Einleitung Seit 2012 ist in Europa Imepitoin als first-line AED mit einer Empfehlung von der
EMA zur Therapie von generalisierten tonisch-klonischen Anfällen bei Hunden mit idiopathischer
Epilepsie zugelassen. In Studien zeigte Imepitoin eine ähnlich gute Wirksamkeit wie
Phenobarbital und Kaliumbromid bei einem größeren Sicherheitsprofil. Die Wirksamkeit
von Imepitoin bei Cluster-Anfällen und Status epilepticus wird kontrovers diskutiert.
Materialien und Methoden In einer retrospektiven Studie wurde ein Fragebogen bestehend aus validierten Fragen
über das Programm „LimeSurvey“ den Studienteilnehmern zur Verfügung gestellt. Hunde
mit Epilepsie und Imepitointherapie wurden über das Patientenverwaltungssystem „EasyVet“
gesucht und unabhängig von Diagnose, Geschlecht und Rasse eingeschlossen. Die Studienteilnehmer
wurden zwischen 2011 und 2020 an der Klinik für Kleintiere der Stiftung Tierärztlichen
Hochschule Hannover vorgestellt und erhielten Imepitoin über einen Zeitraum zwischen
3 Monaten und 8 Jahren.
Ergebnisse Die Fragebögen zu 113 der 308 mit Imepitoin behandelten Hunde konnten ausgewertet
werden. Bei 73,45 % der Hunde wurde idiopathische Epilepsie, bei 21,24 % strukturelle
Epilepsie diagnostiziert. 56,64 % (64/113) der Hunde hatten weder vor noch unter Therapie
Cluster-Anfälle. 14,16 % (16/113) wurden unter der Behandlung frei von Cluster-Anfällen,
wohingegen 10,62 % (12/113) diese unter Therapie entwickelten. Ein Status epilepticus
wurde bei 55,75 % (63/113) weder vor noch nach Therapiebeginn beobachtet, 9,73 % (11/113)
wurden frei von diesem Anfallstyp unter Therapie und 14,16 % (16/113) entwickelten
unter Therapie mit Imepitoin einen Status epilepticus. Bei 49 % (49/100) der Hunde
wurde nach Therapiebeginn eine Reduktion der Anfallshäufigkeit festgestellt, bei 26,61 %
(29/109) konnten die Besitzer eine Verkürzung der Anfallslänge feststellen. Bei 34,5 %
(38/113) der Hunde wurden vor Therapiebeginn Verhaltensänderungen beobachtet, die
sich bei 14/38 dieser Patienten unter Therapie verstärkten.
Schlussfolgerung Es konnte eine signifikante positive Beeinflussung des Anfallsleidens unter Imepitointherapie
festgestellt werden. Einzelne Hunde entwickelten unter Therapie Cluster-Anfälle oder
einen Status epilepticus, was auf die Progression der Krankheit „Epilepsie“ Hinweise
gibt.