benötigen aus gleichem Grund zur Analgesie immer
eine ergänzende Begleitmedikation. Hier sollte man vorzugsweise auf periphere Analgetika
zurückgreifen, die keine darmlähmende Nebenwirkung haben, wie z. B. Metamizol, Paracetamol
oder NSAID-Präparate.
Kontraindikationen zur Anlage eines PDK sind:
Die Peristaltik im Magen-Darm-Trakt wird außerdem durch eine inflammatorische Reaktion
der Darmwand behindert. Vereinfacht kann allein der mechanische Reiz im Darmrohr Makrophagen,
dendritische Zellen und Mastzellen so stimulieren, dass sie in der Darmwand eine inflammatorische
Redaktion hervorrufen, die von molekularen Mediatoren wie Interleukinen, Stickoxid
oder Cyclooxygenasen getragen wird. Auch wenn das komplexe Zusammenspiel der immunologischen
Abläufe noch nicht im Detail aufgelöst ist, wurde einige Faktoren, die zur Entwicklung
des postoperativen Ileus beitragen, bereits identifiziert. Die zielgerichtete Immunmodulation
stellt eine der erfolgversprechenden Forschungsoptionen in der Behandlung der postoperativen
Atonie dar.
Weitere Ursachen für postoperative Übelkeit und Erbrechen
Weitere Ursachen sind Blutzuckerentgleisungen, Hypotonie sowie Medikamente.
Häufige Ursachen von postoperativer Übelkeit und Erbrechen
Cave. Gerade die Nebenwirkung verabreichter Medikamente darf dabei nicht unterschätzt
werden.
Diagnostisches Vorgehen
Die Diagnose der beiden häufigsten Ursachen von postoperativer Übelkeit und Erbrechen
– nämlich PONV und Magen-Darm-Atonie – ergibt sich meist aus Anamnese, klinischer
Untersuchung und Sonografiebefund.
Die regelmäßige Auskultation, Palpation und Perkussion des Abdomens liefern wertvolle
Hinweise zur Früherkennung. Dabei ist es übrigens völlig unerheblich, ob man zuerst
palpiert oder auskultiert. Wenn die Peristaltik durch die Palpation angeregt wird,
ist das ein gutes Zeichen und maskiert nichts.
Weitere Warnsignale sind Inappetenz, häufiges Aufstoßen und Schluckauf („da staut
sich was!“).
Warnsignale für Atonie
-
geblähtes Abdomen
-
fehlende Peristaltik
-
Inappetenz
-
Aufststoßen
-
Singultus
Die beste Bildgebung stellt die Sonografie dar. Hier sieht man entweder eine ubiquitäre
Darmdilatation mit träger oder fehlender Peristaltik oder wegen Luftüberlagerung aufgrund
von Überblähung schlicht gar nichts.
Eine Röntgenleeraufnahme des Abdomens bietet dagegen kaum helfende Informationen.
Ziemlich sicher wird ein vermehrter Luftgehalt im Magen-Darm-Trakt dargestellt werden.
Die Lokalisation der Luft lässt keine Rückschlüsse zu. Frühpostoperativ wird auch
noch freie Luft dabei sein – das verwirrt nur. Außerdem können sich Spiegel entwickeln,
die dann ebenfalls in die falsche Richtung eines mechanischen Ileus weisen. Das dynamische
Krankheitsbild lässt sich in einer Momentaufnahme nicht gut abbilden. Diese Strahlenbelastung
kann man dem Patienten ersparen.
Die dynamische Sonografie ist dem Röntgen hoch überlegen. Nur hier lässt sich die
Atonie auch vom mechanischen Ileus abgrenzen. Pendelperistaltik und vor allem Hungerdarm
sind wichtige Hinweise auf eine obstruktive Passagebehinderung, die eine operative
Therapie benötigt.
Die Sonografie ist dem Röntgen in der Diagnostik der Darmpassagestörung deutlich überlegen!
Therapeutisches Vorgehen
Die Behandlung der Atonie und ihrer Symptome ist anspruchsvoll und vielgestaltig.
Der vorliegende Fall ist einfach: Hier funktioniert die PCEA nicht ausreichend. Mit
der Korrektur dieses Defizits erholt sich der Patient auch zügig. Der entscheidende
Hinweis war der persistierende Schmerz. Die Therapie der Atonie ist ansonsten aber
nicht so trivial. Sie gliedert sich in eine Symptomlinderung, abführende Maßnahmen
und die Metaphylaxe eines Rezidivs.
Symptomlinderung der Atonie und Übelkeit
An erster Stelle steht auch hier die Analgesie. Der distendierte Bauch schmerzt zwangsläufig.
Bevorzugt werden Analgetika, die möglichst keine Paralyse unterstützen, also eher
keine Morphine. Allerdings müssen sich Präparat und Dosis an der Schmerzstärke ausrichten,
d. h. sehr einfach: Starke Schmerzen fordern starke Analgetika. Die beste Steuerung
gelingt dann doch mit Morphinen. Die klassische Nebenwirkung bleibt die Passageverzögerung.
Sie variiert je nach Wirkstoff und weist dabei erhebliche Unterschiede auf, die man,
ebenso wie das analgetische Äquivalent der Morphinpräparate, kennen muss.
Alle Morphine führen über ihre anticholinerge Nebenwirkung tendenziell zur Passageverzögerung!
Die zweite, sehr wichtige Maßnahme ist die Linderung der quälenden Übelkeit. Hier
stehen unterschiedliche Präparate zur Verfügung, die im Einzelfall auch miteinander
kombiniert werden müssen. Bei allen Präparaten muss man die Nebenwirkungen beachten,
die zum Teil kontraproduktiv sind (Tab. [2]).
Tabelle 2 Übersicht Antiemetika.
Substanzgruppe
|
Wirkstoff (Beispiel)
|
Nebenwirkungen, Anmerkungen
|
Kortikosteroide
|
Dexamethason
|
BZ-Erhöhung
RR-Erhöhung
Mechanismus unklar
|
Serotoninantagonisten
|
Odansetron
|
Obstipation
Kopfschmerzen
|
Dopaminantagonisten
|
Droperidol
|
Sedierung
extrapyramidale Störung
nicht bei Kindern einsetzen
|
Histaminantagonisten
|
Dimenhydrinat
|
Sedierung
|
Anticholinergika
|
Scopolamin
|
Schwindel
Mundtrockenheit
|
Neurokininantagonisten
|
Aprepitant
|
Kopfschmerzen
Obstipation
|
Bei der Applikation muss natürlich die parenterale Form vorgezogen werden, da die
Atonie auch die Resorption oral verabreichter Medikamente stark beeinträchtigt.
