Schlüsselwörter
Klappenprothesendysfunktion - Thrombose - Degeneration - Endokarditis - TAVI - Valve-in-Valve
Key words
valve prosthesis dysfunction - thrombosis - degeneration - endocarditis - TAVI - valve-in-valve
            
 
         
         
               
               
                  
                     
                        
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                           Die europäischen und deutschen Leitlinien für die Behandlung von Patienten mit Herzklappenvitien
                              empfehlen bei Patienten mit Prothesendysfunktion und einem hohen Risiko für eine erneute
                              offene Herzoperation eine individuelle Risiko-Nutzen-Analyse (Alter und Komorbiditäten
                              vs. natürliche Prognose) und in Ermangelung präziser Risikoscores eine individuelle
                              Therapieentscheidung im Herzteam, bestehend aus Kardiologen und Herzchirurgen. 
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                           Bei Verdacht auf Restenosierung einer Herzklappenprothese sollte der Prothesengradient
                              optimalerweise mit den direkt postoperativ erhobenen, individuellen Voruntersuchungen
                              verglichen werden, da dies aussagekräftiger ist als der Vergleich mit theoretischen
                              Grenzwerten für die jeweilige Klappenprothese. 
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                           Katheterinterventionelle Verfahren ermöglichen uns schon heute, dysfunktionale Herzklappenprothesen
                              zu behandeln: Eine paravalvuläre Leckage kann z. B. katheterinterventionell verschlossen
                              werden oder eine transvalvuläre Insuffizienz bzw. Stenosierung im Sinne einer Degeneration
                              bei biologischen Herzklappenprothesen durch eine kathetergestützte Herzklappenimplantation
                              in „Valve-in-Valve“-Technik behandelt werden. 
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                           Bei mehr als 200 000 chirurgisch implantierten Herzklappen pro Jahr weltweit wird
                              der kathetergestützten Re-Intervention von degenerierten biologischen Klappen mittels
                              „Valve-in-Valve“-Implantation zukünftig eine deutlich wachsende Rolle zukommen. Bevor
                              jedoch die generelle Empfehlung gegeben werden kann, biologische Herzklappenprothesen
                              vor diesem Hintergrund auch bei jüngeren Patienten zu empfehlen, um eine für mechanische
                              Herzklappen notwendige orale Antikoagulation zu vermeiden, müssen noch mehr Langzeitdaten
                              gesammelt werden. 
 
                
             
