Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2021; 49(02): 155
DOI: 10.1055/s-0041-1723901
Abstracts
DVG

Kombinierte granulomatöse und nekrotisierende Enzephalitis bei 4 Hunden

J Nessler
1   Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule, Hannover
,
MV Schawacht
1   Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule, Hannover
,
M Iseringhausen
2   Institut für Pathologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Hannover
,
I Spitzbarth
2   Institut für Pathologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Hannover
,
I Gerhauser
2   Institut für Pathologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Hannover
,
D Hunkeler
3   Departement für Kleintiere, Vetsuisse-Fakultät, Universität Zürich, Schweiz
,
A Oevermann
4   Department of Clinical Research and Veterinary Public Health, Vetsuisse-Fakultät, Universität Bern, Schweiz
,
A Tipold
1   Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule, Hannover
› Institutsangaben
 
 

    Der Terminus „Meningoenzephalitis unklarer Genese“ (engl. meningoencephalitis of unknown origin, MUO) beschreibt eine Gruppe verschiedener steriler Enzephalitiden, bei denen eine multifaktorielle Ätiologie vermutet wird. Klassischerweise unterscheidet man hier einzelne Untergruppen, die meist ein rassespezifisches Auftreten und teilweise auch unterschiedliche Prognosen haben. Darunter sind die nekrotisierende Enzephalitis (NE) sowie die granulomatöse Meningoenzephalitis (GME).

    In der vorliegenden Arbeit beschreiben wir die klinischen und pathologischen Befunde von 2 Yorkshire Terriern, einem Malteser und einem Chihuahua, die in der histopathologischen Untersuchung deutliche nekrotische Areale der zerebralen subkortikalen weißen Substanz (n = 3/4), des Thalamus (n = 1/4), der weißen Substanz des Zerebellums (n = 1/4) oder des Hirnstamms (n = 1/4) mit hauptsächlich lymphozytären, perivaskulären Infiltraten aufwiesen. Gleichzeitig zeigten alle 4 Hunde aber auch fokale oder multifokale, hochgradige angiozentrische, granulomatöse Entzündungsherde im Großhirn (n = 2/4; Thalamus n = 1/2, Corpus striatum inkl. Basalkerne n = 2/2, Kortex n = 1/2), im Zerebellum (n = 1/4) und im Rückenmark (n = 1/4).

    Erstere Veränderungen sind typisch für NE. Im Gegensatz dazu sind letztgenannte Veränderungen Hinweise für eine GME. Dies zeigt, dass sich die Grenzen zwischen der nekrotisierenden und der granulomatösen Variante der MUO nicht immer klar ziehen lassen, und legt den Verdacht nahe, dass NE und GME im Grunde einfach nur verschiedene Ausprägungen ein und derselben Erkrankung bei unterschiedlichem Genotyp sein könnten. In einem nächsten Schritt wäre herauszufinden, welche Faktoren einen Einfluss auf die Art der Ausprägung der Enzephalitis haben, um die Pathogenese besser zu verstehen und eventuell auch behandeln zu können.


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    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    26. April 2021

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