Abführende Maßnahmen
Die Möglichkeiten der abführenden Maßnahmen gliedern sich in mechanische und medikamentöse
Interventionen.
Mechanische Anregung
Mechanisch kann man den Darm auf unterschiedliche Arten reizen:
-
Dehnung des Analsphinkters,
-
Suppositorium, Klysma, Einlauf,
-
Laxans oral,
-
feuchte Wärme auf das Abdomen,
-
intestinale Füllung.
Allen Maßnahmen ist in der Atonie zu eigen, dass sie die eigentliche Ursache der fehlenden
Spontanaktivität des Darms nicht beheben. Das bedeutet: Sie lindern die aktuelle Notsituation,
aber können allein nicht zum dauerhaften Erfolg führen.
Medikamentöse Anregung
Eine medikamentöse Anregung der Darmperistaltik ist noch schwieriger. Alle auf dem
Markt befindlichen Präparate besitzen nur eine eingeschränkte Wirksamkeit (Tab. [3]). Zum Teil wurde die Zulassung wegen des Nebenwirkungsprofils mittlerweile stark
eingeschränkt. Die Autoren halten sie im Zweifel alle für verzichtbar.
Tabelle 3 Medikamentöse Anregung der Darmperistaltik.
Wirkstoff
|
Wirkprinzip
|
Bisacodyl
|
Laxans
|
Na-Picosulfat
|
|
Macrogol
|
|
Mg-Salz
|
|
Erythromycin
|
Motilinrezeptorantagonist
|
Metoclopramid
|
Prokinetikum
|
Domperidon
|
|
Neostigmin
|
Cholinesterasehemmer
|
Magensonde
Bei einer ausgeprägten Magenretention ist die Einlage einer Magensonde zu bedenken.
Damit soll das quälende Erbrechen gestillt und eine stille Aspiration verhindert werden.
Allerdings muss man beachten, dass der Patient an einer Magensonde entlang still aspirieren
kann. Zudem sind die Sonden sehr unkomfortabel. Die Indikation muss also streng geprüft
werden.
Metaphylaxe der Atonie
Die beiden einzigen Maßnahmen zur Vermeidung einer Atonie, die neben der Analgesie
eine nachgewiesene Wirksamkeit haben, sind
Grundlage ist hier eine Art Frank-Starling-Mechanismus: Um kontrahieren zu können,
benötigt der Darm wie auch das Herz oder andere Hohlorgane eine Vorfüllung, d. h.
ohne Nahrung keine Peristaltik. Die Vordehnung darf aber nicht so weit gehen, dass
die Muskelfasern nicht mehr kontrahieren können. Erneut wie am Herzen bei der übermäßigen
Dilatation kann sich der Darm in der Überdehnung nicht mehr bewegen. Diese Situation
kennzeichnet den späten Ileus, lässt sich iatrogen aber auch durch eine Ödematisierung
der Darmwand, z. B. in der überhöhten Plusbilanzierung, provozieren. Die Patienten
lagern das überschüssige Wasser nicht nur in Lunge, Pleura, Aszites und Anasarka ab,
sondern auch in der Darmwand. Die Situation lässt sich im Rahmen von Notfalllaparotomien
schwerstkranker Patienten oftmals intraoperativ beobachten. Infusionen verschieben
über den Natriumgehalt aber auch das Elektrolytgleichgewicht in der Darmwand. Analog
zur Arrhythmie am Herzen führt das zu Störungen der Na/K- bzw. Ca-Pumpen, die an der
Zellmembran das zur Kontraktion notwendige Aktionspotenzial steuern.
Beide Phänomene sprechen für das Behandlungsprinzip des Fast-Track, das u. a. einen frühen Kostaufbau mit zeitnaher Reduktion der parenteralen Ernährung
beinhaltet.
Früher Kostaufbau und begrenzte Infusionsmengen schützen vor der Atonie!
Weitere Ursachen
Seltenere Ursachen der postoperativen Übelkeit sollten immer differenzialdiagnostisch
einbezogen werden, lassen sich aber zumeist leicht, z. B. durch eine Blutzuckermessung,
ausschließen.
Die emetische Nebenwirkung von Medikamenten wird oft unterschätzt. Im Zweifel ist
jedes Präparat geeignet, Übelkeit zu erzeugen. In der Viszeralchirurgie sollte man
in diesem Kontext die Indikation von Antibiotika besonders kritisch prüfen.
Insuffizienz nach Pankreaschirurgie: lebensbedrohliche Blutung
Insuffizienz nach Pankreaschirurgie: lebensbedrohliche Blutung
Der Dienstarzt wird am frühen Abend vom Spätdienst zu einem 69-jährigen Mann auf die
Normalstation gebeten. Die Schwester bleibt am Telefon etwas vage: Der Patient befinde
sich am 6. Tag nach pyloruserhaltender Pankreasresektion eigentlich nicht in wirklich
schlechter Verfassung. Er gefalle ihr klinisch aber einfach nicht, und der gestrige
Tag sei besser gewesen. Der Chirurg bittet zunächst, die üblichen Vitalparameter –
Puls, Blutdruck, Sättigung – zu erheben.
Vor Ort bleibt die Situation zunächst weiter unklar. Der Patient ist schwer einzuschätzen.
Das Abdomen imponiert gebläht und fast etwas prall. Die Bauchdecken sind druckschmerzhaft,
aber sicher nicht peritonitisch. Auskultatorisch ist es eher still, aber der Mann
hat am Vortag etwas abgeführt und klagt nicht über Völlegefühl oder Aufstoßen. Die
Wunde ist ganz reizlos, die Drainage fördert seröses Sekret. Nichts wirklich Fassbares.
Die Situation klärt sich auch nicht, als die Pflegekraft die Vitalwerte durchgibt.