         Herzklappenprothesen
            Die Entscheidung zur Herzklappentherapie und zur Methode (operativ, interventionell
               oder rein medikamentös) beruht heutzutage auf einer individuellen Risiko-Nutzen-Analyse,
               die bei den gegebenen Charakteristika der Herzklappenerkrankung und den Komorbiditäten
               die erwartete natürliche Prognose dem angestrebten Therapieergebnis gegenüberstellt.
               Die Risikostratifizierung sollte überwiegend auf der klinischen Entscheidung des Herzteams
               beruhen und um Risikoscores wie z. B. den logistischen EuroSCORE ergänzt werden. In
               die Entscheidungsfindung sollten sowohl die Lebenserwartung und Lebensqualität als
               auch die individuelle Entscheidung des Patienten nach eingehender Aufklärung einfließen
               [1], [2].
            Die Entscheidung, eine Herzklappe zu ersetzen oder zu rekonstruieren, hängt vorwiegend
               von der Klappenanatomie, der chirurgischen Expertise und dem Zustand des Patienten
               ab. Ob eine biologische (Vorteil: keine orale Antikoagulation) oder mechanische (Vorteil:
               längere Haltbarkeit) Klappe eingesetzt wird, hängt neben dem Patientenwillen im Wesentlichen
               vom Lebensalter ab. Die richtige Prothesenwahl wie auch die nachfolgende Betreuung
               der Patienten mit einer Herzklappenprothese sind essenziell für die Verringerung von
               prothesenassoziierten Komplikationen [1], [2], [3].
            Da mittlerweile im Falle einer degenerativen Dysfunktion der biologischen Klappenprothese
               der erneute Ersatz mittels kathetergestützter Klappenimplantation (TAVI, transcatheter
               aortic valve implantation oder TMVI, transcatheter mitral valve implantation) in sog.
               „Valve-in-Valve“-Technik erfolgen kann und keine offene Reoperation mehr stattfinden
               muss, ist in den letzten Jahren der Anteil an biologischen Herzklappenprothesen deutlich
               gestiegen bzw. hat sich die Altersgrenze weiter nach unten verschoben (bisherige Empfehlung
               in den Leitlinien: biologische Aortenklappe ab 65 Jahren, biologische Mitralklappe
               ab 70 Jahren) [1]. Außerdem bietet die interventionelle Kardiologie in den letzten Jahren zunehmend
               auch die Möglichkeit, paravalvuläre Leckagen sowohl biologischer wie auch mechanischer
               Herzklappenprothesen mittels katheterbasierter Implantation von sog. „Plugs“ zu verschließen
               und damit eine Reoperation vermeiden zu helfen [4].
            Idealerweise wird 6–12 Wochen nach Herzklappenoperation eine komplette Untersuchung
               des Patienten durchgeführt inklusive transthorakaler Echokardiografie mit Bestimmung
               des Gradienten über der Prothese, um beim Auftreten von kardialen Symptomen einen
               Referenzwert für den individuellen Patienten zu haben. Der Prothesengradient hängt
               nicht nur von der Prothesengröße (Durchmesser) und -position ab, sondern variiert
               auch je nach Klappentyp und -hersteller [1], [2], [5].
            Die Notwendigkeit der 3-monatigen Antikoagulation nach Aortenklappenersatz mittels
               Bioprothese wurde in letzter Zeit infrage gestellt; inzwischen wird niedrig dosiertes
               ASS als Alternative bevorzugt. Trotz der fehlenden Evidenz wird eine Kombination von
               niedrig dosiertem ASS und einem Thienopyridin unmittelbar nach TAVI sowie nach MitraClip,
               gefolgt von lebenslänglichem alleinigem ASS oder Thienopyridin, verabreicht. Bei Patienten
               mit Vorhofflimmern wird eine Kombination aus Vitamin-K-Antagonist und ASS oder Thienopyridin
               bevorzugt, sollte aber gegen das erhöhte Blutungsrisiko abgewogen werden [1], [2]. Inwieweit eine zumindest kurzfristige orale Antikoagulation nach TAVI bzw. biologischem
               Aortenklappenersatz der Therapie mit ASS und Thienopyridin überlegen sein könnte zur
               Verhinderung thrombembolischer Komplikationen, wird aktuell in einer großen randomisierten
               Studie untersucht (GALILEO-Studie, Rivaroxaban nach TAVI).
            Die Wahl des optimalen INR bei Verwendung einer mechanischen Herzklappenprothese sollte
               die Risikofaktoren des Patienten und die Thrombogenität der Prothese berücksichtigen,
               um eine Klappenthrombose im langfristigen Verlauf zu verhindern ([Tab. 1]) [1], [2]. Die orale Antikoagulation bei mechanischen Herzklappenprothesen wird auch noch
               in Zukunft eine Domäne von Vitamin-K-Antagonisten wie Marcumar und Warfarin bleiben,
               nachdem die randomisierte RE-ALIGN-Studie mit Dabigatran vs. Warfarin bei Patienten
               mit mechanischen Herzklappenprothesen wegen vermehrter Blutungsereignisse und thrombembolischer
               Ereignisse unter Dabigatran abgebrochen werden musste. Deshalb sollten neue orale
               Antikoagulanzien bei diesen Patienten nicht eingesetzt werden [6].
            
               
                  
                     
                     
                        Tab. 1 Ziel-INR für mechanische Klappenprothesen [1], [2].
                     
