Kreuter M, Costabel U, Herth F, Kirsten D.
Seltene Lungenerkrankungen.
Berlin: Springer Verlag; 2016. 446 S., 144 Abb., 89,99 €
ISBN: 978-3-662-484-180
Beginnen wir mit dem Titel: Ist er gelungen? Eher nicht, denn wen interessiert wirklich
das Seltene außer ein paar Experten? Doch dieser Schluss geht fehl. Denn zum einen
werden keineswegs nur seltene Erkrankungen behandelt (auch die Sarkoidose, exogen-allergische
Alveolitis usf.). Zum anderen sind die behandelten Erkrankungen überwiegend sehr wichtige,
v. a. in der Pneumologie. „Selten“ sollte wohl eher heißen: Erkrankungen, von denen
viele zu wenig oder nichts wissen. Dies trifft nun wohl schon eher den Punkt; man
müsste nur hinzufügen: aber unbedingt wissen sollten, da sich große diagnostische
und therapeutische Potenziale ergeben haben, die im Interesse der Erkrankten gewahrt
werden sollten.
Und hier sind wir bei den Stärken des Buchs: Es liefert in 39 Kapiteln hochaktuelle
und gut präsentierte Informationen, ausgewogen und praxisrelevant. Beginnend mit einem
allgemeinen Teil, der die Grundzüge der Diagnostik, aber auch der medikamentösen Therapie
und der Auswahl zur Lungentransplantation umfasst, werden alle sog. interstitiellen
Erkrankungen behandelt, dazu aber auch „seltene“ Asthmaformen, die pulmonale Hypertonie,
die Mukoviszidose, das Alpha-1-Antitrypsinmangel-Syndrom, die Zilienerkrankungen und
Lungenbeteiligungen bei einer Vielzahl von Erkrankungen.
Einige Beiträge sind auffällig deutlich elaborierter und liefern mehr als Basisinformationen
(z. B. das Kapitel ABPA, Amyloidose). Alle Kapitel halten ein vergleichbares Niveau
der Strukturierung, Anschaulichkeit und Aktualität.
Das Bildmaterial ist grundsätzlich gut ausgesucht; leider ist jedoch bei vielen Abbildungen,
die eine Milchglasverschattung darstellen sollen, kein oder kaum Milchglas zu erkennen.
Grundsätzlich aber mag man den Herausgebern und 55 Autoren gratulieren zu diesem sehr
lesenswerten und lesefreundlichen Band, der Internisten und Pneumologen gleichermaßen
eine Quelle der Information und des Lesevergnügens sein wird, obendrein auch auf dem
Tisch der Ambulanz liegen und als kurze Referenz genutzt werden kann.
Prof. Santiago Ewig, Bochum