Kinder erleben ein Krankenhaus oft sehr bedrohlich. Die Größe des Gebäudes, die als
unübersichtlich empfundenen Wege zu den Stationen, die Betriebsamkeit des Personals
sowie die von medizinischen Notwendigkeiten und Sparzwängen geprägte Atmosphäre rufen
bei ihnen nicht selten Angst und Hilflosigkeit hervor. Gerade darum ist es heutzutage
sinnvoller denn je, sie behutsam und gezielt auf den Klinikaufenthalt vorzubereiten.
Auch wenn man versucht, sich auf die Bedürfnisse von Kindern und Familien einzustellen,
kommt es immer wieder zu schwierigen, teilweise grenzwertigen Situationen und
Belastungen für alle Beteiligten. Man begegnet dabei typischen kindlichen
Verhaltensmustern, die den Behandlungs- und Genesungsprozess erheblich beeinträchtigen
können und womöglich zu Traumatisierungen führen.
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Sensibilität: Angst vor schlechten Erfahrungen, gesteigertes Wahrnehmen von
Schmerzen, Skepsis, Heimweh
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Ablehnung: Verweigerung notwendiger Untersuchungen und medizinischer Maßnahmen,
sich wegdrehen, sich entziehen, fehlendes Vertrauen
-
Abwehr: aggressives Verhalten, Abwehrspannung, Schreien, Weinen, Greinen
-
Traurigkeit: Rückzug, ausgeliefert sein, Sehnsucht nach Geborgenheit
Darüber hinaus spielt natürlich auch der soziale Hintergrund eine ganz wesentliche
Rolle. Wie bereiten Eltern sich und vor allem ihr Kind auf den Krankenhausaufenthalt
vor? Die Mitarbeiter einer Klinik haben im Normalfall, wenn überhaupt, nur einen
geringen Einfluss darauf.
Welche Maßnahmen sind geeignet, Kinder und Eltern vonseiten des Krankenhauses besser
zu
unterstützen und wie kann man sie optimaler auf das operative Setting vorbereiten?
Zumeist bleibt Pflegenden und Ärzten in den auf Effizienz und Wirtschaftlichkeit
getrimmten Arbeitsabläufen wenig Spielraum, auf die individuellen Prägungen und
Befindlichkeiten der Anvertrauten einzugehen. Ein geplanter operativer Eingriff bietet
aber durchaus gewisse Möglichkeiten, diesen im Grunde notwendigen Aspekt zu
berücksichtigen. In der Regel finden eine zielorientierte medizinische Aufklärung
durch
den jeweiligen Facharzt und ein Prämedikationsgespräch durch den Anästhesisten statt.
Wie dabei allerdings auf die Bedürfnisse, Sorgen und Ängste von Kinder und Eltern
eingegangen wird, hängt zumeist vom Faktor Zeit und von der Einfühlsamkeit des Arztes
ab. Einheitliche, zielgruppenorientierte und kreative Vorgehensweisen sind eher
Mangelware.
2011 untersuchte Pflegewissenschaftler Prof. Dr. Michael Isfort, Vorstand des Deutschen
Instituts für angewandte Pflegeforschung (dip), im Rahmen eines Ländervergleichs
zwischen Japan und Deutschland genau diese Problematik mittels einer umfassenden
Online-Befragung unter Kinderkrankenpflegenden ([
Abb.
1+2
]). Auf deutscher Seite wird deutlich, dass aus Sicht der Pflege
adäquate, umsetzbare Methoden und Konzepte fehlen, die Kinder und Eltern auf
Untersuchungen oder Operationen vorbereiten, um eine bessere Compliance zu erreichen
und
Traumatisierungen entgegenzuwirken. [1]
Abb. 1 Gründe für eine gezielte Vorbereitung, Vergleich Japan – Deutschland
(Angaben in %). [1]
Abb. 2 Formen und Methoden der Aufklärung (Angaben in %). [1]
Mutet der Vergleich zwischen Deutschland und Japan zunächst ein wenig sonderbar an,
da
sich beide Länder kulturell sehr voneinander unterscheiden, so zeigen die
Befragungsergebnisse doch recht deutlich, dass in Japan spielerische Elemente bei
der
Vorbereitung auf eine Operation eine wichtige Rolle zu spielen scheinen.