                  
                     
                     
                        
                        | Prothesenthrombogenität1
                               | patientenassoziierte Risikofaktoren2
                               | 
                     
                     
                        
                        | kein Risikofaktor | ≥ 1 Risikofaktor | 
                     
                  
                     
                     
                        
                        | 
                              1 Prothesenthrombogenität: niedrig = Carbomedics, Medtronic Hall, St-Jude Medical,
                              ON-X; intermediär = übrige Doppelflügelklappen; hoch = Lillehei-Kaster, Omniscience,
                              Starr-Edwards, Björk-Shiley und andere Kippscheiben-Prothesen2 Patientenassoziierte Risikofaktoren: Mitral- oder Trikuspidalklappenersatz, vorangegangene
                              Thrombembolie, Vorhofflimmern, Mitralklappenstenose jeglicher Ausprägung, linksventrikuläre
                              Ejektionsfraktion < 35 %
 | 
                     
                  
                     
                     
                        
                        | niedrig | 2,5 | 3,0 | 
                     
                     
                        
                        | intermediär | 3,0 | 3,5 | 
                     
                     
                        
                        | hoch | 3,5 | 4,0 | 
                     
               
             
            
               
               
                  
                     Die richtige Prothesenwahl wie auch die nachfolgende Betreuung von Patienten mit einer
                        Herzklappenprothese sind essenziell für die Verringerung von prothesenassoziierten
                        Komplikationen.
                   
                
             
         Klappenthrombose
            Eine obstruktive Klappenthrombose sollte bei jedem Patienten angenommen werden, der
               sich mit neuer Luftnot oder einem frischen embolischen Ereignis vorstellt. Durchleuchtung
               und die Durchführung eines CTs können sehr nützliche zusätzliche Informationen liefern,
               wenn eine Klappenprothesenthrombose oder ein Pannus vermutet werden. Schwierig kann
               im Einzelfall die Abgrenzung zur Endokarditis sein, welche bei Vorliegen von Fieber,
               positiven Blutkulturen oder weiteren Major- bzw. Minorkriterien nach Dukes zunächst
               angenommen werden sollte.
            Die Risiko-Nutzen-Analyse einer Fibrinolyse sollte Patientencharakteristika sowie
               lokale Gegebenheiten berücksichtigen [1], [2], [7]. Ein dringender oder notfallmäßiger Prothesenersatz wird bei der obstruktiven Klappenthrombose
               empfohlen, wenn sich die Patienten in einem kritischen Zustand befinden und keine
               schweren Begleiterkrankungen aufweisen.
            Eine Fibrinolyse sollte erwogen werden:
            
               
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                  bei schwer kranken Patienten, die eine Operation höchstwahrscheinlich nicht überleben, 
- 
                  
                  in Situationen, in denen eine Operation nicht unmittelbar durchführbar ist, 
- 
                  
                  bei Thrombose einer Trikuspidal- oder Pulmonalklappenprothese. 
Wenn eine Fibrinolyse eingeleitet wird, ist bei instabilen Patienten ein kurzes Protokoll
               zu empfehlen. Entweder kann intravenöse Alteplase (rt-PA) als 10-mg-Bolus und dann
               90 mg über 90 Minuten zusammen mit unfraktioniertem Heparin oder Streptokinase 1 500 000 U
               über 60 Minuten ohne Heparin angewendet werden. Bei stabilen Patienten können längere
               Applikationszeiten gewählt werden [1], [2].
            Das Management von nicht obstruktiven Prothesenthrombosen hängt maßgeblich vom Auftreten
               thrombembolischer Ereignisse und der Größe des Thrombus ab. Kurzfristige Kontrollen
               mittels Echokardiografie und/oder Durchleuchtung sind obligatorisch. Bei den meisten
               Fällen von kleinen Thrombosen (Länge < 10 mm) ist die Prognose für die medikamentöse
               Therapie günstig. Ein gutes Ansprechen mit einer sukzessiven Auflösung des Thrombus
               vermeidet eine Operation oder Fibrinolyse. Umgekehrt ist die Operation bei großen,
               nicht obstruktiven Prothesenthromben (≥ 10 mm) zu empfehlen, die durch eine Embolie
               kompliziert werden und trotz optimaler Antikoagulation persistieren.
            Eine gründliche Abklärung jeder thrombembolischen Episode ist essenziell, um geeignete
               Maßnahmen einzuleiten. Die Prävention zukünftiger thrombembolischer Ereignisse beinhaltet
               die Behandlung oder Beseitigung behebbarer Risikofaktoren und die Optimierung der
               Antikoagulationskontrolle, welche z. B. durch die Selbstmessung des Patienten möglich
               ist. Niedrigdosiertes ASS (≤ 100 mg) sollte bei diesen Patienten dann zusätzlich gegeben
               werden [1], [2].
               