Der Blutdruck misst 100/60 mmHg, der Puls liegt bei 100 Schlägen pro Minute und die
Sauerstoffsättigung bei 94 %. Die Zunge wirkt etwas trocken, dazu leichte Anasarka,
nicht ungewöhnlich nach diesem Eingriff. Vielleicht etwas intravasales Volumen.
Der Diensthabende entscheidet sich für zusätzliche 500 ml Flüssigkeit, nimmt aber
vorher noch eine Blutprobe zur Laborkontrolle ab. Der Hämoglobingehalt ist von 9,3 mg%
am Morgen auf 7,0 mg% gefallen. Parallel geht es dem Mann fast zusehends schlechter.
Jetzt muss gehandelt werden. Der Chirurg ordert das Sonografiegerät und lässt zeitgleich
4 Erythrozytenkonzentrate einkreuzen. Bei deutlicher Luftüberlagerung gelingt im Ultraschall
jedoch auch keine wegweisende Aussage. Das Restpankreas selbst ist nicht einsehbar.
Im Unterbauch schwimmt etwas freie Flüssigkeit, der Rest des Abdomens wirkt unübersichtlich,
eher dicht gepackt, und hat Binnenechos. Doch zu viel Stuhlfüllung?
Der Patient wird schweißig, die Schwester drängt, der Chirurg zaudert. Mit dem Plan,
eine CT-Untersuchung des Abdomens zu veranlassen, informiert der Dienstarzt telefonisch
seinen Hintergrund. Der erfahrene Oberarzt stellt nach kurzem Bericht die Verdachtsdiagnose
auf eine intraabdominelle Blutung: Also Notfall-OP statt Notfall-CT!
Ohne noch weitere Zeit zu verlieren geht es jetzt in den OP-Trakt. Auf dem Weg in
den Saal trübt der Patient etwas ein – schnelle Blutdruckmessung während der Aufzugfahrt:
70/40 mmHg! Bis zur Schleuse wird gerannt. Nach der Narkoseeinleitung ist der Patient
bereits deutlich katecholaminpflichtig. Die aktuelle BGA bietet jetzt einen Hb-Wert
von 4,9 mg%. Der Bedarf an Kreislaufunterstützung steigt mit der Relaparotomie nochmals
an.
Intraoperativ findet sich eine Arrosionsblutung eines Asts der A. colica media. Der
ganze Bauchraum ist mit Koageln ausgefüllt. Die Ursache der Blutung ist am ehesten
eine Insuffizienz der Pankreatikojejunostomie, die über eine Oberbauchperitonitis
das Gefäß angedaut hat, aber das lässt sich erst auflösen, nachdem alle Koagel ausgeräumt
und die Blutung umstochen worden ist. Das Querkolon kann erhalten bleiben, aber die
Pankreasanastomose lässt sich unter den Schockbedingungen nicht sinnvoll erneuern.
Der Patient wird stattdessen pankreatektomiert.
Der weitere Verlauf wird durch eine längere Beatmung wegen einer Schocklunge und einer
erschwerten Insulin- und Kaliumsubstitution als Folge der Pankreatektomie zusätzlich
erschwert, doch der Mann überlebt.
Hintergrund und Klinik
Obwohl in den letzten Jahrzehnten in der Pankreaschirurgie konsequente Fortschritte
erzielt wurden, zählen diese Eingriffe weiterhin zu den komplikationsträchtigsten
viszeralchirurgischen Operationen. Auch in spezialisierten Zentren mit hohen Eingriffszahlen
kann die Morbiditätsrate je nach Literatur zwischen 20–50 % betragen. Dabei hängt
die Spannbreite der Daten an der Definition der Komplikation, sodass zur Verbesserung
der Vergleichbarkeit die wichtigsten Komplikationen (s. Infobox „Überblick“) mittlerweile
im internationalen Konsens festgelegt wurden. Allein die Mortalität ließ sich drastisch
senken und liegt in High-Volume-Kliniken mittlerweile bei unter 5 %. Vor allem Fortschritte
in der perioperativen Betreuung und dem Komplikationsmanagement waren hier entscheidend.
Die wichtigsten Komplikationen der Pankreaschirurgie
-
Fistel
-
Blutung
-
Magenentleerungsstörung
Die Komplikationsraten in der Pankreaschirurgie werden je nach Studie stark von der
Komplikationsdefinition beeinflusst.
Außerhalb von kardiovaskulären Notfällen stellt eine Insuffizienz der Pankreasanastomose
mit konsekutiver Fistel den vital gefährlichsten Teil des Eingriffs dar. Grundlagen
sind vereinfachend:
Die verschiedenen in der Literatur beschriebenen Risikofaktoren für eine postoperative
Pankreasfistel sind in der Box zusammengefasst.
Risikofaktoren für eine postoperative Pankreasfistel
-
schmaler Pankreasgang < 5 mm
-
weiches Pankreasgewebe
-
höherer Blutverlust
-
Linksresektion
-
BMI und Stärke der perirenalen Fettschicht
-
männliches Geschlecht
-
niedriges Serumalbumin, hohes Bilirubin
-
Tumorstadium
Die unbefriedigende Erfolgsrate hat zu vielfachen Bemühungen zur Verbesserung der
OP-Technik geführt. Im Vergleich verschiedener Rekonstruktionen nach partieller Duodenopankreatektomie
konnte bislang jedoch keine Technik die Komplikationsraten entscheidend senken und
sich damit als überlegen erweisen. Die Pankreatikojejunostomie als End-zu-Seit-Anastomose
und die Pankreatikogastrostomie stellen derzeit die weltweit am häufigsten durchgeführten
Rekonstruktionsvarianten dar. In zwei randomisierten, kontrollierten Studien lag die
Komplikationsrate bei der Pankreatikogastrostomie niedriger. Zentren, welche die Pankreatikojejunostomie
bevorzugen, publizieren andere Ergebnisse. Allgemein wird empfohlen, diejenige Technik
zu benutzen, mit der der Operateur die größte Erfahrung besitzt.
Mögliche Folgen von Pankreasfisteln
Die erste Folge einer Insuffizienz an der Pankreasnaht ist eine Fistel. Die Fistelrate
nach Pankreaseingriff hängt von der Lokalisation der Resektion und der Definition
des Begriffs Fistel ab. Neuere Übersichtsarbeiten geben eine Rate von ca. 22 % an.