Ebenso signalisiert ein Großteil der deutschen Pflegekräfte, dass es hierzulande an
Möglichkeiten fehlt, sich z. B. als spieltherapeutische Fachkraft weiterzubilden,
um
sich auf Kinder im Klinikalltag besser einstellen zu können.
Mit dem nachfolgend beschriebenen DOLORES-Konzept erhalten seit geraumer Zeit Pflegende,
Ärzte und andere Berufsgruppen ein Instrument, das die schon vorhandenen eigenen
Bemühungen für eine altersentsprechende medizinische Versorgung von Kindern einfach
und
nachhaltig unterstützt.
Die Ursprünge des DOLORES-Konzepts
Die Ursprünge des DOLORES-Konzepts
Ende 2009 wurde erstmalig in Deutschland im Bremer St. Joseph-Stift ein neuartiges
Angst- und Schmerzprophylaxe-Konzept für Kinder im Alter zwischen ca. drei bis zehn
Jahren eingeführt. Das Konzept heißt DOLORES – kombiniert aus den Worten DOLOR (lat.:
Schmerz, Kummer) und RESistance (engl.: Widerstand).
Zentrale Bedeutung für die Planung und Entwicklung des Konzepts hatte seinerzeit ein
pflegewissenschaftlicher Artikel zur Vorbereitung von Kindern bei einer Operation
in dem
Magazin „Pain“ der IASP, einer internationalen Schmerzgesellschaft, mit dem Titel
„Imagination reduziert postoperativen Schmerz bei Kindern“. [2] Diese richtungsweisende, doppelblind randomisierte amerikanische Studie
konnte nachvollziehbar belegen, dass bei Kindern im Schulalter nach Tonsillektomie
und
Adenoidektomie durch den Einsatz von Imagination eine Verminderung von Angst und
Schmerzen erreichbar ist.
73 Kinder nahmen über einen Zeitraum von 53 Wochen – von Juni 1999 bis Juli 2001 –
an
der Studie teil. Die Kinder kamen aus einem Schwerpunkt- Kinderkrankenhaus, von der
chirurgischen Station eines Kinderkrankenhauses, einem städtischen Krankenhaus und
zwei
chirurgischen Ambulanzen.
Zur Vorbereitung auf den Klinikaufenthalt wurde die experimentelle Intervention „To
Tame
the Hurting Thing“ [3] eingesetzt, eine Anleitung zur
Imagination für Eltern und Kinder im Schulalter. Mithilfe eines Videos und einer
Hörkassette wurden Imaginationstechniken, z. B. tiefes Atmen, trainiert sowie eine
Fantasiereise mit musikalischen Elementen vermittelt. Die benötigten Materialien wurden
zwei bis 22 Tage vor dem Operationstermin nach Hause mitgegeben, damit ausreichend
Zeit
für die Imaginationsübungen zur Verfügung stand. Die Imagination bestand darin, sich
vorzustellen, in einen wunderschönen Park oder alternativ zu einem anderen
Lieblingsplatz zu gehen, um dort positive Dinge zu erleben, zu entspannen, Tiere usw.
zu
entdecken. Alle Kinder in der Behandlungsgruppe bekamen die gleiche Hörkassette und
den
gleichen Kassettenrekorder mit Kopfhörern, sodass sie zu Hause üben konnten. Kindern
und
Eltern wurde gesagt, dass sie das Imaginationsband vor und nach der OP so oft benutzen
könnten, wie sie wollten.
