Bisher liegen nur wenige Daten vor, die auf einen
Zusammenhang zwischen Rosazea und Depressionen bzw.
Angststörungen hinweisen. A. Egeberg, Kopenhagen, und
Kollegen gingen dieser Vermutung nach und werteten dazu die
Daten dänischer Register aus. Sie fanden die Hinweise auf ein
zunehmendes Risiko dieser psychischen Erkrankungen in ihrer
Studie bestätigt.
Dermatology 2016; 232: 208–213
Rosazea ist in erster Linie auf eine neurovaskuläre
Dysregulation und neurogene
Entzündung zurückzuführen. Die betroffenen
Patienten leiden aufgrund der damit
verbundenen kosmetisch unangenehmen
Hautveränderungen, v. a. im Gesicht,
häufig unter mangelndem Selbstwertgefühl
und einer verminderten Lebensqualität.
Die dänischen Dermatologen wollten
wissen, ob dieser Zustand zu erstmals
auftretenden Depressionen und Angststörungen
führen kann.
Im Rahmen ihrer Kohortenstudie werteten
sie das in nationalen Registern vorliegende
Datenmaterial aller dänischen Bürger
im Alter über 18 Jahren aus. Mit Antidepressiva
oder Anxiolytika behandelte
Patienten sowie solche mit prävalenter
Rosazea und unvollständigen Angaben
waren ausgeschlossen. Die Studie umfasste
somit ursprünglich 4 632 341 Personen.
Aus diesem Personenkreis bestimmten
die Forscher die Inzidenzraten pro 1000
Personenjahren (IR) und berechneten die Inzidenzratenverhältnisse (IRR) anhand
eines Poisson-Regressionsmodells.
Im Verlauf des maximalen Nachbeobachtungszeitraums
identifizierten die Dermatologen
55 437 Patienten mit inzidenter
Rosazea. Von diesen litten 30 725 an
leichter und 24 712 an mäßiger bis schwerer
Rosazea. Deren mittleres Alter betrug
41,3 bzw. 38,1 Jahre. Die übrigen 4 576 904
Personen (mittleres Alter 37,7 Jahre)
dienten als Referenzpopulation.
Während die Inzidenzrate für Depression
pro 1000 Personenjahren bei der Referenzpopulation
bei 15,20 lag, betrugen
diese Raten bei Personen mit leichter Rosazea
32,78 und mit mäßiger bis schwerer
Rosazea 34,26. Die entsprechenden vollständig
adjustierten IRR-Werte lagen bei
leichter Rosazea bei 1,89 und bei mäßiger
bis schwerer Rosazea bei 2,04.
Auch in Bezug auf Angststörungen waren
die Inzidenzraten pro 1000 Personenjahren bei Rosazea-Patienten deutlich erhöht.
Im Vergleich zur Referenzpopulation
(IR = 22,15) lagen sie bei denen mit
leichter bei 48,77 und mit mäßiger bis
schwerer Rosazea bei 49,05. Die entsprechenden
vollständig adjustierten IRR betrugen
für Angststörungen entsprechend
1,8 (leichte Rosazea) bzw. 1,98 (mäßige
bis schwere Rosazea)
Das Risiko von Angststörungen oder Depressionen
war bei Männern und Frauen
deutlich erhöht. Ein niedriger sozioökonomischer
Status schien das Risiko von
Depressionen bei Patienten mit mäßiger
bis schwerer Rosazea zu begünstigen. Ein
Trendtest für die Assoziation zwischen sozioökonomischem
Status und Depressionen
bestätigte diesen ursprünglichen Befund
bei Patienten mit mäßiger bis schwerer
Rosazea. Eine Altersstratifizierung der
Ergebnisse ergab, dass das höchste Risiko
von Angststörungen und Depressionen
bei jüngeren Patienten beider Geschlechter
zu beobachten war.
Die Ergebnisse dieser dänischen Kohortenstudie
lassen darauf schließen, dass
bei Patienten mit Rosazea ein von der
Schwere der Erkrankung abhängiges erhöhtes
Risiko von erstmals auftretenden
Depressionen und Angststörungen besteht.
Dieser Befund unterstreicht nach
Ansicht der Autoren die Bedeutung einer
holistischen Herangehensweise bei der
Bewertung und Behandlung von Patienten
mit dermatologischen Erkrankungen.
Sie halten weitere Studien für erforderlich,
um in diesem Zusammenhang
die zugrundeliegenden Mechanismen
und die Behandlungseffekte auf Rosazea
besser verstehen zu können.