Quelle: SPRINT Research Group, Wright JT Jr, Williamson JD, Whelton PK et al. A randomized
trial of intensive versus standard blood-pressure control. N Engl J Med 2015; 373:
2103–2016
Thema: Der optimale therapeutische Zielwert bei Bluthochdruck ist derzeit nicht genau festlegbar.
Aktuell werden Blutdruckwerte in Ruhe von unter 140/90 mmHg angestrebt, für ältere
Patienten (60–80 Jahre) kann der systolische Wert auch bis zu 150 mmHg betragen. Für
Patienten mit Nierenerkrankung wird der gleiche Bereich angegeben, in einzelnen Leitlinien
aber auch geringere Werte von 130/80 mmHg. Die genauen Zielwerte sind aber weiterhin
in Diskussion.
Projekt: In einer Studie, welche 9061 Patienten einschloss, die einen systolischen Blutdruck
von mindestens 130 mmHg und gleichzeitig ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko (jedoch
ohne Diabetes) hatten, wurde entweder ein systolischer Blutdruck von unter 140 mmHg
angestrebt (Standardtherapie) oder ein systolischer Blutdruck von unter 120 mmHg (intensivierte
Therapie). Als Endpunkte wurde das Auftreten eines Herzinfarktes, eines Koronarsyndroms,
eines Schlaganfalles, einer Herzschwäche oder Todesfälle aufgrund von kardiovaskulären
Erkrankungen genommen.
Ergebnisse: Nach einem Jahr fand sich in der Gruppe der Patienten, welche intensiviert behandelt
wurden, systolisch ein Blutdruck von 121,4 mmHg, in der Standardbehandlungsgruppe
ein Blutdruck von systolisch 136,2 mmHg. Die Intervention wurde frühzeitig nach einem
Median von 3,26 Jahren beendet, da der primäre Endpunkt in der intensivierten Gruppe
deutlich seltener erreicht wurde: 1,65 % Ereignisse pro Jahr vs. 2,19 % pro Jahr.
Die Mortalität war in der intensivierten Gruppe deutlich geringer (0,73 mit einem
p-Wert von 0,003).
Fazit: Bei Patienten, welche ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatten
(mit Ausnahme Diabetes), wurde ein Zielblutdruck systolisch von 120 mmHg mit einer
deutlichen Verbesserung der Sterblichkeit, aber auch einer Minderung der Herz-Kreislauf-Komplikationen
erreicht.
Schlüsselwörter: Bluthochdruck – SPRINT-Studie – Blutdruckbehandlung – Standardschema – intensiviertes
Schema
Prof. Dr. Mark Dominik Alscher, Stuttgart
Kommentar
Die Ergebnisse der SPRINT[
1
]-Studie werden derzeit intensiv diskutiert [1]
[2]
[3]. In den letzten Jahren sind die Empfehlungen zur Blutdruckeinstellung häufig modifiziert
worden. Es bestand in den letzten Jahren ein Trend, diese zu immer höheren Werten
hin zu adjustieren. Hintergrund waren Ergebnisse großer Therapiestudien, welche aber
überwiegend an älteren Patienten, häufig mit Diabetes mellitus und bereits vorhandener
Makrokomplikation, vorgenommen wurden [4]. In der Studienpopulation der SPRINT-Patienten, war jedoch eine intensivere Blutdrucksenkung
mit einem deutlich besseren Überleben, aber auch weniger Auftreten von Herz-Kreislauf-Komplikationen
verbunden. Nimmt man diese Ergebnisse in Verbindung mit den Ergebnissen der Studien
zuvor, so unterstreicht dies die Notwendigkeit zur individualisierten Therapieabhängigkeit
von bereits bestehenden Begleiterkrankungen. Auch für die Blutdruckeinstellung gilt
ein individualisiertes Therapiekonzept. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird in naher
Zukunft eine Modifikation der Leitlinien zu erwarten sein.