Schon bei der Voruntersuchung leistet Schnobbl den kleinen Patienten Gesellschaft.
(St. Joseph-Stift Bremen)
In der Studie wurde nicht nur das Ausmaß an empfundenen Schmerzen mit der
„Oucher-Scale“, einer Gesichterskala, erfasst, sondern auch das Angstempfinden mithilfe
des „STAIC“ (State-Trait Anxiety Inventory for Children), ein ca. 40 Items umfassender
Fragebogen.
Der Schmerzmittelverbrauch wurde insgesamt nicht reduziert, jedoch hatten die Kinder
der
Behandlungsgruppe gegenüber der Kontrollgruppe (keine Imagination) signifikant weniger
Angst und Schmerzen.
Dass Angst ein nicht zu unterschätzender Verstärker von Schmerzen sein kann und
umgekehrt Schmerzen wiederum Angst entfachen können, sind Umstände, die bei Kindern
gegenüber Erwachsenen erfahrungsgemäß viel stärker zum Tragen kommen.
Das vielschichtige und dennoch einfach umzusetzende DOLORES-Konzept macht sich, neben
den Ergebnissen der Studie von Huth, auch die Gedanken der systemischen und
ganzheitlichen Wirkungsweise zunutze. Die bekannte Metapher vom Flügelschlag eines
Schmetterlings, der bewirken kann, dass sich auf der anderen Seite der Welt das Klima
ändert, beschreibt recht zutreffend die Wirkungsweise systemischer Konzepte.
So begleitet Schnobbl rund um die OP
So begleitet Schnobbl rund um die OP
In der Kindersprechstunde bekommen die Eltern einen Info-Flyer und ihr Kind eine
Vorbereitungs-CD überreicht, die es vor der Aufnahme ins Krankenhaus zu Hause anhören
soll. Die Mischung aus Hörspiel und Musik stimmt auf den Aufenthalt in der Klinik
ein
und gibt erste Hinweise, dass vermutlich Schnobbls im Krankenhaus leben und auf Kinder
aufpassen. Ziel ist es, schon im Vorfeld eine Atmosphäre des Vertrauens zu schaffen
und
einen positiven Bezug zum Krankenhaus herzustellen. Beim Betreten des Krankenhauses
wird
der „rote Faden“ weitergesponnen: Entlang der Wege, die zu den Ambulanzen und Stationen
führen, sind Schnobbls und ihre „Spuren“ (Sterne) als Wegweiser (Aufkleber) an den
Wänden angebracht. Zur Aufnahme wartet im Bett auf der Station bereits ein knuffiger
Schnobbl (Plüschfigur) auf das Kind. Schnobbl begleitet es fortan „durch dick und
dünn“.
Er darf mit in den OP und auch mit in den Aufwachraum. Hier wird in der Aufwachphase
das
beruhigende Lied von der bereits bekannten Schnobbl-CD vorgespielt. Zur Entlassung
bekommt das Kind schließlich eine Schnobbl-Urkunde geschenkt und darf selbstverständlich
auch die Plüschfigur mit nach Hause nehmen. Das Ganze wird noch mit dem Hinweis
abgerundet, dass es eine „Schnobbl-Homepage“ gibt, die sich das Kind gemeinsam mit
den
Eltern zu Hause anschauen kann. Der Webauftritt knüpft mit seinem Angebot mittels
informativer und interaktiver Elemente nahtlos an den Krankenhausaufenthalt an.
Die DOLORES-Module
Info-Flyer „Ihr Kind im Krankenhaus“
Ein Informationsflyer für Eltern, der bei der Erstuntersuchung des Kindes in der
Klinik oder beim Hausarzt bzw. Pädiater überreicht wird. Damit wird das
DOLORES-Konzept inhaltlich vorgestellt und seine Wirkungsweise erläutert. Außerdem
wird bereits hier der Zusammenhang zwischen der eigenen Einstellung und Erwartung,
die auf das Kind in gewisser Weise übertragen werden, hingewiesen und warum es
wichtig und hilfreich ist, für eine gute Vorbereitung des Kindes auf den
Klinikaufenthalt zu sorgen.
