Einleitung Ein akutes Leberversagen (ALV) ist potenziell lebensbedrohlich, insbesondere wenn
ein medikamentöser Leberschaden (drug-induced liver injury, DILI) zu Grunde liegt
(1, 2). Prädiktoren für einen schweren Verlauf sind weitgehend unerforscht (3).
Ziele Ziel war die Identifikation von prognostischen Markern für Lebertransplantation (LT)
bzw. Tod bei DILI-ALV.
Methodik 33 DILI-Patienten mit ALV aus unserer prospektiven Studie zu potenziellem DILI (ClinicalTrials.gov:
NCT 02353455) wurden in die Analyse eingeschlossen. Die DILI-Diagnose wurde anhand
des RUCAM (Roussel Uclaf Causality Assessment Method) und Expertenmeinung gestellt.
Ein schwerer Verlauf war definiert als Notwendigkeit zur LT oder Tod. Prädiktoren
für einen schweren Verlauf wurden mittels Grenzwertoptimierungskurven und Youden-Index
identifiziert.
Ergebnisse 14 der 33 Patienten (42 %) hatten einen schweren Verlauf im Sinne von Notwendigkeit
zur LT (n=11, 33 %) oder Tod (n=3, 9 %). Es zeigte sich eine Assoziation mit niedrigen
Thrombozyten- und Cholinestaserase- (CHE) Werten sowie höherem INR und MELD (Model
for End-Stage Liver Disease) zu dem Zeitpunkt der Diagnose des Leberschadens (AUROC
[area under the receiver operating characteristic curve] > 0.70). Hervorzuheben ist
die CHE, welche bei einem cut-off von > 4.1 kU/L mit einer Sensitivität und Spezifität
von 77 % bzw. 73 % zwischen Überleben und LT/Tod unterscheiden konnte. Kombinierte
Scores zeigten eine noch bessere diagnostische Wertigkeit: Sowohl INR/CHE als auch
INR/(CHE*Thrombozyten) und MELD/(CHE*Thrombozyten) zeigten eine AUROC von 0.91 und
insbesondere INR/(CHE*Thrombozyten) und MELD/(CHE*Thrombozyten) hatten ein hohes Diskriminierungspotential
mit einer positiven Likelihood-Quotienten (LRQ) von 13.8 und einem negativen LRQ von
0.08.
Schlussfolgerung Bei Diagnose einer akuten Leberschädigung sind INR, MELD Score, niedrige CHE- und
Thrombozytenwerte und insbesondere die Kombination dieser Parameter signifikant mit
einem schweren Verlauf eines medikamentös-induzierten ALV assoziiert. Solche Patienten
sollten somit frühzeitig für eine LT evaluiert werden.