Die heterogene Definition einer Pankreasfistel hat lange die Vergleichbarkeit von
Studien erschwert. Seit 2005 existiert deshalb eine internationale Definition und
Gradeinteilung. Als Fistel betrachtet man danach einen messbaren Flüssigkeitsaustritt
an Tag 3 oder später, dessen Amylase-Gehalt gegenüber dem Serumwert mindestens dreifach
erhöht ist. Die Schweregrade A, B und C richten sich nach der klinischen Wertigkeit
der Fistel aus (Tab. [4]).
Tabelle 4 Klinische Einteilung von Pankreasfisteln nach ISGPF (International Study Group of
Pancreatic Fistula).
Grad
|
A
|
B
|
C
|
US: Ultraschall; CT: Computertomografie; POPF: postoperative Pankreasfistel
* teilweise (periphere) oder totale parenterale Ernährung, Antibiose, enterale Ernährung,
Somatostatin-Analoga und/oder minimalinvasive Drainage
** mit oder ohne Drainage in situ
|
klinischer Allgemeinzustand
|
gut
|
meist gut
|
krank/schlecht
|
Spezielle Behandlung*
|
nein
|
ja/nein
|
ja
|
US/CT (falls durchgeführt)
|
negativ
|
negativ/positiv
|
positiv
|
verbleibende Drainage (nach 3 Wochen)**
|
nein
|
meist ja
|
ja
|
Reoperation
|
nein
|
nein
|
ja
|
Tod in Beziehung zu POPF
|
nein
|
nein
|
möglicherweise ja
|
Zeichen einer Infektion
|
nein
|
ja
|
ja
|
Sepsis
|
nein
|
nein
|
ja
|
Wiederaufnahme
|
nein
|
ja/nein
|
ja/nein
|
Wichtigste Maßnahme zur Ausheilung einer Pankreasfistel ist die Drainage des austretenden
Sekrets, die häufig interventionell erreicht werden kann. Die unerkannte Fistel, die
sich nicht nach außen entleeren kann, führt ansonsten zu Sekundärkomplikationen. Dazu
gehören intraabdominelle Abszesse, eine Gastroparese oder auch die Arrosionsblutungen
(s. Infobox „Überblick“). Arrosionsblutungen aus viszeralen Gefäßen, die sich entweder
nach endoluminal oder in die freie Bauchhöhle entleeren, stellen eine akut lebensbedrohliche
Situation für die Patienten dar.
Blutungskomplikationen treten nur in 6–9 % der Fälle nach pankreaschirurgischen Eingriffen
auf, sind dann aber wegen des akuten Verlaufs mit einer hohen Mortalitätsrate von
bis zu 50 % vergesellschaftet.
Drainagen begründen sich im Rahmen von Primäreingriffen technisch in der Ableitung
von Sekreten und der Anzeige von Nachblutungen oder Heilungsproblemen. Diese operationstheoretische
Annahme folgt aber einer tradierten Vorstellung als einer bestätigten Evidenz. Daten,
welche die Effizienz von intraabdominellen Drainagen bestätigen, existieren nicht.
Cave. Auch die Einlage multipler Drainagen ist weder prophylaktisch noch therapeutisch
in der Lage, den gesamten Bauchraum zu drainieren!
Stattdessen häufen sich Studien, die nachteilige Effekte beschreiben. Das von der
dänischen Arbeitsgruppe um Kehlet inaugurierte Fast-Track-Konzept rät vom Drainageneinsatz
konsequenterweise ab. Allein die engere Betrachtung der Kompartimente im Abdomen,
die nicht nur der menschlichen Anatomie, sondern auch einfachen mechanischen Verschiebungen
durch postoperative Bewegungen oder selbst Atemexkursionen folgt, kann diese Empfehlung
grundsätzlich unterstützen. In der Pankreaschirurgie hat sich der Verzicht auf Drainagen
allerdings auch international nicht durchgesetzt. Auch wenn hier der endgültige Nachweis
von Vorteilen aussteht, gibt es Studien, die aus ihren Ergebnissen das Gegenteil ableiten.
Vielfach wird in der Pankreaschirurgie empfohlen, Drainagen zu legen, aber nach Möglichkeit
wieder früh zu entfernen. Viel zu oft leiten Drains gar nicht das ab, was sie ableiten
sollen. Das führte auch in unserem Fall zeitweilig zu einer falschen Sicherheit. Der
Einsatz von Drainagen erfordert in allen Fällen eine strenge Abwägung von Risiko und
Nutzen.
Mögliche Komplikationen von Drainagen
-
Drucknekrosen
-
Darmfisteln
-
Gefäßarrosionen
-
aszendierende Infektionen
-
Hernien
-
Schmerzen
-
Drainageretraktion, Fremdkörperverbleib
-
Berichtswesen – mehr Komplikationen mit Unerfahrenen?
Ein entscheidendes Kriterium für die Erfolgsrate in der Erfassung und Behandlung von
Komplikationen scheint die Informationskette zu spielen. „Wen informiere ich wann
und wie?“ ist hier die Kernfrage. Patienten werden heute im Rahmen ihres Krankenhausaufenthalts
mehrheitlich diskontinuierlich behandelt: Der Patient leidet, heilt und genest 24
Stunden pro Tag und zwar am Stück – der Arzt behandelt je nach Modell und vertraglicher
Arbeitszeit 6, 8 oder 12 Stunden davon.
Die räumliche und zeitliche Trennung von Patient und Arzt ist in vielerlei Hinsicht
sinnvoll, und das nicht nur für das Zeitbedürfnis biologischer Heilvorgänge. Auch
die Kräfte der Ärzte müssen geschont werden, um sich erholen zu können, selbst wenn
die idealen Zeitfenster für Arbeitsalltag, Dienst und Erholung international sehr
kontrovers diskutiert werden (die europäischen Arbeitsmodelle werden in den USA als
nicht praktikabel beurteilt). Die fehlende Parallelität der Ereignisse – die Krankheit
hält sich nicht an die tariflichen Arbeitszeiten – stellt einen besonders hohen Anspruch
an die Informationssysteme und das Meldewesen. Die allseitige Verfügbarkeit mobiler
Telefon- und Internetverbindungen sowie computergestützter Datenbanken kann dabei
maximal ein Hilfsmittel sein, stellt aber keine echte Sicherung dar. Dazu kann ein
ständiges Informieren den Informierten auch ermüden. Irgendwann hört man nicht mehr
richtig zu. Also ist wann wichtiger als kann.