Der Nebeneffekt: Auf diese Art und Weise ist es möglich, den vor- und
weiterbehandelnden Arzt frühzeitig in das Konzept miteinzubeziehen und die
Zusammenarbeit mit der Klinik zu vertiefen.
CD „Wo sind die Schnobbls?“ und Elternbrief mit Anleitung
Die CD „Wo sind die Schobbls?“ ist neben der Hauptfigur Schnobbl das wichtigste Modul
im DOLORES-Konzept. Die drei Komponenten der CD – zwei Lieder und eine Geschichte
–
erfüllen jede für sich Aufgaben in der systemischen Gesamtwirkung von DOLORES.
Das erste Lied „Hier kommt der Schnobbl!“ macht das Kind mit seinem neuen Begleiter
auf lustige Weise bekannt. Text und Melodie wecken die Neugier des Kindes, der
eingängige Refrain lädt zum Mitsingen ein.
Es folgt die spannende, im Stil einer Detektivgeschichte angelegte Suche eines
Zeitungsreporters nach den „ominösen Schnobbls“ in der Klinik. Die Story erzeugt
einen Spannungsbogen, der das Kind auf die Aufnahme in das Krankenhaus vorbereitet.
Nach dem Anhören der Geschichte hat das Kind eine diffuse Ahnung, dass es vermutlich
Schnobbls im Krankenhaus gibt. Teil des Konzepts ist es, zu diesem Zeitpunkt noch
nicht zu viel zu verraten. Entsprechende Hinweise für die Eltern sind in der
Gebrauchsanweisung (Elternbrief) enthalten.
Das zweite Lied „Wenn Schnobbl schläft“ ist in Text und Melodie so konzipiert, dass
sich eine entspannte und wohlige Atmosphäre einstellt.
Das Kind sollte die CD möglichst erst zwei Tage vor der Aufnahme ins Krankenhaus zum
ersten Mal hören, hinterher so oft, wie es möchte. Wird die CD zu oft gehört, kann
es
zu Abnutzungserscheinungen kommen und die neugierig machende Wirkung wird
möglicherweise beeinträchtigt.
Kindersprechstunde
Die Konstellation kann durchaus unterschiedlich und abhängig von den jeweiligen
Klinikabläufen sein. Mitunter gibt es einen festen Wochentag, an dem Kinder und
Eltern zunächst vom Facharzt bzw. Belegarzt voruntersucht werden und anschließend
zur
Besprechung der Narkose zum Anästhesisten gehen. Hin und wieder führt aber auch der
niedergelassene Facharzt die Voruntersuchung durch. Wer letztlich die Hörspiel-CD
und
den Elternbrief übergibt, hängt von den Begebenheiten und den Wünschen der
Mitarbeiter ab. Häufig ist es der voruntersuchende Facharzt, wobei das der
niedergelassene Facharzt sein kann oder die beteiligte/n medizinische
Fachangestellte/n. Mitunter gibt auch der Anästhesist die Materialien mit.
Wegweiser – Aufkleber und Poster
Bereits beim ersten Betreten der Klinik soll das Kind auf Schnobbl aufmerksam gemacht
werden. Dies wird durch in kindgerechter Höhe angebrachte Hinweisschilder bzw.
Aufkleber erreicht, die das Schnobbl-Logo tragen, wie etwa ein großer Aufkleber für
die Kinderstation, auf dem – passend zum Hörspiel – „SCHNOBBL–STATION“ steht. Dazu
kommen kleine wegweisende Schnobbls und Schnobbl-Spuren in Form von Sternen auf den
Wänden entlang der Wege, die zu den Stationen, Ambulanzen usw. führen.
