Introduction Die Anzahl an ADHS-Diagnosen bei Kindern und Jugendlichen (4-17 Jahre) steigt. Ein
Zusammenhang zwischen Ernährung und ADHS wird vermutet. Offen ist, welche Rolle eine
Supplementation spielt.
Objectives Es wurde untersucht, ob Kinder und Jugendliche mit ADHS einen anderen Bedarf an Energie
und Nährstoffen haben als gesunde Personen (Frage 1), und ob dieser Bedarf von der
Zielgruppe gedeckt wird (Frage 2). Weiter wurde untersucht, ob eine Nährstoffsupplementation
notwendig ist (Frage 3).
Methods Eine strukturierte Literaturrecherche in PubMed wurde durchgeführt. Zur Beantwortung
von Fragen 1 und 2 wurden 21 Kohortenstudien verwendet. Zu Frage 3 wurden 23 RCTs
mit ADHS-Scores als Ergebnisparameter eingeschlossen. Für die Bewertung der Studien
wurden die Evidenzlevel des Oxford Centre for Evidence-Based Medicine und für die
RCTs die CONSORT 2010-Scores zur Bewertung der Berichterstattung verwendet.
Results Keine der Studien liefert Hinweise dafür, dass ADHS-Patienten einen veränderten Bedarf
an Energie und Makronährstoffen haben. Ein möglicher Zusammenhang zwischen Übergewicht
und ADHS-Diagnose sowie Untergewicht und Anwendung von Psychostimulanzien wurde gezeigt
(Frage 1). Psychostimulanzien können das Hungergefühl in einigen Patienten verringern.
Eine Erreichung des Normalgewichts durch Befolgung der 10 Regeln der DGE wird empfohlen.
Dopamin- und Serotonin-Signalwege scheinen bei ADHS-Patienten beeinträchtigt zu sein.
Ein erhöhter Bedarf an Zink, welches für die Dopaminaufnahme und den -transport wichtig
ist, sowie an Riboflavin, Tryptophan und Vitamin D für die Serotonin-Synthese wird
als möglich eingestuft (Frage 1). Physiologisch führen Psychostimulanzien zu keiner
erhöhten Neurotransmittersynthese und daher korreliert der Gebrauch von Psychostimulanzien
mit keinem erhöhten Nährstoffbedarf. Die Versorgungslage von Patienten kann wegen
mangelnder Studienlage nicht erfasst werden (Frage 2). Die Supplementierung von Zink
und Omega-3-Fettsäuren führte in 4 von 5 bzw. 5 von 7 RCTs zur Linderung der ADHS-Symptome
(Frage 3).
Conclusion ADHS-Betroffene scheinen im Vergleich zu Gesunden keinen erhöhten Bedarf an Energie-
und Makronährstoffen zu haben, ein erhöhter Bedarf an Zink, Riboflavin, Tryptophan,
Vitamin D ist möglich. Die Rolle einer Nährstoffsupplementation ist aufgrund geringer
Studienlage noch nicht abschließend geklärt.
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