               
                  
                     Klappenthrombosen können (gerade bei biologischen Prothesen) nicht selten durch eine
                        (forcierte) orale Antikoagulation behandelt werden. Bei kritisch kranken Patienten
                        kann auch eine Fibrinolyse versucht werden, falls eine Reoperation zu riskant ist.
                   
                
             
         Endokarditis
            Infektionen von Klappenprothesen machen derzeit etwa 20 % aller Endokarditisfälle
               aus, mit allerdings steigender Inzidenz. Die Diagnosestellung ist schwieriger als
               bei Nativklappeninfektionen. Komplizierte Klappenprotheseninfektionen (z. B. mit Abszess-
               oder Fistelbildung), Klappenprotheseninfektionen mit Staphylokokken und die frühe
               Klappenprothesenendokarditis gehen mit einer schlechten Prognose einher, wenn keine
               chirurgische Sanierung erfolgt, und sollten vergleichsweise aggressiv therapiert werden.
               Unkomplizierte Klappenprotheseninfektionen, Klappenprotheseninfektionen, die nicht
               durch Staphylokokken hervorgerufen werden, und die späte Klappenprothesenendokarditis
               können oft konservativ behandelt werden (initiale Antibiotikatherapie nach Leitlinie
               mit Vancomycin, Gentamicin und Rifampicin), erfordern allerdings engmaschige Nachsorgeuntersuchungen.
               Die Indikation zur transösophagealen Echokardiografie ist bei V. a. eine Herzklappenprothesenendokarditis
               sehr großzügig zu stellen. Auch nach kathetergestütztem Herzklappenersatz können Endokarditiden
               auftreten, sodass der jeweilige Echokardiografeur sich mit den jeweiligen Besonderheiten
               der verwendeten Prothesen auskennen sollte [1], [2], [7], [8].
               
               
                  
                     Die Inzidenz der Prothesenendokarditis steigt (ca. 20 % aller Endokarditisfälle).
                        Komplizierte Fälle mit Abszessbildung sollten frühestmöglich chirurgisch therapiert
                        werden.
                   
                
             
         Paravalvuläre Leckage
            Eine Reoperation wird empfohlen, wenn eine paravalvuläre Leckage (PVL) durch eine
               Endokarditis hervorgerufen ist oder eine schwere Hämolyse verursacht, die wiederholte
               Erythrozytentransfusionen nötig macht oder schwere Symptome verursacht.
            Der kathetergeführte Verschluss der PVL kann bei sorgfältig ausgewählten Patienten
               erwogen werden, die ein hohes Operationsrisiko besitzen oder bei denen eine Operation
               kontraindiziert ist, und stellt in erfahrenen Herzzentren mittlerweile eine gute Alternative
               zur Reoperation dar ([Abb. 1]) [4], [9]. Dabei gilt es, zunächst die PVL zu sondieren und dann über einen eingebrachten
               Katheter sog. „Plugs“ freizusetzen (z. B. Amplatz vascular plug III oder IV), welche
               die Leckagen verschließen. Die Plug-Implantation stellt auch eine Therapiemöglichkeit
               bei Patienten mit mehr als leichtgradiger PVL und damit prognostisch ungünstiger PVL
               nach TAVI dar, falls eine Nachdilatation nicht zu einer Reduktion der PVL führt [10], [11], [12].
 Abb. 1 Perkutaner, 3-D-echokardiografiegesteuerter Verschluss einer paravalvulären Leckage
                  nach mechanischem Mitralklappenersatz.
                  Abb. 1 Perkutaner, 3-D-echokardiografiegesteuerter Verschluss einer paravalvulären Leckage
                  nach mechanischem Mitralklappenersatz.
            