Darüber hinaus können gerahmte Poster mit verschiedenen Motiven in Spiel- oder
Wartezonen angebracht werden.
Malvorlagen
Malvorlagen mit verschiedenen Motiven sind für die Wartebereiche und die Stationen
bestimmt. Hier können sich die Kinder nach Lust und Laune mit eigenen, kleinen
Kunstwerken verewigen, die sie mitnehmen dürfen oder die z. B. auf dafür vorgesehenen
Stellwänden angebracht werden können.
Die Figur Schnobbl
Schnobbl ist die tragende Komponente im DOLORES-Konzept. Für das Kind ist er
gleichsam Freund, Helfer und Spielgefährte im Krankenhaus, dazu herrlich zum Kuscheln
oder gar als Kissen geeignet. Für die beteiligten Mitarbeiter kann Schnobbl ebenfalls
helfende Funktion erlangen, z. B. zur Ablenkung und Erheiterung, wenn er bei der
Behandlung des Kindes geschickt eingebunden wird.
Das Kind erhält Schnobbl als große, kuschelige Plüschfigur bei der Aufnahme auf der
Station oder in der Tagesklinik. Das Kind kommt mit einer positiven Erwartungshaltung
und es ahnt womöglich bereits, dass es ein Geschenk erhalten wird, weiß aber nicht
genau was. Dabei sind das Gespür und die Erfahrung des Pflegepersonals gefragt, um
Schnobbel im richtigen Moment und mit den passenden Worten zu überreichen. Schnobbl
begleitet nun – ggf. auch gemeinsam mit anderen liebgewonnenen Schmusetieren – das
Kind während des gesamten Klinikaufenthalts, er darf mit in den OP-Saal und er sitzt
im Aufwachraum auf dem Bett. Und zur Entlassung darf Schnobbl natürlich mit nach
Hause.
Gleich gehtʼs in den OP – Schnobbl darf natürlich mit. (St. Joseph-Stift Bremen)
CD – Radioplayer
Die Eltern (Begleitpersonen) können bei Bedarf von der Station CD-Radiorekorder zum
Abspielen der CD „Wo sind die Schnobbls?“ bekommen. Alternativ dürfen die Eltern bzw.
die Kinder natürlich auch ihr eigenes Gerät mitbringen.
Kissenlautsprecher, MP3-Player, Musikanlage
Die Kissenlautsprecher und MP3-Player, ggf. eine Musikanlage, sind für den
Aufwachraum oder auch für den diagnostischen Bereich gedacht. Das ruhige Lied „Wenn
Schnobbl schläft“, eingebettet in Entspannungsmusik, soll hier helfen, eine ruhige
und vertraute Atmosphäre zu schaffen, in der das Kind behütet aufwacht. Positiver
Nebeneffekt: Die Eltern kommen ebenfalls besser zur Ruhe. Licht- und Aromatherapie
können das Setting zusätzlich verbessern.
Schnobbl-Urkunde und -Postkarte/n
Jedes Kind erhält bei der Entlassung von der zuständigen Pflegekraft seine
persönliche Schnobbl-Urkunde als Anerkennung. Zusätzlich bekommt es einen Satz bunte
„Schnobbl-Postkarten“ geschenkt, die auf die Internet-Adresse www.schnobbl.de verweisen. Auf dieser
Website kann das Kind zu Hause gemeinsam mit den Eltern noch einiges über die
Schnobbls erfahren, Kommentare abgeben, Fragen stellen, im Schnobbl-Medizinlexikon
nachschlagen usw.
Die Schnobbl-Pulsuhr
Die Schnobbl-Pulsuhr ist für Pflegekräfte und Ärzte gedacht, die an der Behandlung
und Versorgung von Kindern direkt beteiligt sind. Dieser Zeitmesser ist ein sehr
praktisches zum Schnobbl passendes Accessoire für Mitarbeiter, die aufgrund der
Hygienevorschriften keine Armbanduhr tragen dürfen.
