Einleitung Ösophagusvarizen werden bei 40-60% der Patienten mit Leberzirrhose diagnostiziert.
Neben einer medikamentösen Therapie mit nicht selektiven Betablockern ist die Therapie
der Wahl die endoskopische Gummibandligatur. Nach 4-6 Wochen wird eine Kontrollendoskopie
empfohlen.
Ziele Ziel der Analyse ist die Untersuchung der Therapieadhärenz und des klinischen Verlaufs
von Patienten nach Ösophagusvarizenligaturen in der Primär- und in der Sekundärprophylaxe.
Methodik Es erfolgte eine retrospektive Analyse von Patienten mit Ösophagusvarizenligaturen
in dem Zeitraum von 2010-2020 am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck.
Der Einschluss erfolgte über eine Interventionsabfrage der Endoskopie-Datenbank.
Ergebnisse Insgesamt wurden 140 Patienten eingeschlossen. Die Mehrheit der Patienten war männlich
(72,3%). Das mediane Erkrankungsalter war 57 Jahre (IQR: 51-68 Jahre). Bei 104 Patienten
(79,4%) war die Lebersynthese stark eingeschränkt (Child-B- bis C-Zirrhose).
Innerhalb der Erstintervention erfolgte n=66 (46,8%) elektiv und n=74 (52,5%) bei
akuter Ösophagusvarizenblutung. Im Gesamtkollektiv erfolgten bei 41,6% der Patienten
(n=32) Kontrollendoskopien nach 4-6 Wochen. Patienten mit elektiv geplanter endoskopischer
Kontrolle wurden signifikant häufiger re-endoskopiert als die Notfallkohorte (75,8%
vs. 24,2%; p< 0,001) und erhielten entsprechend signifikant häufiger eine Re-Ligaturbehandlung
(53,0% vs. 27,0%; p=0,002).
In der Subgruppe der Notfallpatienten erhielten lediglich 27,0% der Patienten eine
folgende, konsolidierende Ligaturbehandlung, die wiederum nur bei 35,7% dieser Fälle
im empfohlenen Zeitintervall lag.
In der Subgruppe der elektiven Patienten war der Anteil der Patienten mit einer erneuten
Ligaturbehandlung im Verlauf mit 53,0 % signifikant höher als in der Notfallgruppe
(p=0,002).
Innerhalb der ersten 6 Wochen nach Ligatur sind in der Elektivgruppe 12 (18,1%) und
in der Notfallgruppe 30 (40,5%) Patienten verstorben.
Schlussfolgerung Insbesondere Patienten mit Gummibandligatur bei akuter Varizenblutung haben eine
sehr eingeschränkte Prognose und erscheinen zum Großteil nicht zur Kontrollendoskopie.
Dieses Ergebnis betont die Wichtigkeit einer sorgfältigen Indikationsprüfung zum früh-elektiven
TIPS bei diesen Patienten.