Einleitung Neben spannungsfreien Schlingen und der Kolposuspension sind Bulking Agents eine
Option zur operativen Therapie der Belastungsharninkontinenz sowie auch der Mischharninkontinenz
mit dominierender Belastungsharninkontinenz. Ziel dieser bisher weltweit größten retrospektiven
Datenanalyse war es, Langzeit-daten hinsichtlich Sicherheit und Effizienz nach Bulkamid-injektion
wegen Harninkontinenz zu erfassen.
Materialien Seit 2005 haben wir über 1200 Patientinnen mit Belastungsinkontinenz (BHIK) und gemischter
Harninkontinenz (MHIK) im DRK Krankenhaus Chemnitz Rabenstein mit Bulkamid behandelt,
wovon 553 über 7 Jahre nachkontrolliert wurden.
Methoden Nach einem positiven Ethikvotum wurden die Daten mithilfe der klinikeigenen urogynäkologischen
Datenbank, der ambulanten und stationären Krankenakten sowie persönlicher Interviews
erhoben. Der primäre Endpunkt war die Patientenzufriedenheit, gemessen auf einer 4-Punkte-Skala
als geheilt, gebessert, unverändert oder verschlechtert. Zu den sekundären Endpunkten
gehörten die Anzahl der verwendeten Inkontinenzvorlagen, die ICIQ-UI SF-Werte, die
Lebensqualität, dokumentiert auf der visuellen Analogskala (VAS QoL), die Re-Injektionsraten
sowie peri- und postoperative Komplikationen.
Ergebnisse Das Durchschnittsalter betrug 68,9 Jahre. Das Verhältnis von BHIK zu MHIK Patientinnen
betrug 2:1; 68% der Fälle waren Erstbehandlungen. 202 Patientinnen hatten zuvor eine
Deszensusoperation. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 7,1 Jahre (6,7-7,5).
Für 388 Patientinnen waren die Datensätze komplett. 65,4% der Patientinnen waren gemäss
Lickerskala nach der Behandlung mit Bulkamid geheilt oder gebessert. Der ICIQ-Score,
die Reduktion der Vorlagen und VAS Score zeigten ebenfalls eine signifikante Verbesserung
der Symptomatik. Im Untersuchungszeitraum sind keine schweren Nebenwirkungen aufgetreten.
Zusammenfassung Diese erste Single Center Langzeitstudie mit einer solch großen Patientenzahl zur
Therapie der Belastungs- oder Mischharninkontinenz mittels Bulkamid belegt auch sieben
Jahre nach Injektion eine ausgezeichnete Effizienz von 65,4% ohne schwere Nebenwirkungen.
Das Verfahren ist komplikationsarm, hat eine hohe Akzeptanz und kann als Primäreingriff
vor anderen operativen Maßnahmen eingesetzt werden.