Optional: Schnobbl-Buch
„Hier kommt der Schnobbl“ ist eine wunderbare Ergänzung des DOLORES-Konzepts, weil
in
dem spannenden, farbenfrohen Bilderbuch Schnobbl als Charakter mehr Konturen bekommt
und die Fantasie der Kinder fördert. Natürlich geht es darin auch um das Leitthema
„krank sein“ und um die Botschaft, dass Schnobbl – als kleiner „Superheld der
Gesundheit“ – dabei helfen kann, mit einer Erkrankung und/oder Operation besser
fertig zu werden.
Implementierung des DOLORES-Konzepts
Implementierung des DOLORES-Konzepts
Vor der Umsetzung des DOLORES-Konzepts finden eine oder mehrere Schulungen der
beteiligten Mitarbeiter statt. Hierbei wird insbesondere der Aspekt einer guten
Vorbereitung von Kindern und Eltern auf den Klinikaufenthalt und die bevorstehenden
Prozeduren thematisiert. Neben den Effekten, die DOLORES beinhaltet, werden ebenso
die
positiven „Nebenwirkungen“ angestoßen: das Reflektieren des klinikinternen Ist-Zustands
im Umgang mit Kindern und Eltern. Zudem wird angeregt, Narkose- und
Schmerztherapiestandards auf den Prüfstand zu stellen und ggf. zu optimieren.
Sobald sämtliche benötigten Materialien auf den Stationen und in den anderen Bereichen
verteilt und die Wandaufkleber für das „Schnobbl-Wegeleitsystem“ angebracht sind,
kann
der Startschuss erfolgen.
Damit das DOLORES-Konzept fortan reibungslos und konstant durchgeführt werden kann,
ist
es sinnvoll, einen oder zwei geeignete Mentoren zu benennen.
Einfachheit, Effektivität und der überschaubare finanzielle Aufwand haben mittlerweile
sechs überdurchschnittlich engagierte deutsche Kliniken dazu bewogen, das
DOLORES-Konzept einzuführen.
Bis dato wird es ausschließlich im perioperativen Kontext und in Bereichen, in denen
Kinder und Erwachsene gleichermaßen untergebracht sind, eingesetzt. Im Prinzip könnte
es
aber auch überall dort zur Anwendung kommen, wo Interventionen, Untersuchungen und
Therapien mit oder ohne Narkose stattfinden. Das DOLORES-Konzept kann an die
individuellen Bedürfnisse und Abläufe einer Klinik angepasst und bei Bedarf auch durch
eigene Ideen ergänzt werden. So hatten z. B. Mitarbeiter der Uni-Augenklinik Magdeburg
die Idee, die Wände der renovierungsbedürftigen Kinderzimmer mit großen Schnobbl-Motiven
bemalen zu lassen, und in zwei Ambulatorien bekommen die Kinder nach der Narkose einen
Schnobbl-Stempel auf die Hand. Sollte z. B. ein Kinderkrankenhaus mit dem Gedanken
spielen, das DOLORES-Konzept einzuführen, aber schon ein eigenes Maskottchen besitzen,
dann wäre es problemlos möglich, Schnobbl in die vorhandenen Strukturen und
gestalterischen Elemente einzubinden. Der Fantasie und der Kreativität sind keine
Grenzen gesetzt.
So sind derzeit z. B. zwei „Add-ons“ in Arbeit, die von Pflegekräften vorgeschlagen
worden sind: eine Schnobbl-Handpuppe, um die Figur bei medizinischen Maßnahmen noch
besser nutzen zu können, und ein Schnobbl-Kostüm. Das lebensgroße Schnobbl-Kostüm,
in
dem eine schauspielernde Krankenschwester stecken wird, soll zukünftig bei
Veranstaltungen für Kinder, aber auch bei Kongressen und Fortbildungen eingesetzt
werden.