               
               
                  
                     Bevor heute Patienten mit einer paravalvulären Leckage ohne Endokarditisnachweis operiert
                        werden, kann ein Therapieversuch mit einem katheterinterventionellen Verschluss des
                        Leckes versucht werden.
                   
                
             
         Klappendegeneration
            Bei Verdacht auf eine Restenosierung einer Herzklappenprothese sollte der Prothesengradient
               optimalerweise mit den direkt postoperativ erhobenen, individuellen Voruntersuchungen
               verglichen werden, da dies aussagekräftiger ist als der Vergleich mit theoretischen
               Grenzwerten für die jeweilige Klappenprothese ([Tab. 2]) [5].
            
               
                  
                     
                     
                        Tab. 2 Echokardiografische Doppler-Parameter zur Evaluation eines erhöhten Gradienten über
                        Aortenklappenprothesen [5].
                     
                  
                     
                     
                        
                        | Parameter | normal | Stenose wahrscheinlich | signifikante Stenose | 
                     
                  
                     
                     
                        
                        | 
                              1 Verhältnis der maximalen Geschwindigkeit im LVOT (pw-Doppler) zur Aortenklappe (cw-Doppler) | 
                     
                  
                     
                     
                        
                        | maximale Flussgeschwindigkeit (m/s) | < 3 | 3–4 | > 4 | 
                     
                     
                        
                        | mittlerer Druckgradient (mmHg) | < 20 | 20–35 | > 35 | 
                     
                     
                        
                        | Doppler-Geschwindigkeitsindex1
                               | ≥ 0,30 | 0,29–0,25 | < 0,25 | 
                     
                     
                        
                        | Akzelerationszeit des aortalen cw-Doppler-Flussprofils (ms) | 80 | 80–100 | > 100 | 
                     
               
             
            
            Eine Reoperation wird bei symptomatischen Patienten mit einem signifikanten Anstieg
               des Prothesengradienten oder einer schweren Protheseninsuffizienz empfohlen. Eine
               Reoperation sollte auch bei asymptomatischen Patienten mit einer signifikanten Prothesendysfunktion
               erwogen werden, wenn diese ein niedriges Operationsrisiko aufweisen. Perkutane Ballondilatationen
               sollten bei der Behandlung von stenosierten linkskardialen Klappenprothesen vermieden
               werden. Eine kathetergeführte „Valve-in-Valve“-Implantation kann bei Patienten erwogen
               werden, die vom Herzteam als inoperabel oder als Hochrisikopatienten eingestuft werden
               [1], [2], [7].
            Zusätzlich zu den bekannten typischen Dysfunktionsmechanismen chirurgischer Klappenprothesen
               wie Thrombose, Endokarditis und strukturelle Degeneration durch Insuffizienz und/oder
               Stenosierung sollten nach kathetergestützter Klappenimplantation mittels TAVI auch
               noch die folgenden TAVI-spezifischen Dysfunktionsätiologien bei der Nachsorge der
               Patienten bedacht werden: späte Prothesenembolisation (TAVI-Prothesen werden nicht
               eingenäht, sondern verankern sich im Kalk der Nativklappe oder z. B. im Gerüst der
               bereits vorhandenen biologischen Herzklappenprothese mittels Oversizing) oder Prothesendeformation
               durch äußere Krafteinwirkung wie z. B. nach Reanimation [6], [7], [13].
               
               
                  
                     Neben Thrombose, Endokarditis und struktureller Degeneration als typischen Dysfunktionsmechanismen
                        von Herzklappenprothesen existieren nach der Einführung der kathetergestützten Herzklappenimplantation
                        neben der paravalvulären Leckage 2 weitere Mechanismen für eine Prothesendysfunktion:
                        späte Prothesenembolisation und Prothesendeformation.
                   
