Kein Zweifel: Die Leber ist mit bis zu 2 kg die größte Drüse des Körpers – jedenfalls
im
physiologischen Zustand. Mutet man ihr aber zu viele Aufgaben zu, so kann sie bei
einer
Steatosis hepatis pathologisch leicht die doppelte Größe annehmen. Eine Hepatitis
– sei sie
viraler oder nicht-viraler Genese – geht in bis zu 14 % in eine Zirrhose über. Und
als finaler
Endpunkt droht dann das Leberkarzinom, wovon immerhin jeder Vierte mit Zirrhose betroffen
ist.
Die Leber ist ein wichtiges Speicherorgan (u. a. Blut, Stärke und Vitamine wie B12 oder
D), neben der Niere das wichtigste Entgiftungsorgan (Schadstoffe aus Natur, Industrie
oder
Apotheke werden über die Galle ausgeschieden oder in eine wasserlösliche und damit
nierengängige
Form verwandelt) und als Syntheseorgan eine wahre natürliche Chemiefabrik (u. a.
Gerinnungsfaktoren, Eiweiße, Stärke, Zucker). Da ist es schon erstaunlich, dass die
konventionelle Medizin diesem „lebens“-wichtigen Organ im wahrsten Sinne des Wortes
(„Leber“ im
Deutschen und „liver“ im Englischen) so wenig Beachtung zuteilwerden lässt.
Gibt es eigentlich noch den Schwerpunkt der Inneren Medizin mit Namen „Hepatologie“?
Während
Gebiete wie Gastroenterologie oder Kardiologie einen wahren Boom feiern, dümpelt die
Hepatologie
– so sie überhaupt noch gelehrt wird – doch recht still vor sich hin. Vielleicht liegt
dies
daran, dass es in der Roten Liste zwar ein eigenes Kapitel „Hepatika“ gibt, aber schauen
Sie
sich die Medikamente doch einmal an. Es gibt zahlreiche Phytotherapeutika, viele Homöopathika
und einige Orthomolekularia – aber kein einziges patentierfähiges Pharmakon. Vielleicht
ist das
der Grund für den Niedergang der Hepatologie – die Pharmaindustrie hat schlichtweg
kein
Interesse daran (teure Virostatika und Biologika für virale Hepatitiden stehen in
ganz anderen
Kapiteln).
Diese Ausgabe soll Ihnen einen Überblick über wichtige Lebererkrankungen geben. Die
unterschätzte
„Volkskrankheit nichtalkoholische Fettleber“ wird angemessen behandelt. Und was Sie
mit dem
Nährstoff Omega-3-Fettsäuren bei chronischer Hepatitis C bewirken können, werden Sie
auch
erfahren. Nicht-Leber-Themen wie Multiple Sklerose, Restless Legs oder Nährwertprogramme
runden
dieses Heft ab.
Ich behaupte allen Ernstes: Je komplexer ein Organ, ein System oder eine Krankheit
ist, umso
weniger werden monokausale Lösungen greifen. Vielmehr ist hier wirklich ganzheitliches
Denken
und Handeln gefragt. Die Leber und ihre Störungen sind geradezu ein Paradebeispiel
dafür.
In der Hoffnung, dass Ihnen beim Lesen dieser Leber-Ausgabe keine Laus über selbige
läuft, wünsche
ich Ihnen viel Spaß und Erkenntnisgewinn.
Herzlichst,
Dr. Volker Schmiedel
Paramed/Baar (Schweiz)
v.schmiedel@paramed.ch