Das erfolgreiche Komplikationsmanagement hängt auch davon ab, ab wann der Erstbehandler
seine Grenze erkennt und den Erfahrenen zu Hilfe ruft. Der direkte Zusammenhang zwischen
ärztlicher Erfahrung und Komplikationsrate wird allerdings ebenfalls kontrovers diskutiert.
Zumindest unter professioneller Supervision müssen die jungen Kollegen keine höhere
Rate an Zwischenfällen fürchten. Auf der anderen Seite stehen Fallzahl und Komplikationsrate
für viele chirurgische Prozeduren in einem engen Kontext. Die Mindestzahldebatte fußt
auf dieser Annahme. Die Supervision ist also der Schlüssel zum Erfolg.
Das Leben rettet in unserem Fallbeispiel der Oberarzt am Telefon, der dem Patienten
den fatalen Weg durch die CT erspart und direkt die Operation anordnet.
Strategisches Vorgehen im anspruchsvollen Notfall
-
vorurteilsfreie Befunderhebung
-
Datensammlung und zielorientierte Datenergänzung
-
Überprüfung der Arbeitshypothese
Diagnostisches und therapeutisches Vorgehen
Die schnellste und einfachste bildliche Darstellung von abdominellen Zuständen gelingt
mit der Sonografie. In der Hand des Erfahrenen stellt die Ultraschalluntersuchung
ein sehr wertvolles Instrument in der Notfalldiagnostik dar. Aber wie so oft ist es
der menschliche Faktor, der den Unterschied ausmacht. Die Ergebnisse sind in jedem
Bereich sehr untersucherabhängig. Dazu lassen sich manche Veränderungen nur erschwert
abbilden, da sie sich in der Echodichte nicht ausreichend von der Umgebung abheben
(s. Box „Zielgerichtete Diagnostik“).
Zielgerichtete Diagnostik
Sonomorphologische Phänomene bei der Darstellung von Darm als intraabdominelle Hämatome
-
unregelmäßig begrenzte, echoarme Anteile
-
unterschiedliche Mengen an Binnenreflexen
-
evtl. hyperechogene Strukturen
-
dorsale Schallverstärkungen
In unserem Fallbeispiel lassen sich die festen, nicht sedimentierten Hämatomanteile
vom diensthabenden Chirurgen nicht von den gefüllten Darmanteilen abgrenzen. Die Untersuchung
bietet statt klaren Hinweisen nur trügerische Sicherheit. In einer solchen Situation
ist die Eskalation der Diagnostik mittels einer CT sicher nicht grundsätzlich falsch.
Hier ließe sich das Hämatom wahrscheinlich zweifelsfrei identifizieren. Allerdings
schließt der exponentiell steigende Druck des Notfalls jeden weiteren Zeitverlust
aus. Der Mann muss in den OP gebracht werden.
Revisionsoperation
Die Behandlungsstrategie von Fistel, Insuffizienz und ihren Folgen hat sich in den
letzten Jahren stark gewandelt. Da in 80 % der Fälle Low-Output-Fisteln vorliegen,
reicht hier das Sichern eines ausreichenden Abflusses, z. B. durch eine Drainage,
aus. Selbst die Nahrungskarenz ist in Abhängigkeit von der Lokalisation der Fistel
nicht mehr zwingend notwendig. Insbesondere CT-gesteuert einlegte Drainagen haben
die Rate der Relaparotomien gesenkt.
Operative Revisionen ermöglichen grundsätzlich eine Anpassung an den individuellen
Befund und Situs. Selbst komplett neue Rekonstruktionen werden in der Literatur beschrieben.
Doch oft ist eine Restpankreatektomie unumgänglich, da Durchblutungsstörungen am Darm,
ödematöse Gewebsveränderungen oder Nekrosen am Pankreas oder aber auch eine instabile
Kreislaufsituation die Heilungsbedingungen drastisch verschlechtern. In der Sepsis
ist diese Salvage-Restpankreatektomie in der Regel unumgänglich, um das Leben des
Betroffenen zu retten.
Postoperative Blutungen treten akut auf und verlangen auch ein akutes Handeln. Bei
stabilen Kreislaufverhältnissen ist die angiografische Intervention, z. B. über eine
Embolisation oder ein Coiling, die eleganteste Methode, die Blutung zu stoppen (Abb. [2]). Das technisch anspruchsvolle Verfahren limitiert sich jedoch durch die Tatsache,
dass nicht jedes Gefäß folgenlos verschlossen werden kann. Das betrifft vor allem
die Leberpforte, also die Aa. hepaticae, deren Verschluss bei fehlender akzessorischer
Versorgung auch zu Leberteilnekrosen und -abszessen führen kann. Außerdem muss sich
der Blutstillung zwingend eine Sanierung des ursächlichen, septischen Fokus anschließen.
Unter weniger dramatischen Umständen als in unserem Fall hätte eine Arrosionsblutung
z. B. der A. gastroduodenalis auch angiografisch gestillt werden können. Dies trifft
vor allem in den Fällen zu, in denen z. B. nach bereits erfolgter Restpankreatektomie
die Versorgung einer Insuffizienz nicht mehr erforderlich ist.
Abb. 2 Therapeutischer Algorithmus bei früher (a) und später (b) Nachblutung nach Pankreaskopfresektion (modifiziert nach [Kleespies et al. 2007]).
Die Mortalität einer Relaparotomie in der akuten Blutung liegt allerdings hoch. Die
arrondierten Gefäße müssen in der Regel durch Umstechung verschlossen werden, was
der Durchblutung ebenfalls nicht förderlich ist, weswegen viele Autoren auch hier
eine komplette Restpankreatektomie empfehlen.
Folgen der Pankreatektomie
Substitution der Pankreasfunktion
Überlebt der Patient die Notfallsituation durch eine totale Pankreatektomie, so muss
er danach die anspruchsvolle Substitution der Pankreasfunktion überstehen. Hier steht
natürlich die Therapie mit Insulin und Pankreasfermenten im Vordergrund, die ja bei
subtotalen Pankreasinsuffizienzen ebenfalls notwendig ist.