                
             
         Valve-in-Valve-Implantation
         Valve-in-Valve-Implantation
            Das internationale VIVID-Registry zeigt, dass kathetergestützte „Valve-in-Valve“-Eingriffe
               mit einer sehr guten 1-Jahres-Überlebensrate von 83,2 % trotz eines erhöhten Risikos
               aufgrund zahlreicher Komorbiditäten der behandelten Patienten durchgeführt werden
               können [14]. Grundsätzlich hatten Patienten mit kleinen Klappenprothesen (häufig sog. „Patienten-Prothesen-Mismatch“)
               und restenosierten Klappen eine schlechtere Prognose verglichen mit den anderen in
               diesem Register eingeschlossenen Patienten. Die Eingriffe sind dabei längst nicht
               mehr nur im Bereich der Aortenklappen zur Behandlung von dysfunktionalen, biologischen
               Klappenprothesen möglich ([Abb. 2]), sondern stellen mittlerweile auch im Bereich der Mitralklappe bei ausgewählten
               Patienten eine sinnvolle Therapiealternative dar.
 Abb. 2 Beispiele für kathetergestützte Herzklappenimplantation in degenerierte Aortenklappenprothesen.
                  Abb. 2 Beispiele für kathetergestützte Herzklappenimplantation in degenerierte Aortenklappenprothesen.
            
               
               
                  
                     Degenerierte biologische Herzklappenprothesen lassen sich mit einem sehr guten funktionalen
                        Ergebnis und einer guten Prognose, auch bei Hochrisikopatienten, mittels kathetergestützter
                        Herzklappenimplantation in „Valve-in-Valve“-Technik behandeln, um den betroffenen
                        Patienten eine Reoperation zu ersparen.
                   
                
             
         Ausblick
            Bei mehr als 200 000 chirurgisch implantierten Herzklappen pro Jahr weltweit, wird
               der kathetergestützten Re-Intervention von degenerierten biologischen Klappen mittels
               „Valve-in-Valve“-Implantation zukünftig eine deutlich wachsende Rolle zukommen. Bevor
               jedoch die generelle Empfehlung gegeben werden kann, biologische Herzklappenprothesen
               vor diesem Hintergrund auch bei jüngeren Patienten zu empfehlen, um eine für mechanische
               Herzklappen notwendige orale Antikoagulation zu vermeiden, müssen noch mehr Langzeitdaten
               gesammelt werden.
            Zukünftige Innovationen z. B. in Form von repositionierbaren Herzkatheterklappen der
               „2. Generation“ werden dazu beitragen, dass Patienten mit einer Dysfunktion ihrer
               biologischen Herzklappenprothese mit einem guten Ergebnis ohne Reoperation behandelt
               werden können.
         Fazit
            Die richtige Prothesenwahl wie auch die nachfolgende Betreuung von Patienten mit einer
               Herzklappenprothese sind essenziell für die Verringerung von prothesenassoziierten
               Komplikationen. Neben Thrombose, Endokarditis und struktureller Degeneration als typischen
               Dysfunktionsmechanismen von Herzklappenprothesen existieren nach der Einführung der
               kathetergestützten Herzklappenimplantation neben der paravalvulären Leckage 2 weitere
               Mechanismen für eine Prothesendysfunktion: späte Prothesenembolisation und Prothesendeformation.
               Klappenthrombosen können (gerade bei biologischen Prothesen) nicht selten durch eine
               (forcierte) orale Antikoagulation behandelt werden. Bei kritisch kranken Patienten
               kann auch eine Fibrinolyse versucht werden, falls eine Reoperation zu riskant ist.
               Die Inzidenz der Prothesenendokarditis steigt (ca. 20 % aller Endokarditisfälle).
               Komplizierte Fälle mit Abszessbildung sollten frühestmöglich chirurgisch therapiert
               werden. Bevor heute Patienten mit einer paravalvulären Leckage ohne Endokarditisnachweis
               operiert werden, kann ein Therapieversuch mit einem katheterinterventionellen Verschluss
               des Leckes versucht werden. Außerdem lassen sich degenerierte biologische Herzklappenprothesen
               mit einem sehr guten funktionalen Ergebnis und einer guten Prognose, auch bei Hochrisikopatienten,
               mittels kathetergestützter Herzklappenimplantation in „Valve-in-valve“-Technik behandeln,
               um den betroffenen Patienten eine Reoperation zu ersparen.