Eine meiner Hausbesuchstouren führte mich regelmäßig zu einem betagten Herrn im Altenheim.
Er ging bereits auf die 100 Jahre zu, war meist in sich gekehrt, aber körperlich noch
relativ fit. Bei meinen Besuchen bestand er stets auf seinen Aufwärmübungen, „um nicht
einzurosten”, und führte mir stolz seine Kniebeugen vor – mit nur einem Bein! Das
andere hatte er im Krieg verloren.
Abb.: Osterland/fotolia.com
Eines Tages begegnete ich ihm bereits im Eingangsbereich des Altenheimes. Aufgebracht
fuhr er in seinem Rollstuhl auf und ab. Die Pfleger winkten nur ab: „Heute ist er
verwirrt.” Das machte ihn nur noch ungehaltener. Ganz offensichtlich war er in großer
Not. Scheinbar nichts und niemand konnte ihn beruhigen. Er meinte, dass sein Hund
krank sei und er dringend auf den Tierarzt warte. Selbstverständlich gab es weder
einen Hund noch einen Termin mit dem Tierarzt. Da fiel mir die Validation nach Naomi
Feil ein, und ich fragte ihn, wie der Hund heiße und wie er aussehe. Das brachte ihn
so langsam ins Erzählen über seinen „Oskar”, und er wurde ruhiger. Irgendwann gab
es im Eingangsbereich nichts mehr für ihn zu tun, und ich konnte ihn zu seinem Zimmer
begleiten.
Schon allein, weil wir als Ergotherapeuten darauf ausgerichtet sind, unsere Klienten
– wie es so schön heißt – da abzuholen, wo sie stehen, machen wir auch bereits vieles
bei Menschen mit Demenz intuitiv richtig. Dennoch hilft es, für solche Situationen
gerüstet zu sein. Ab Seite 30 lernen Sie die Validation nach Naomi Feil und viele
hilfreiche Strategien für den Umgang mit desorientierten alten Menschen kennen. Eine
wertvolle Methode, um sie zu „erreichen”, besser zu verstehen und aus ihrer Isolation
zu holen.
Herzliche Grüße und ein gutes neues Jahr
Ihre
Simone Gritsch