Noch kurz vor Ende des vergangenen Jahrhunderts galt die koreanische Halbinsel als
malariafrei: Die Demokratische Volksrepublik Korea im Norden hatte diesen Status Anfang
der 1970er Jahre erhalten, im Süden folgte die Republik Korea 1979. Doch nicht einmal
15 Jahre später, 1993, wurden im Norden Südkoreas nahe der demilitarisierten Zone
bereits wieder erste Malariainfektionen registriert. Zunächst waren es nur Einzelfälle.
Doch 1997 meldete dann auch Nordkorea erstmals wieder autochthone Infektionen, auch
hier vor allem entlang der demilitarisierten Zone.
Rapider Anstieg in Nordkorea
Rapider Anstieg in Nordkorea
Nun folgte ein rapider Anstieg der Fallzahlen in beiden Ländern. Der Höhepunkt wurde
2001 erreicht, als es in Nordkorea – je nach Quelle – schätzungsweise zwischen 140 000
und 300 000 Erkrankte gab (genaue Aussagen zu den Fallzahlen sind hier nur schwer
möglich, da kein landesweites Meldesystem vorhanden ist). Betroffen waren in Nordkorea
mittlerweile alle Landesteile außer der äußerste Nordosten, wobei nach wie vor der
Großteil der Infektionen entlang der demilitarisierten Zone im Süden auftrat. In Südkorea
waren die Fallzahlen deutlich niedriger (wenige tausend Fälle) und beschränkten sich
nach wie vor auf das Grenzgebiet.
Hervorgerufen wurde der deutliche Anstieg zur Jahrtausendwende vor allem durch starke
Regenfälle, die zu lange andauernden Überschwemmungen und somit optimalen Lebensbedingungen
für die malariaübertragenden Mücken führten. Hinzu kam, dass diese Mücken bereits
von der in den 1990er Jahren stark vorangetriebenen Abholzung der Wälder und Umstellungen
im Bewässerungssystem der Reisfelder profitiert hatten. Auch hatte vor allem Nordkorea
aufgrund von wirtschaftlichen Problemen und den zeitgleich auftretenden Überschwemmungen
erst spät auf die sich entwickelnde Epidemie reagiert.
Weniger Fallzahlen durch verstärkte Maßnahmen
Weniger Fallzahlen durch verstärkte Maßnahmen
Erst nach dem Jahr 2001 gab es in Nordkorea verstärkte Bemühungen, die Malaria wieder
unter Kontrolle zu bekommen. Mit von der WHO und dem globalen Fonds zur Bekämpfung
von AIDS, Tuberkulose und Malaria bereitgestellten Mitteln konnten in den folgenden
Jahren auch deutliche Erfolge erzielt und die Fallzahlen in Nordkorea auf etwa 10 000
bis 20 000 jährlich gesenkt werden.
Auch Südkorea unterstützte in den Jahren 2001 bis 2009 den nördlichen Nachbarn mit
Moskitonetzen, Insektiziden, Laborbedarf und Arzneimitteln. Die politischen Spannungen
zwischen den beiden Ländern verhindern jedoch eine offizielle Zusammenarbeit zur Ausrottung
der Malaria. Lediglich auf regionaler Ebene gab es auch nach 2009 noch einzelne Kooperationen,
so zum Beispiel eine Zusammenarbeit zwischen der südkoreanischen Provinz Gyeonggi-do
und Nordkorea in den Jahren 2008 bis 2012. Im Jahr 2007 registrierte Gyeonggi-do noch
mehr als 1000 Malariafälle. Allein im ersten Jahr der Kooperation, bei der unter anderem
Moskitonetze in den Norden geliefert und Maßnahmen zur Moskitobekämpfung zwischen
den beiden Ländern koordiniert wurden, konnte die Zahl mehr als halbiert werden. Im
Jahr 2013 wurden schließlich nur noch 228 Fälle registriert. Doch seit dem Ende der
Zusammenarbeit steigen die Fallzahlen wieder an, 2014 zunächst auf 311, vergangenes
Jahr dann auf 417.
Anzahl der Mücken erhöht sich wieder
Anzahl der Mücken erhöht sich wieder
Es gibt Hinweise darauf, dass sich die Zahl der Anopheles-Mücken nördlich der Grenze
seit 2012 wieder deutlich erhöht hat, was die Anstrengungen des Südens, die Malaria
einzudämmen, zunichte macht. Für die eigentlich bis 2017 angestrebte Ausrottung der
Malaria in Korea wäre es unbedingt notwendig, dass Nordkorea wieder verstärkt die
Moskitobestände bekämpft und dafür auch die notwendigen Mittel erhält. Eine erneute,
eigentlich schon für das Jahr 2015 geplante Kooperation zwischen Gyeonggi-do und dem
Norden ist jedoch zunächst erst einmal gescheitert, da sich die Spannungen zwischen
beiden Ländern in den letzten Monaten durch einen Atom- und mehrere Raketentests wieder
verschärft haben.
Quellen: WHO, promed, Global Health Group der University of California San Francisco