Die Substitution der Pankreasenzyme richtet sich nach der Nahrungszusammensetzung
und kann analog zur Therapie der Mukoviszidose beim Essen errechnet und mittels Stuhlschau
angepasst werden. Allerdings führt der komplette Verlust des Organs zu einem pankreopriven
Diabetes mellitus (Typ 3c), dessen Einstellung besonders schwierig ist. Die Patienten
neigen wegen eines parallelen Mangels von Glukagon zu Hypoglykämien. Zudem führen
die als Folge der Resektionen von Duodenum, Gallenblase und -gang und eventuell Teilen
des Magens veränderten Verdauungs- und Resorptionsabläufe zu einer weiteren Labilität
des Glukosespiegels. Die meisten Patienten müssen wegen dieser komplexen Therapie
dauerhaft in enger ärztlicher Betreuung bleiben.
Splenektomie
Die Milz wird bei einer Pankreatektomie in der Regel auch entfernt. Nur wenige Operateure
beschreiben den Verbleib der Milz, die dann aber nur noch über die Aa. gastricae breves
ernährt wird.
Die Splenektomie kann zum Postsplenektomie- oder auch OPSI-Syndrom („overwhelming
post-splenectomy infection“) führen. Die immer septisch verlaufende Infektion ist
lebensbedrohlich. Zur Prophylaxe werden die Patienten gegen Meningokokken, Pneumokokken
und Haemophilus influenzae geimpft. Die Impfung ist erst dann sinnvoll, wenn die Patienten
immunologisch wieder in der Lage sind, Antikörper zu bilden. Dazu muss bei bakteriellen
Infekten lebenslang eine frühzeitige Antibiotikatherapie eingeleitet werden.
Post Splenektomie: trivalente Impfung nicht vergessen!
Schmerzen nach Gastrektomie: Schmerztherapie
Schmerzen nach Gastrektomie: Schmerztherapie
Die Dienstärztin wird am 4. postoperativen Tag nach Gastrektomie am Sonntagvormittag
zu einer 56-jährigen Patientin auf eine periphere Station gerufen. Die Frau klagt
über Schmerzen im Oberbauch, die selbst das Atmen behindern. Das Pflegepersonal hat
die Patientin an den Waschtisch mobilisiert, was nur mit großer Mühe gelang. Der Verlauf
war ansonsten bisher unkompliziert – die Frau darf eigentlich seit heute schluckweise
trinken, nimmt wegen der Schmerzen aber nichts zu sich.
Die Ärztin orientiert sich über die Vitalparameter, erfragt den Schmerzscore (6) und
ordnet dann schon am Telefon eine Infusion mit 2 g Metamizol an. Bei ihrer Ankunft
hat sich die Situation kaum verbessert. Die Patientin klagt immer noch über Oberbauchschmerzen,
die sie bei der Bewegung und der Atmung behindern. Besonders schmerzt die Austrittsstelle
der Drainage. Der Blutdruck liegt bei 140/90 mmHg, die Frau ist etwas tachykard. Die
Sauerstoffsättigung hat die betreuende Krankenpflegerin mit 2 l Sauerstoff über die
Nasenbrille auf 94 % gehoben.
Der Bauch ist druckempfindlich, aber weich und zeigt keinen Peritonismus. Die Wunde
ist reizlos, und die Drainage fördert serös-blutige Flüssigkeit. Die Patientin hat
kein Fieber, und das Labor vom Vortag war weitgehend unauffällig. Es liegt ein PDK,
der auch alarmfrei läuft. Die Lunge auskultiert sich in den oberen Abschnitten unauffällig.
Die Unterfelder sind aber nicht sicher zu beurteilen – die Patientin atmet nicht tief
genug durch.
Die Chirurgin bleibt aufmerksam und sucht weiter. Nach intraoperativer ZVK-Anlage
ist ein Röntgenbild des Thorax durchgeführt worden, das keine Auffälligkeiten zeigt.
Der einliegende Urinkatheter fördert klaren Urin.
Anamnestisch und laut Aktenlage sind außer einer Hypertonie keine relevanten Vorerkrankungen
bekannt. Die Patienten hat eine antihypertensive Dauermedikation, die derzeit aber
pausiert. Die Kollegin wirkt jetzt beruhigend auf die Frau ein und erklärt, bisher
nichts Besorgniserregendes gefunden zu haben, dass sie ihre Beschwerden aber dennoch
ernst nimmt.
Sie entschließt sich, den Akutschmerzdienst zur Überprüfung des PDK hinzuzuziehen.
In der Zwischenzeit infiltriert sie die Austrittsstelle der Drainage subkutan mit
einem Lokalanästhetikum. Der zügig eintreffende anästhesiologische Kollege vom Schmerzdienst
erhöht die Laufrate des PDK und titriert die Piritramid-Dosis bettseitig unter Monitorüberwachung,
bis die Patientin schließlich deutlich schmerzgelindert ist. Danach lassen sich auch
die unteren Lungenabschnitte unauffällig auskultieren. Am späten Abend besucht die
Dienstärztin die Station erneut und findet eine deutlich beschwerdegebesserte Patientin
vor.
Hintergrund
Der professionelle Umgang mit Schmerzen lindert nicht nur Leiden, sondern führt auch
zu einer verbesserten Heilung. Viele Eingriffe in der Tumorchirurgie sind ohne eine
perfektionierte Schmerztherapie gar nicht durchführbar, da die systemischen Belastungen
nicht nur bei 2-Höhlen-Eingriffen sonst zu hoch wären. Es gibt sogar eine Kampagne
für das „schmerzfreie Krankenhaus“. Das ist vielleicht illusorisch, aber sicher sollte
man sich bemühen, jede Behandlung oder Operation mit minimalen Beeinträchtigungen
ablaufen zu lassen.
Viele Studien bestätigen in diesem Kontext, dass postoperative Schmerzen mehr Komplikationen
und eine verzögerte Wundheilung auslösen. Dazu sinken natürlich Patientenkomfort und
-zufriedenheit, und schließlich verlängert sich der Krankenhausaufenthalt. Eine angemessene
Schmerztherapie zu versäumen ist also nicht nur inhuman, sondern auch medizinisch
kontraproduktiv. Zudem sind die Möglichkeiten der Schmerzprophylaxe und -therapie
heute sehr breit gefächert und auch in der Kombination eher simpel.