Das Konzept kommt an
Wie wird das Konzept, einschließlich der Figur Schnobbl, von allen Beteiligten
angenommen? Werden die Erwartungen der Mitarbeiter erfüllt?
Ärzte und Pflegekräfte wünschen sich besser vorbereitete, entspannte Kinder und Eltern,
die ihnen mehr Vertrauen entgegenbringen. Die Krankenhausleitung und die Pflegedirektion
erhoffen sich eine Harmonisierung der Arbeitsabläufe sowie eine Qualitätsverbesserung
in
der Versorgung von Kindern und Eltern, verbunden mit einer authentischen
Außendarstellung, die Familienfreundlichkeit signalisiert.
Bis dato sind rund 8.000 Kinder und deren Eltern mit dem DOLORES-Konzept in Berührung
gekommen. Die zahlreichen positiven Rückmeldungen belegen eindrucksvoll die Wirksamkeit
des Konzepts. Pflegekräfte, Ärzte und andere beteiligte Mitarbeiter haben die „neuen
Kollegen“, die Schnobbls, ebenfalls gut angenommen und lassen sich gern von ihnen
unterstützen – zumal die eigene Arbeitsbelastung nicht erhöht wird. Es ist eher das
Gegenteil der Fall! So zeigen beispielsweise die Erfahrungen im Aufwachraum, dass
die
Kinder ruhiger aufwachen und insgesamt stressärmer auf die Normalstation zurückverlegt
werden können.
Das Team um Raimond Ehrentraut (r.), den geistigen „Vater“ von Schnobbl. (St. Joseph-Stift
Bremen)
Von Anfang Januar bis Ende Juni 2010 wurde im Rahmen der QUIPS-Infant-Befragung, [4] einem bewährten Instrument zur Qualitätssicherung der
Schmerztherapie, das DOLORES-Konzept kurz nach der Pilotierung evaluiert.
Befragt wurden 70 Kinder der HNO-Abteilung und ihre Eltern. Das Spektrum der Eingriffe
reichte von der Adenektomie und der Tonsillektomie bis hin zur Mastoidektomie.
Die Ergebnisse fielen sehr positiv aus und bestätigen die schon zuvor gesammelten
Erfahrungen und Eindrücke. Ca. 84 % der Kinder hatten kaum oder gar keine Angst vor
dem
Krankenhaus und etwa genauso vielen hat Schnobbl gut oder sogar sehr gut geholfen.
Über
90 % der Eltern bestätigten, dass das DOLORES-Konzept eine wertvolle Unterstützung
sowohl zu Hause, als auch während des Klinikaufenthalts gewesen sei. Die an der
Versorgung von Kindern beteiligten Mitarbeiter, Pflegekräfte und Ärzte (n = 21) wurden
gesondert befragt. Sie bemerkten nach der Einführung von DOLORES hauptsächlich mehr
Fröhlichkeit bei den Kindern und wiederum mehr Gelassenheit bei den Eltern. Obendrein
konnte Schnobbl sehr schnell ins Team integriert und damit hilfreich in die tägliche
Arbeit eingebunden werden.
Integrative, lösungsorientierte Konzepte für Kinder lassen sich in Krankenhäusern
mit
verhältnismäßig geringem Aufwand erfolgreich umsetzen, wenn sie an die tatsächlichen
Bedürfnisse der Zielgruppe angepasst werden. DOLORES ist im wahrsten Sinne des Wortes
ein Geschenk für Kinder und Eltern, denn alle Materialen stellt die Klinik kostenlos
zur Verfügung (Kostenaufwand DOLORES-Materialien pro Kind ca. 8,50 Euro). Die
„Schnobbl-Welt“ steht für Zuwendung, Vertrauen und Wärme – ein starkes Signal
herzlicher und Autonomie stärkender Unterstützung für Kinder und Eltern, denn
letztlich sind wir doch alle Schnobbl!