Eine strukturierte Schmerztherapie ist integraler Bestandteil der viszeralchirurgischen
Behandlung.
Diagnostisches Vorgehen
Was ist Schmerz, und wie wird er gemessen?
Um akute Situationen zu lösen – und genau darum geht es im Notfall – ist es wichtig
zu akzeptieren, dass Schmerzempfinden individuell ausprägt ist. Es wird durch eine
emotionale Bewertung, frühere Schmerzerfahrungen und die situative Einordnung moduliert.
Die Empfindung ist ganz wesentlich von der individuellen Situation und den Umständen
abhängig. Jeder Mensch erlebt und wertet Schmerz anders. Hat ein chronisch kranker
Patient zu Beginn seiner Karriere kritische Situationen und Eingriffe mit stabiler
Selbstdisziplin gemeistert, kann sich diese Ruhe über die Jahre aufbrauchen und eine
übergroße Empfindlichkeit entstehen. Im Schock kann dagegen jedes Schmerzempfinden
nahezu ausgeschaltet sein.
Jedes Individuum besitzt eine individuelle Leidensfähigkeit. Jede Schmerzangabe muss
deswegen ernst genommen und abgeklärt werden. Dies gilt natürlich insbesondere für
Patienten nach operativen Eingriffen. Inadäquate oder mit den Standardmitteln nicht
beherrschbare Schmerzen nach Operationen fordern immer den Ausschluss aller möglichen
Komplikationen. In unserem Beispiel schließt die Dienstärztin strukturiert und konsequent
eine solche postoperative Komplikation aus.
Jede Schmerzäußerung muss ernst genommen und abgeklärt werden!
Der subjektiv empfundene Schmerz fordert zur strukturierten Einschätzung eine Messung.
Es hat sich bewährt, die Intensität in Form einer numerischen, visuellen oder verbalen
Rating-Skala zu messen. Der Schmerzcharakter kann zudem in freien Begriffen ergänzt
werden. Bei Kindern wendet man eine eher altersgerechte Schmerzmessung mit der „Smiley-Analogskala“
an.
In allen Altersstufen unterstützen die Messungen von Vigilanz, Atmung, Herzfrequenz
und Blutdruck die objektivierte Einschätzung. Die reine Fremdeinschätzung durch das
medizinische Personal ist dagegen nicht ausreichend, denn auch hier verfälschen persönliche
Erfahrungen und Lebenseinstellungen die Realität.
Schmerzskalen
Die anhand einer Rating-Skala (Abb. [3]) eingeschätzten Schmerzwerte sollten in der Krankenakte dokumentiert werden. Die
Effekte sind nachhaltig, denn alle profitieren: Die Patienten fühlen sich ernst genommen
– man glaubt ihnen und ist bemüht, Hilfe zu leisten. Und die Therapeuten erhalten
einen Vergleichswert, der es ihnen erlaubt, die Verhältnismäßigkeit der Mittel einzuhalten.
Abb. 3 Skalen zur Messung der Intensität postoperativer Schmerzen: a Numerische Rating-Skala (NRD). b Visuelle Analogskala (VAS). c Verbale Rating-Skala (VRS).
Therapeutisches Vorgehen
Perioperative Schmerzvermeidung
Schmerzen kann man auch als Chirurg auf verschiedene Arten vermeiden. Primär ist eine
Begrenzung des Zugangstraumas anzustreben. Die minimalinvasive Chirurgie reduziert
in vielen Studien den postoperativen Schmerzmittelverbrauch deutlich, obwohl der Eingriff
an den inneren Organen der konventionellen Chirurgie entspricht. Aber auch in offenen
Verfahren kann man durch die Schnittführung postoperative Schmerzen senken. Vereinfacht
schneidet jeder quere Zugang besser als ein medianer Schnitt ab – pararektale und
transrektale Schnitte sind auch aus anderen Gründen obsolet.
Die prä- oder postoperative Injektion von Lokalanästhetika im Operationsbereich hat
ebenfalls einen positiven Effekt auf das postoperative Schmerzniveau. Die naheliegende
Wirkung wird unterschätzt, obwohl der Aufwand gering ist.
Eine erhebliche Erleichterung bietet der Einsatz eines Periduralkatheters (PDK). Die
kontinuierliche Applikation von Lokalanästhetika in den Periduralraum schaltet Schmerzafferenzen
auf Rückenmarkniveau aus. Der Organismus reagiert dann auf den Eingriff nicht mit
einem erhöhten Sympathikotonus, der alle intestinalen Funktionen zugunsten der lebenswichtigen
Organerhalte dämpft. Bei der thorakalen Anwendung steht die die abdominelle Sympathikolyse
im Vordergrund. Die intestinalen Organe arbeiten als Folge dieser Sympathikolyse wie
gewohnt weiter. Insbesondere der Magen-Darm-Trakt transportiert, verdaut und scheidet
weiter aus, was für die Heilung und Erholung von zentraler Bedeutung ist. Das Verfahren
reduziert dadurch auch den Verbrauch sonstiger Schmerzmittel. Der Einsatz eines Periduralkatheters
ist zentraler Teil der „Fast-Track-Rehabilitation“.
Ein lumbal positionierter PDK ist in der Viszeralchirurgie dagegen weniger gebräuchlich,
da er nur eine geringe Sympathikolyse erzeugt, stattdessen aber die Blasenentleerung
und Beinmotorik behindert. Zur Ergänzung der PDK-Analgesie können Morphine zur Anwendung
kommen. Falls die peridurale Analgesie über eine Kombination von Lokalanästhetikum
und Opioid gesteuert wird, bevorzugt man wie in unserem Fall eher Metamizol, da dann
die Opioidrezeptoren durch die systemische Resorption im Periduralraum zumindest anteilig
schon besetzt sind.
Nach kleineren Eingriffen oder Traumata wird die lokale Kälteanwendung als schmerzlindernd
empfunden. Die Wirkung setzt schnell ein, hält aber nur begrenzt an.
Die Physiotherapie besitzt in der perioperativen Therapie je nach Eingriff einen variablen
Stellenwert und nutzt verschiedene Wirkprinzipien. In der Viszeralchirurgie mindern
alle Maßnahmen Fehlhaltungen, Verspannungen und Immobilität und lindern so schmerzinduzierende
Zustände.
Maßnahmen zur Schmerzprophylaxe
Bei allen Einsätzen in der Schmerzbehandlung sollte man die suggestive Kraft des Arztes
nicht außen vor lassen. Der „weiße Kittel“ verleiht dank Image und Nimbus viel Energie,
die man wie ein Placebo sehr positiv einsetzen kann. Die Wirkmechanismen sind Jahrtausende
bekannt, werden heute aber oft aus technokratischen Gründen vernachlässigt. Zur Suggestion
gehört auch, dass die Befunderhebung und die Schmerztherapie in engem zeitlichem Zusammenhang
bleiben.
Das Gegenstück sind sogenannte Nocebos: „Vielleicht hilft Ihnen diese Tablette jetzt
mal“ ist dem euphorischen „damit geht es Ihnen gleich viel besser“ deutlich unterlegen
(Tab. [5]).
Tabelle 5 Nocebos in der Schmerztherapie.
Aussage
|
möglicher Effekt
|
„Vielleicht hilft dieses Mittel?“
|
Verunsicherung
|
„Probieren wir mal dieses Mittel.“
|
|
„Versuchen Sie, die Schmerzmittel regelmäßig zu nehmen.“
|
|
„Ich hole noch was aus dem Giftschrank.“
|
doppeldeutig
|
„Jetzt schläfern wir Sie ein, gleich ist alles vorbei.“
|
|
„Das tut schon immer höllisch weh.“
|
negative Suggestion
|
„Das tut gar nicht weh.“
|
unwirksame Verneinung
|
„Das kann man aber aushalten.“
|
|
„Sie sind ein Risikopatient.“
|
|
Welches Schmerzmedikament wann und wie?
Die Wahl des Analgetikums richtet sich nach der zu erwartenden Schmerzstärke. Ein
weiteres Kriterium ist die Applikationsform, und schließlich geht es auch um die Schnelligkeit
des Wirkeintritts. Im Notdienst sollte man eine gesicherte Resorption oder sonstige
Aufnahme und einen zügigen Wirkeintritt bevorzugen.
Die Zeit ist meistens knapp, und die Patienten sind oft gestresst und ängstlich. Alle
Maßnahmen werden von einer kurzen Erklärung begleitet. Dabei geht es im Wesentlichen
darum, Sicherheit zu erzeugen und im Notdienst Vertrauen zu schaffen. Komplizierte
Einstellungen verlangen auch deshalb eine Beschreibung, damit eine ausreichende Compliance
erreicht wird.
Arzneimittelkombination
In der kombinierten Schmerztherapie nutzt man synergetische Effekte. Die früher eher
verpönte Kombination unterschiedlicher Präparate gehört heute zum Standard. Dadurch
ergänzen sich unterschiedliche Wirkprinzipien, ohne dass die Wirkstoffe um den gleichen
Rezeptor oder Enzymweg konkurrieren. In der klassischen Form findet man im Krankenhaus
die parallele Gabe von Morphinen, peripher wirksamen Analgetika und Entzündungshemmern.
Als Basismedikation bei viszeralen Schmerzen bietet sich als peripheres Analgetikum
Metamizol.
Metamizol ist dabei aber ein „typisch deutsches“ Medikament. In Skandinavien, den
USA und vielen anderen Ländern hat die mögliche Nebenwirkung der Agranulozytose zu
einer Zulassungssperre geführt. Die fachliche Beurteilung hat in Deutschland zu einer
anderen Einschätzung geführt, aber Patienten aus Herkunftsländern mit Zulassungssperre
sollten eher nicht mit Metamizol behandelt werden. Alternativ steht Paracetamol in
der gleichen Dosierung zur Verfügung. Eine gute Kombinationsmöglichkeit bieten Antiphlogistika
wie z. B. Ibuprofen oder Diclofenac.
Die häufig automatisch eingesetzte Komedikation zur Ulkusprophylaxe wird bei kurzzeitiger
Anwendung heute kritischer gesehen. In der nächsten Stufe kommen zusätzlich Opioide
zum Einsatz. Opioide lassen sich am besten steuern, die Präparate werden dazu auch
nach ihrem analgetischen Äquivalentwert im Verhältnis zu Morphin eingeteilt. Abb. [4] zeigt das Stufenschema zur Therapie chronischer Schmerzen nach WHO, die Adjuvanzien
in der Schmerztherapie sind in der Infobox dargestellt. Bei akut einsetzenden, starken
Schmerzen kann die Eskalation der Mittel dagegen oft nicht eingehalten werden. Hier
nutzt man primär die Wirkung des Opioids, die man danach mit Nichtopioiden ergänzen
kann.
Abb. 4 Stufenschema zur Therapie chronischer Schmerzen nach WHO (immer mit unterstützenden
Maßnahmen und Komedikation).
Adjuvanzien in der Schmerztherapie
-
Laxanzien
-
Antiemetika
-
Magenschutz
-
Koanalgetika
-
Antidepressiva
-
Lokalanästhetika (LA)
-
Antikonvulsiva
-
Kortikosteroide
-
Spasmolytika
-
Bisphosphonate
Alle Analgetika verlangen auch im Notdienst vor dem Einsatz einen Ausschluss von Allergien.
Die typischen Nebenwirkungen lassen sich bei ausreichender Sachkenntnis sofort mit
behandeln.
Patienten mit Periduralkatheter (PDK), patientenkontrollierter epiduraler Analgesie
(PCEA) und Regionalanästhesiekathetern (RAK) werden in den meisten Kliniken von der
Anästhesie betreut. Diese Aufteilung kann bei Funktionsproblemen wie in unserem Fall
zu Versorgungslücken führen. Die diensthabende Ärztin überbrückt hier richtig mit
einer Metamizol-Infusion.
Abdominalschmerzen werden oft immer noch – aus Angst, wichtige Befunde zu maskieren
– nur zögerlich analgetisch therapiert. Diese Haltung ist wissenschaftlich nicht begründbar
und damit medizinisch falsch.
Die Gabe eines Analgetikums gehört in der Akutsituation immer zu den ersten ärztlichen
Aufgaben.